Zimmer Service
Im Allgemeinen meide ich ja die Piazza San Marco, wenn ich nach Venedig fahre. Mir sind da einfach zu viele Menschen. Ständig rennt man gegen Selfiesticks und Pulks von der Schönheit des Platzes Überwältigter. Kann man ja verstehen. Aber diesmal wollte ich doch dort im Hotel Concordia übernachten. Das Haus hat 51 größere und winzige Zimmern, die sich über drei Gebäude aus dem 17. Jahrhundert erstrecken. On top hockt auch noch eine Altana, eine Art Balkon rein venezianischer Art, auf der sich ganz früher die Damen ihre schwarzen Haare getrocknet haben sollen, um das berühmte Tizianrot zu erreichen. Links vorbei am Markusdom schlüpfte ich durch eine schmale Gasse und betrat von hinten das Hotel, das seit drei Generationen von der Familie Beggiato geführt wird, der auch das tolle Hotel Metropole am Riva degli Schiavoni gehört. Mein Zimmer im dritten Stock war romantisch im venezianischen Stil, ja! Opulent. Mit Ausblick auf die Flanke der Basilica di San Marco und den gleichnamigen berühmten Platz. Einfach herrlich, ja überwältigend. So sah ich alles und war doch weit genug weg vom Gewusel. Die Menschenmenge war nur als ein Summen hörbar, aber die Glöckchen der umliegenden Gotteshäuser klingelten in ihrer jeweiligen Tonlage in mein Zimmerchen. Ehrlich gesagt, ich bin gar nicht mehr ausgegangen, habe es mir gemütlich gemacht auf dem Sofa in meiner Puppenstube, und als ich abends Hunger bekam, bin ich ins Hotelrestaurant „La Piazzetta“gegangen, mit Blick auf die, na was wohl: Basilica. Das Essen war köstlich, alle Angestellten von ausgesuchter Liebenswürdigkeit, und mein Abend war rundum gelungen. Danach habe ich mich noch mal durch die Hintertüre davongestohlen, weg von den Touristenlokalen hin zu den stillen Plätzen. Bei Venedig muss man wirklich sagen: vorne Verdruss und hinten Genuss! Man muss es nur wagen. Nachts schwieg der große berühmte Platz. Frühmorgens nur Glockengeläut. Noch vor dem Frühstück war ich die Erste dort unten. Der Platz gehörte mir allein.