Koffer mit Köpfchen
Innovation Anti-Diebstahl-Alarm, GPS-Tracking, Ladegerät – das Reisegepäck von morgen hat mehr zu bieten als Rollen
Sie folgen einem auf Schritt und Tritt, wiegen sich selbst oder lassen sich von zu Hause aus einchecken. Die Digitalisierung macht auch vor Koffern nicht Halt. Immer häufiger rollen an Flughäfen sogenannte Smart Bags über das Gepäckband. Bei Lufthansa sind es bis zu 100 Stück pro Tag. Doch nicht jedes Modell hat dieselben Funktionen. ● Handy laden Damit Reisende auch im Urlaub jederzeit erreichbar sind, gehört ein batteriebetriebener USBAnschluss fast schon zur Grundausstattung eines digitalen Gepäckstücks. Über diesen lässt sich das Smartphone je nach Kofferherstellern bis zu fünfmal laden. Bei einigen Modellen kann die Ladestation auch entnommen und unabhängig vom Koffer genutzt werden. ● Koffer orten Über eine App auf dem Smartphone ist der Reisende mit seinem Koffer verbunden. Anhand von GPS-Daten oder Bluetooth kann das Gepäck geortet werden. Das funktioniert aber nicht überall. Oft reicht eine zu große Distanz oder ein Gebäude, um die Verbindung zu unterbrechen. Die Funktion schützt vermutlich auch davor, dass der Koffer woanders landet als sein Besitzer. ● Sicherheit Um das Gepäck vor Diebstahl zu sichern, ist in manch smartem Koffer ein Sensor verbaut. Der schlägt Alarm, wenn sich der Besitzer zu weit entfernt. Wer das Sicherheitsgefühl noch steigern möchte, kann sich einen Koffer mit digitalem Schloss kaufen. Das lässt sich nur mit biometrischem Fingerabdruck öffnen und schließen. Um sein Gepäck auch im Dunkeln zu sehen, sind manche Smart Bags mit LED-Leuchten ausgestattet. ● Eingebaute Waage Wenn das Gepäck am Flughafen zum ersten Mal auf der Waage landet, folgt oft die böse Überraschung. Um sich nicht hektisch fünf Pullover überstülpen zu müssen, um durch den Check-in zu gelangen, haben einige Smart Bags die Waage direkt im Griff integriert. Über eine App wird dem Reisenden das Gewicht auf dem Smartphone angezeigt, wenn der Koffer angehoben wird. ● Integrierter Arbeitsplatz Um die Wartezeit am Flughafen zu verkürzen, lassen sich manche Koffer zum Arbeitsplatz umfunktionieren. Im Koffer der Marke Barracuda ist ein ausklappbarer Tisch inklusive Ge- verbaut. Das Modell des Herstellers Samsara kann dank seiner ebenen Aluminium-Oberfläche direkt als Tisch genutzt werden. ● Platz sparen Auch für Reisende, die in kleinen Hotelzimmern übernachten, gibt es eine Lösung auf dem Smart-Bag-Markt. Der Koffer von Néit lässt sich so stark zusammenklappen, dass er laut Hersteller nur noch bis zu 30 Prozent seines ursprünglichen Volumens umfasst. Zudem lässt er sich am Griff wie ein Kleiderhaken aufhängen. ● Schnelles Einchecken Der deutsche Hersteller Rimowa entwickelte einen Koffer, der bequem von zu Hause aus über die App der entsprechenden Airline eingecheckt werden kann. Mit einem Klick werden die Daten der digitalen Bordkarte vom Smartphone aus via Bluetooth an den Koffer übermittelt. Dieser ist mit einem Display ausgestattet, auf dem die Gepäckdaten angezeigt werden. Am Flughafen kann der Koffer direkt auf das Gepäckband gestellt werden. So spart man sich das Warten am Check-in-Schalter. Die Daten sind vor Feuchtigkeit und Erschütterung geschützt und können im Gegensatz zum Papieranhänger nicht abreißen. Bisher benicht stehen Kooperationen mit den Fluggesellschaften Lufthansa, Eva Air, Swiss und Austrian. ● Elektronischer Anhänger Ähnlich funktioniert der kürzlich eingeführte Bagtag. Der elektronische Gepäckanhänger ist so groß wie ein Smartphone und lässt sich an jeden Koffer anbringen. Der Reisende kann den Gepäckanhänger auf seinen Koffer kleben, schrauben oder ihn per Koffergurt festschnallen. Der elektronische Anhänger kann auf allen Flügen der Lufthansa Group genutzt werden. ● Selbstfahrender Koffer In den 1980er Jahren waren Rollen am Koffer revolutionär, weil sie das lästige Geschleppe ersetzten. Den Koffer von heute muss man nicht mal mehr ziehen. Das Modell der Marke Travelmate folgt dem Besitzer ganz von allein und weicht sogar Hindernissen aus. Über das Smartphone verbunden hält er mit 10 km/h Schritt, wenn es schnell gehen muss. ● Fahrbarer Untersatz Noch bequemer ist es, wenn der Koffer nicht nur selbst fährt, sondern den Besitzer transportiert. Einen solchen fahrbaren Untersatz inklusive Lenker und Bremse stellt die Firma Modobag her. Damit Reisende auch betränkehalter quem sitzen, wenn sie mit 13 km/h auf ihrem Koffer zum Gate fahren, lassen sich Fußstützen ausklappen. ● Preis Die günstigsten Smart Bags gibt es ab 200 Euro. Für fahrbare Koffer müssen Reisende bis zu 1200 Euro in die Hand nehmen. ● Einschränkung Einige Airlines, darunter Korean Air, American Airlines, Delta und Alaska Airlines sowie Quantas und Virgin Australia verbieten die Mitnahme von Smart Bags, in denen nicht herausnehmbare Ladegeräte oder Motoren mit Lithium-Ionen-Akkus verbaut sind. Denn sie sind leicht entzündbar und dürfen nur separat im Handgepäck mitgeführt werden.