Schwabmünchner Allgemeine

Ein Busbahnhof und viele Probleme

Wer von Augsburg aus mit dem Fernbus in die Welt will, beginnt seine Reise oft unter widrigen Umständen. Es gibt keine Toiletten, kaum Parkplätze und die Haltebucht für die Busse ist zu klein. Kann das geändert werden?

- VON INA KRESSE »Kommentar

Die Internet-Rezensione­n über den Busbahnhof in Oberhausen, Augsburgs Anlaufstel­le für Fernbusse, sind meist niederschm­etternd. Von einem der schlechtes­ten Busbahnhöf­e in ganz Deutschlan­d ist da etwa die Rede. Polizei, Busunterne­hmer und Privatbetr­eiber des örtlichen Kiosks sagen selbst, dass dringend etwas passieren muss. Die Stadt kündigt zumindest eine kleine Verbesseru­ng der Situation an.

Der Fernbushal­t liegt im Industrieg­ebiet von Oberhausen-Nord, in der Nähe des Park-and-ride-Platzes an der Tramlinie 4. Von hier aus fahren Flixbusse durch ganz Deutschlan­d weiter. Fernbusse bringen Passagiere durch Europa. Der Standort an sich liegt gut: Die Busse haben es nicht weit zur Autobahn A 8 oder zur B 17. Mit der Straßenbah­n ist eine Anbindung zur Innenstadt vorhanden. Der Busbahnhof ist für viele eine wichtige Anlaufstel­le. Fernbusse sind längst zu einer günstigere­n Alternativ­e zur Bahn geworden. Rund 80 Busse sollen täglich Augsburg anfahren, am Wochenende sind es laut Autobahnpo­lizei sogar gut 300. Eines der Probleme: Die Haltestell­e ist im Prinzip nur eine größere Parkbucht. Sie platzt oft aus allen Nähten.

„Großes Chaos bei mehr als zwei gleichzeit­ig ankommende­n Bussen“, lautet eine Bewertung im Internet auf Google. Karl Manger und Franz Schmid von der Autobahnpo­lizei Gersthofen können das bestätigen. „Der Busbahnhof gehört dringend ausgebaut. Allein die Zufahrt müsste geändert werden.“Die Beamten und ihre Kollegen kontrollie­ren hier täglich, damit die Situation geordnet bleibt. Lässt es ihre Zeit zu, schauen sie mehrmals am Tag vorbei. Dann werden nicht nur die technische Sicherheit der Busse oder die Ruhezeiten der Fahrer überprüft, sondern auch, ob Privatauto­s die Parkbucht anfahren. Das ist nämlich verboten.

Einmal in die Haltestell­e hineinfahr­en kostet 20 Euro. Dort anhalten, um jemanden mit seinen Koffern aussteigen zu lassen, gar 30 Euro. Die Polizei muss aufgrund des Platzmange­ls so streng sein. „Unser Wunsch wäre, statt des angrenzend­en Grünstreif­ens eine Kurzparkzo­ne einzuricht­en“, sagt Polizist Manger. Etwas entfernt gibt es zwar den Park-and-ride-Platz der Tramlinie 4, aber auch der sei oft voll. Nada Spoljaric-Plesa, die mit Ehemann Ivica seit fünf Jahren das angrenzen- Kiesareal gepachtet hat, hätte da einige Wünsche. Die Unternehme­r, die auch eine eigene Buslinie haben, betreiben auf dem Privatgelä­nde ein Büro, einen kleinen Kiosk mit Imbiss und einen Toiletten-Container. Für die paar Parkplätze dort verlangen sie zwei Euro pro Stunde. Nada SpoljaricP­lesa findet die Bedingunge­n untragbar.

Bislang gebe es an der Haltestell­e keine Unterstell­möglichkei­ten für die wartenden Fahrgäste. „Das ist ein großes Problem, vor allem wenn Busse Verspätung­en haben.“Bei Schnee oder Regen suchten viele vor ihrem Kiosk Unterschlu­pf. „Das geht aber nicht. Sonst kommt keiner mehr zu mir durch. Wenn ich dann was sage, bin ich die Böse.“Auch die Passagiere bemängeln bislang das Fehlen von Unterstell­möglichkei­ten. „Leider ein Schandflec­k in einer sonst schönen Stadt. Kein Schutz vor Wind Wetter“, lautet ein weiterer Kommentar im Internet. Nächstes Problem: Außerhalb der Öffnungsze­iten der Privatbetr­eiber gibt es für Reisende keine Toiletten. SpoljaricP­lesa und ihr Mann ärgerten sich schon oft über Wildbiesle­r. „Was meinen Sie, wie das im Sommer hier riecht.“Augsburg sei die drittgrößt­e Stadt in Bayern, betont die Unternehme­rin. „Das ist doch traurig, dass wir als Privatunte­rnehmer an einem Busbahnhof für Toiletten sorgen müssen.“

Bei der Stadt weiß man, dass die Umstände am Busbahnhof „sicherlich verbesseru­ngswürdig“sind. Seit rund fünf Jahren gibt es Überlegung­en, wie das Areal besser gestaltet werden kann. Von fünf Bahnsteige­n war die Rede, von einer Toilettena­nlage, Unterstell- und Informatio­nsmöglichk­eiten und Stellplätz­en. Genannter Kostenpunk­t dade mals: 965000 Euro. Lediglich vier Bänke wurden bislang aufgestell­t. Es fehle an finanziell­en Mitteln, aber vor allem an der Grundstück­sverfügbar­keit, heißt es von Seiten der Stadt. Zudem sei das Areal an der Haltestell­e kein städtische­s Grundstück. „Es gibt jedoch Überlegung­en, im Rahmen unserer finanziell­en Möglichkei­ten das Grundstück zu erwerben“, sagt Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber auf Nachfrage. Zumindest eine konkrete Verbesseru­ng steht an: Im Januar wurde ein Fahrgastun­terstand bestellt. Aufgrund der Lieferzeit geht man davon aus, dass er im April aufgestell­t werden könne. Laut Gunther Höhnberg vom Tiefbauamt soll dieser knapp über sechs Meter lang und etwa 1,55 Meter breit sein. „Darin sind zwei Bänke mit acht Sitzplätze­n geplant.“

Es werde Zeit, dass etwas passiert, schimpft Josef Weisenburg­er von der Reiseagent­ur Pletl-Reisen, die Busfahrten nach Rumänien anbietet. Weisenburg­er steht jeden Tag am Busbahnhof, um die eigenen Passagiere den richtigen Bussen zuund zuordnen, wie er erzählt. „Ich habe manchmal 15 Fahrgäste auf einmal. Die kann ich doch nicht alle bei Regen zu Frau Plesa in den Kiosk schicken.“Der 32-jährige Rami Khouri wartet auf seinen Bus nach Frankfurt. Er friert. „Hier gibt es keinen warmen Platz. In anderen Städten sind die Busbahnhöf­e besser.“

 ?? Fotos: Silvio Wyszengrad ?? Die Haltestell­e für die Fernbusse in Augsburg ist nicht viel mehr als eine große Parkbucht. Wenn auf einmal mehrere Busse ankommen bzw. abfahren, wird es eng. Auch sonst stimmt die Infrastruk­tur nicht, was viele Nutzer des Busbahnhof­s ärgert.
Fotos: Silvio Wyszengrad Die Haltestell­e für die Fernbusse in Augsburg ist nicht viel mehr als eine große Parkbucht. Wenn auf einmal mehrere Busse ankommen bzw. abfahren, wird es eng. Auch sonst stimmt die Infrastruk­tur nicht, was viele Nutzer des Busbahnhof­s ärgert.
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