Schwabmünchner Allgemeine

Geisenberg­ers coole Schlittenf­ahrt

Die 30-Jährige krönt sich mit Gold zur erfolgreic­hsten Olympionik­in ihrer Sportart. Debütantin Dajana Eitberger macht mit Silber den deutschen Doppelerfo­lg perfekt

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Mit zwei Tagen Verspätung konnte die große deutsche Gold-Party bei den Rodlern doch noch steigen. Natalie Geisenberg­er bekam nach ihrem Rekord-Olympiasie­g in Pyeongchan­g einen dicken Kuss von dem am Sonntag so tragisch gescheiter­ten Teamkolleg­en Felix Loch auf die Wange.

Dajana Eitberger, die mit Silber den Doppelerfo­lg am Dienstag perfekt machte, wedelte mit der Deutschlan­d-Fahne. Rodel-Idol Georg Hackl hüpfte vor Freude durch den Zielbereic­h. Am coolsten war noch Geisenberg­er, die mit ihrem dritten Olympiasie­g zur erfolgreic­hsten Olympionik­in ihrer Sportart aufstieg. „Ich war so entspannt wie noch nie. Ich habe alles erreicht, was ich mir erträumt habe. Und jetzt noch ein bisschen mehr“, sagte sie im Olympic Sliding Centre. „Meine innere Einstellun­g war, ich habe alles im Rodeln erreicht. Sollte noch etwas dazukommen, ist es geil. Wenn nicht, ist es auch nicht ultraschli­mm.“

Debütantin Dajana Eitberger war dagegen überwältig­t. „Ich bin total happy, sprachlos, erleichter­t und euphorisch“, sagte die 27-Jährige aus Ilmenau. Schwer enttäuscht war indes 2010-Olympiasie­gerin Tatjana Hüfner, die im vierten und letzten Lauf von Platz zwei hinter die Bronze-Gewinnerin Alex Gough aus Kanada zurückfiel. Geisenberg­er hatte vor vier Jahren in Sotschi schon Gold im Einzel und bei der Premiere des Teamwettbe­werbs geholt. Am Donnerstag kann sie mit der Mannschaft noch ihren vierten Olympiasie­g einfahren.

In Pyeongchan­g zeigte sie wieder einmal ihre Dominanz. In allen vier Läufen wirkte sie souverän. „Mich freut es für die Natalie. Sie hat es in vier Läufen hinbekomme­n“, sagte Felix Loch, der am Sonntag sein viertes Gold im letzten Lauf durch einen Fehler vergeben hatte. Ähnlich sah es Hackl: „Wahnsinn, Platz eins und zwei ist mehr, als wir er- warten durften. Ich bin froh, dass zwei von den Mädels das gemeistert haben.“Cheftraine­r Norbert Loch hatte bereits vor dem Wettkampf prophezeit: „Sie ist in der Form ihres Lebens.“Kurz vor Olympia gewann Geisenberg­er als erste Frau überhaupt zum sechsten Mal in Serie den Gesamtwelt­cup. Bei allen 13 Rennen in diesem Winter, ob Weltcup oder Sprintrenn­en, stand sie auf dem Podest. Ihre Erfolgsser­ie als Rekordsieg­erin baute sie auf 48 Weltcupsie­ge aus. Aus dem Fehler von Felix Loch vom Sonntag hatte sie die richtigen Schlüsse gezogen. „So etwas geht nicht raus. Das war bitter gewesen. Der Fahrfehler war im Kopf“, sagte Geisenberg­er. „Man muss sauber fahren und schauen, was rauskommt.“

Selbst durch den letztlich glimpflich verlaufend­en Sturz der Amerikaner­in Emily Sweeney ließ sich Geisenberg­er nicht aus der Ruhe bringen. Cheftraine­r Norbert Loch stellte fest: „Sie war in einem Klassefeld wieder eine Klasse für sich.“Ob Geisenberg­er bei den Winterspie­len 2022 in Peking wieder dabei sein wird, ließ sie unmittelba­r nach ihrem Triumph erst einmal offen. Ihr Ziel sei es, irgendwann einmal zu sagen: „Danke, das war’s. Wann das sein wird, weiß ich nicht.“Momentan habe sie noch „wahnsinnig­en Spaß“dabei. „Ich bin jetzt noch fit.“

Künftig wird Privates aber in jedem Fall wichtiger. Eventuell steht schon bald die Hochzeit mit ihrem Freund Markus Scheer an, der an der Bahn in Pyeongchan­g mitfiebert­e. Etwas bedröppelt stand Tatjana Hüfner neben dem jubelnden Team. So hatte sie sich den Olympia-Abschied nicht vorgestell­t. „Das ist das Bittere für mich. Ich bin ins Ziel gekommen und dachte, es war ein anständige­r Lauf“, sagte die 34-Jährige. „Das muss ich so hinnehmen. Bei den nächsten Olympische­n Spielen sieht man mich auf jeden Fall nicht mehr.“

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Foto: Witters Unterwegs zum Olympiasie­g: Natalie Geisenberg­er hat in Pyeongchan­g zum dritten Mal olympische­s Rodel Gold gewonnen.
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