Das Zittern geht weiter
Während IG Metall und Betriebsrat weiter mit Ledvance über die angekündigte Werksschließung verhandeln, schauen sich erste Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt um
Die Schließung des LedvanceStandorts Augsburg scheint unwiderruflich. Zumindest wenn es nach Rüdiger Tibbe geht, beim Lampenhersteller verantwortlich für die Unternehmensreform. Mehr als deutlich hatte er im Interview mit unserer Zeitung verkündet, von dieser Entscheidung nicht abrücken zu wollen.
Mancher Ledvance-Mitarbeiter ist deshalb kampfmüde und gibt die Hoffnung auf eine Standortrettung auf. „Da ist aus meiner Sicht nichts mehr zu machen“, erzählt ein älterer Mann am Werkstor in der Berliner Allee. Seinen Namen will er nicht nennen. Er wolle nicht als Nestbeschmutzer gelten, sagt er. Aber auch Kollegen würden sich bereits nach einer beruflichen Alternative umsehen. „Sie verlassen sich wie ich nicht mehr allein auf die Standortrettung sondern gehen aktiv einen Job-Wechsel an“, erzählt er. Dabei kämen Themen wie Vertragsauflösung oder Abfindungen zur Sprache. Hier würde er sich mehr Aufklärung seitens Betriebsrat und Gewerkschaft wünschen.
Den Arbeitnehmervertretern sind diese Überlegungen durchaus bekannt. „Einzelne Mitarbeiter kommen mit diesen Fragen auf uns zu“, bestätigt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, Michael Leppek. Man nehme diese Bedürfnisse ernst und vermittle entsprechenden Beistand. Natürlich müsse niemand bei Ledvance bleiben und der Betriebsrat sei gesetzlich verpflichtet, bei einer angekündigten Schließung am Ende auch über Abfindungen und weitere soziale Leistungen mit dem Arbeitgeber, also einen Sozialplan, zu verhandeln. Doch so weit sei man schlichtweg noch nicht. „Vor diesem Schritt stehen Verhandlungen über Alternativen wie beispielsweise eine Fortführung der Betriebstätigkeit. In diesem Stadium sind wir jetzt und unterstützen den Betriebsrat dabei“, so Leppek.
Das sei auch im Sinne der Mehrheit der Belegschaft. Daran habe auch der Austritt von Ledvance aus dem Arbeitgeberverband nichts geändert, sagt seine Kollegin Angela Steinecker.
Leppek und seine Mitstreiter geben den Kampf noch lange nicht auf und glauben weiterhin an eine positive Wende bei Ledvance. „Wir haben noch im letzten Jahr Eckpunkte mit Ledvance für eine sich betriebswirtschaftlich rechnende Fortführung vereinbart. Deswegen glauben wir an eine Zukunft für den Standort“, begründet Leppek das Vorgehen. Dass Rüdiger Tibbe an der Schließung festhält, ohne vorher konkret die Zukunftsfähigkeit des Standorts geprüft zu haben, bezeichnet der Gewerkschafter als „unverantwortlich“. In diesem Punkt stimmt ihm auch der Mann am Werkstor zu und meint: „Auch wenn ich nicht mehr an eine Rettung glaube, ist es schön, zu sehen, wie sich Gewerkschaft und Betriebsrat einsetzen.“
Gewerkschaft glaubt an Zukunft des Standorts