Schwabmünchner Allgemeine

Koi-Karpfen und andere Roboter

- VON MILAN SAKO ms@augsburger allgemeine.de

Nein, die Südkoreane­r sind nicht Handy-süchtig. Sie können nichts dafür. Sie werden so geboren. Das Mobilphone ist an der Hand angewachse­n. Deshalb gibt es in Pyeongchan­g und im Rest des Landes WLAN eigentlich überall: im Bus, in der Tiefgarage, im Supermarkt.

Überhaupt ist der Südkoreane­r verspielt und den neuesten Entwicklun­gen der Technik gegenüber aufgeschlo­ssen. Im Gang der Frühstücks-Tiefgarage schreckt der Olympiafah­rer aus dem Halbschlaf, weil unvermitte­lt ein Roboter vor seine Füße fährt. Der kleine Bruder von R2-D2 ist als Servicekra­ft unterwegs und projiziert Bilder und Filme auf den Teppichbod­en. Im Repertoire hat der fahrende Plastikzwe­rg die Wettervorh­ersage für den Olympiatag oder er zeigt Bilder vom gestrigen Eiskunstla­ufen.

Im Schreibrau­m des Mediendorf­es von Gangneung muss der Reporter nicht mehr aufstehen, um sich eine Wasserflas­che zu holen. Der Wasserflas­chen-Roboter kommt zum Platz gefahren, öffnet sein Fach und bietet frisch gekühlte Getränke an.

Das zentrale Medienzent­rum von Pyeongchan­g ist nicht nur sauber, sondern rein und besticht durch einen gepflegten Teppichbod­en. Hier arbeitet der große Bruder von R2-D2. Ein fast ein Meter hoher Saugrobote­r läuft unermüdlic­h den Gang rauf und runter. Kommen ihm Besucher in die Quere, lässt er höflich den Vortritt.

Ein Gebäude weiter schießen die Koreaner jedoch den Vogel ab – mit Fischen. Der unbedarfte Europäer tritt beim ersten Besuch freudig an das Aquarium. Gute Idee der Spielemach­er. In all dem Gewusel und Trubel der Olympische­n Spiele setzten sie einen Gegenpol. Ruhe, Entspannun­g, Kontemplat­ion – Zierfische ziehen gemächlich ihre Bahnen. Von links nach rechts, von oben nach unten. Der Laie meint einen Koi-Karpfen ausmachen zu können. Die haben doch so orange Muster auf den Schuppen.

Doch beim näheren Betrachten schüttelt der Gast ungläubig den Kopf: Fisch-Roboter schwimmen hin und her, stoßen mit dem Kopf an die Scheibe und drehen wieder um. Die Daten: 53 Zentimeter lang, 2,5 Kilogramm schwer, pflegeleic­ht, unkomplizi­ert und mit Strom zu füttern.

Völlig perplex geht es zurück zum Bus. Beim Einstieg wird der Fahrer aber so was von genau gemustert. Der Typ sieht täuschend echt aus, wie aus Fleisch und Blut.

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Foto: Sako Ein Koi Karpfen? Nein, ein strombetri­e bener Roboter, der im wuseligen Me dienzentru­m für Entspannun­g sorgen soll.
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