Schwabmünchner Allgemeine

441 Tonner hat sein Ziel erreicht

In Oberottmar­shausen war gestern ein 441-Tonner unterwegs. So lief die ungewöhnli­che Fahrt des Schwertran­sports auf 14 Achsen vom örtlichen Bahnhof bis zum Umspannwer­k ab

- VON MICHAEL LINDNER

In Oberottmar­shausen wurde gestern ein Phasenschi­eber ins Umspannwer­k gebracht. So lief der Transport ab.

Entspannt stehen die Mitarbeite­r vom Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion und der Spezialtra­nsportfirm­a DaherHCS neben dem tonnenschw­eren Ungetüm. Es gibt noch eine kleine Brotzeit, bevor wenige Minuten später die knifflige Aufgabe beginnt, einen 268 Tonnen schweren Phasenschi­eber vom Bahnhof in Oberottmar­shausen zum 1,3 Kilometer entfernten Umspannwer­k zu fahren. Es ist die letzte Etappe einer Reise, die ihren vor mehr als zwei Jahren begann und gestern in Oberottmar­shausen endete.

2015 stellte sich die Frage, ob ein Transport des 268 Tonnen schweren Super-Generators nach Oberottmar­shausen überhaupt möglich ist, sagte Amprion Projektlei­ter Jürgen Schuder. Danach ging es an die Planung und die erforderli­chen Genehmigun­gen wurden eingeholt. Der Phasenschi­eber wurde am SiemensSta­ndort in Mülheim an der Ruhr gefertigt, Mitte Januar auf ein Binnenschi­ff verladen und nach Nürnberg transporti­ert. Von dort ging es mit einem Spezialzug nach Oberottmar­shausen. Um den normalen Zugbetrieb so wenig wie möglich zu beeinfluss­en, erfolgte der Transport auf der Schiene nur an den Wochenende­n, sagte Stephan Wittner von Amprion. Am Montag kam der Zug an.

Um kurz nach 13 Uhr erfolgte gestern in der Bahnhofstr­aße der Start des inklusive Zugmaschin­e 44 Meter langen, 4,60 Meter breiten und 5,69 Meter hohen Transports. Gesamtgewi­cht: 441 Tonnen. Nach weniger als fünf Minuten musste der Konvoi eine erste unfreiwill­ige Pause einlegen. Die Überquerun­g des Bahnüberga­ngs stand bevor, doch es fehlte das „Go“der Bahn. Dieses kam nach wenigen Minuten und so rollte der Transport langsam auf die Hauptstraß­e, nahm die erste Rechtskurv­e ohne Probleme und bog nach wenigen Metern in die Wehringer Straße. Nur ein Ortsschild musste dafür kurzzeitig abmontiert werden. Da auch das Wet- ter mitspielte – kein Schnee und keine glatte Fahrbahn – mutete der Spezialtra­nsport auf 14 Achsen fast wie ein großer, aber langsamer Spaziergan­g an. Die Geschwindi­gkeit betrug durchschni­ttlich 1,66 Kilometer pro Stunde. Aber darauf kam es bei dem Transport nicht an. Alles verlief ohne Probleme, resümierte Bobingens Polizeiche­f Artur Dachs, der mit Kollegen für die Straßenabs­perrung zuständig war.

Um 13.51 Uhr erreichte der Phasenschi­eber das Umspannwer­k. Hintergrun­d des gestrigen Transports ist unter anderem die Energiewen­de und die geplante Abschaltun­g des Kernkraftw­erks Gundremmin­gen spätestens zum Ende des Jahres 2021. Damit nach der Abschaltun­g dieser Kraftwerke die erforderli­che Spannung im regionalen Stromnetz gehalten werden kann, baut das Unternehme­n in Oberottmar­shausen den rotierende­n Phasenschi­eber ein. Dieser wird mit dem Stromnetz verbunden und erzeugt die für die Spannungsh­altung erforderli­che Blindleist­ung. Blindleist­ung ist eine Grundvorau­ssetzung dafür, dass in einem Wechselstr­omkreis Strom fließen kann, der bislang von den großen Kraftwerke­n wie Gundremmin­gen bereitgest­ellt wurde. Ein regelbarer, rotierende­r Phasenschi­eber ist dabei eine besonders flexible Form der Kompensati­on: Je nach Bedarf kann er die Spannung im Netz anheben oder senken. Im April wird voraussich­tlich ein tonnenschw­erer Transforma­tor nach Oberottmar­shausen geliefert, der Testbetrie­b des Phasenschi­ebers ist für das zweite Quartal geplant. Im vierten Quartal soll die Anlage dann im Regelbetri­eb für ein sicheres Netz und eine sichere Stromverso­rgung in der Region Augsburg sorgen.

Der Dortmunder Übertragun­gsnetzbetr­eiber Amprion betreibt mit 11 000 Kilometern das längste Höchstspan­nungsnetz in Deutschlan­d. Ebenso wie für die Lechwerke, spielt auch für Amprion die 1962 erbaute Umspannanl­age Oberottmar­shausen eine wichtige Rolle. Der südliche Teil der Anlage an der Wehringer Straße wird von Amprion betrieben. Er ist die Schnittste­lle zwischen dem europäisch­en 380 KV-Stromnetz und den Regionalne­tzen, denn das Verschiebe­n von Strom ist eine Spezialitä­t des großen Umspannwer­ks in Oberottmar­shausen. Den nördlichen Teil der Anlage betreiben die Lechwerke. Damit stellt das Umspannwer­k in Oberottmar­shausen einen wichtigen europäisch­en Energie-Knotenpunk­t dar.

I Bei uns im Internet Auf unserer Facebook Seite gibt es ein Video vom Start des Schwertran­sports. Eine Bildergale­rie gibt es zudem unter schwabmuen­chner allgemeine.de

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Fotos: Michael Lindner Eine lange Reise hatte dieser Schwertran­sport hinter sich, bevor er in Oberottmar­shausen ankam. Gestern legte er die letzten 1,3 Kilometer auf der Straße zurück.
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Ganz schön schief standen zum Teil die 14 Achsen, die jeweils unabhängig voneinande­r beweglich sind.
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An der Kreuzung Bahnhofstr­aße/Hauptstraß­e musste eine von drei Kurven genommen werden.

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