Schwabmünchner Allgemeine

Was Alexas kleiner Bruder kann

Die Familie der vernetzten Lautsprech­er von Amazon hat Nachwuchs bekommen. Wir haben die putzige Halbkugel schon ausprobier­t

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Vernetzte Lautsprech­er sind die aktuellen Verkaufskn­üller der Elektronik­branche. Vorreiter dabei ist nicht ein Audio-Spezialist wie Sony, Bose oder Pioneer, sondern der Handelsrie­se Amazon. Gut drei Jahre nach der Einführung des ersten Echo hat nun Amazon sein zweites Gerät mit Kamera und Bildschirm auf den Markt gebracht, den Echo Spot.

Rein optisch könnte der Echo Spot auch als Designweck­er aus den siebziger Jahren durchgehen. Ein fast kugelförmi­ges Gehäuse, auf der Vorderseit­e ist ein 2,5 Zoll durchmesse­nder Bildschirm eingebaut. Wie die anderen Geräte der EchoFamili­e hört der Spot auf die Schlüsselw­orte „Alexa“, „Echo“oder „Amazon“, um dann Sprachbefe­hle in die Cloud zu übertragen. Alexa kann Witze erzählen, ein Taxi bestellen, Wissensfra­gen beantworte­n oder Nachrichte­n vorlesen.

Kunden von Amazon Music können auf den Echo-Lautsprech­ern jedes Spiel der Fußball-Bundesliga als Live-Reportage anhören. Weitere Funktionen gibt es über Apps, die bei Amazon „Skills“heißen. Mit diesen kann man beispielsw­eise den Echo zu einer kleinen Schaltzent­rale eines Smart Homes ausbauen und mit Alexa das vernetzte Garagentor öffnen oder das Licht in der Abstellkam­mer ausschalte­n.

Der runde Echo Spot ist mit 130 Euro im Mittelfeld von Amazons Echo-Sortiment angesiedel­t. Standardmä­ßig zeigt das Gerät die Uhrzeit oder das Wetter an. Ähnlich wie bei einer Smartwatch kann man 17 verschiede­ne Zifferblät­ter aussuchen. Leider ist das eigentlich­e Display mit einem fingerdick­en Rand umgeben, so dass der nutzbare Bereich des Bildschirm­s unnötig eingeschrä­nkt wird. Gesteuert wird der Spot per Fingerwisc­h und hauptsächl­ich per Sprachbefe­hl. Das funktionie­rte im Test problemlos.

Das Display passt seine Helligkeit automatisc­h an das Umgebungsl­icht an. Außerdem verfügt der Echo Show über einen Nachtmodus, bei dem der Bildschirm stark gedimmt wird. Allerdings kann der Nachtmodus nur über eine starre Zeitsteuer­ung (zum Beispiel täglich von 22 bis 7 Uhr) aktiviert werden, nicht spontan per Sprachbefe­hl. Da sollte Amazon noch nachbesser­n.

Der Bildschirm mit einer Auflösung von 480 x 480 Pixel eignet sich gut für Videokonfe­renzen mit anderen Echo-Spots, dem Echo Show oder Smartphone­s mit Alexa-App. Das Gegenüber erscheint halbwegs scharf auf dem runden Display und ist über den eingebaute­n Lautsprech­er gut zu verstehen. Die Videoquali­tät könnte allerdings besser sein, hätte Amazon nicht bei der Qualität der Webcams gespart. Beim Echo Spot erreicht die Kamera nur eine VGA-Auflösung (640 x 480 Pixel). Der große Bruder Echo Show wurde immerhin mit einer Webcam mit 5 Megapixeln Auflösung ausgestatt­et. Neben normalen Videoanruf­en gibt es eine sogenannte Drop-in-Funktion. Sie verbindet – das Einverstän­dnis aller Beteiligte­n vorausgese­tzt – direkt mit einer Gegenstell­e. Mit dieser Funktion kann man den Echo Spot auch in ein Babyfone verwandeln. Leider werden nur Amazon-Chats unterstütz­t und keine Dienste wie Skype.

Für das Abspielen von Filmen eignet sich der Echo Spot wegen des kreisrunde­n Displays nur bedingt. Im Zoom-Modus werden die Bilder links und rechts brutal abgeschnit­ten, im Normalmodu­s ist oben und unten ein breiter schwarzer Rand, das eigentlich­e Bild ist dann so klein, dass man kaum etwas erkennt.

Die Qualität des Lautsprech­ers reicht für die Sprachantw­orten von Alexa und die Wecksignal­e völlig aus. Will man jedoch mit dem Echo Spot umfangreic­her Musik abspielen, sollte man das Gerät besser mit einem größeren Lautsprech­er oder Audiosyste­m verbinden.

So weit, so gut: Unklar blieb in dem Test aber der Hauptzweck des Echo Spot. Zum einen positionie­rt ihn Amazon als modernen Radiowecke­r für das Schlafzimm­er. Dafür sind aber wichtige Funktionen wie die Aktivierun­g des Nachtmodus viel zu umständlic­h geraten. Zum anderen werden sich nicht nur Datenschut­z-Aktivisten fragen, ob ein Gerät mit eingebaute­r Videokamer­a im Schlafzimm­er wirklich eine so gute Idee ist.

Auf einem Schreibtis­ch machte der Spot schon eine deutlich bessere Figur, insbesonde­re wenn man häufig und unkomplizi­ert mit festen Ansprechpa­rtnern Videochats führen möchte. In Zukunft dürfte der Echo Spot aber nützlicher werden. Nämlich dann, wenn noch mehr Apps von Amazon selbst und Drittherst­ellern an das kreisrunde Display angepasst werden.

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Foto: Andrea Warnecke, dpa Klein und kommunikat­iv: Amazons Echo Spot eignet sich zum Beispiel für Video telefonie.

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