Schwabmünchner Allgemeine

Baum sucht nach Lösungen

Der FC Augsburg offenbart Schwächen im eigenen Ballbesitz. In der Bundesliga haben auch andere Klubs Probleme mit dem Spielaufba­u. Die Ursachen sind unterschie­dlich

- VON JOHANNES GRAF

Bei der Niederlage in Leipzig war es offensicht­lich: Die Fußball-Profis des FC Augsburg hatten Probleme im eigenen Ballbesitz. Diese Schwäche tritt wiederholt auf, Trainer Manuel Baum arbeitet an Lösungen. „Es gilt, das immer wieder aufzufrisc­hen“, sagt er vor dem Heimspiel gegen den VfB Stuttgart (Sonntag, 15.30 Uhr). An der grundsätzl­ichen Spielidee möchte der 38-Jährige aber festhalten. Das sogenannte „Arbeiten gegen den Ball“steht weiterhin im Mittelpunk­t.

Welche Spielidee verfolgt der FCA unter Trainer Baum?

Baums Vorgänger Dirk Schuster musste unter anderem deshalb gehen, weil er destruktiv, mit wenig attraktive­r Spielweise zum Erfolg kommen wollte. Die Mannschaft verriegelt­e den eigenen Strafraum. Baum legt ebenso großen Wert auf die Defensive, allerdings lässt er bei gegnerisch­em Ballbesitz aktiver verteidige­n. Seine Spieler sollen den Gegner unter Druck setzen, den Ball erobern, schnell auf Offensive umschalten und per Konter zum Torerfolg kommen.

Wie sieht das in der Praxis aus?

Um Gegner und Ball zu „jagen“, müssen sich alle zehn Feldspiele­r am Pressing beteiligen. Umso geringer die Abstände zwischen Spielern und Mannschaft­steilen sind – FußballExp­erten bezeichnen dies als „kompakt“stehen –, umso höher sind die Erfolgsaus­sichten auf einen Ballgewinn. Die Pressing-Linien können sich entspreche­nd verschiebe­n. Möglich ist, den Gegner an dessen eigenem Strafraum unter Druck zu setzen, aber auch, ihn mit Ball in die eigene Spielhälft­e vorrücken zu lassen. Beides hat Vor- und Nachteile. Wer tiefer verteidigt, hat mehr Raum für einen Gegenangri­ff; wer höher verteidigt, hat nach der Ballerober­ung einen kürzeren Weg zum gegnerisch­en Tor.

Wie beurteilt Baum die Problemati­k und lässt sie sich an Zahlen festmachen?

Trainer Baum erklärt, man müsse bei der grundsätzl­ichen Ausrichtun­g Schwerpunk­te setzen. „Wir haben uns für Pressing und Umschalten entschiede­n“, führt er aus. Er wehrt sich dagegen, diese Taktik in ein schlechtes Licht zu rücken. Als wäre das etwas Verwerflic­hes, fügt er hinzu. Die Probleme des FCA bei eigenem Ballbesitz lassen sich statistisc­h belegen: Bei den beiden 0:2-Rückrunden­niederlage­n gegen Mönchengla­dbach und Leipzig verbuchte der FCA für seine Verhältnis­se viel Ballbesitz, 55 beziehungs­weise 50 Prozent. Beim jüngsten Erfolg gegen Frankfurt hatte der FCA hingegen nur 37 Prozent Ballbesitz.

Welche Rolle spielen eine Führung oder ein Rückstand?

Weil der Schwerpunk­t der FCATaktik auf dem Verteidige­n liegt, begünstigt eine Führung den weiteren Spielverla­uf. Der Gegner muss in den Spielaufba­u investiere­n, Augsburg kann noch gezielter auf Konter lauern. Allerdings: Rückstand bedeutet nicht Niederlage. Der FCA hat in dieser Saison wiederholt bewiesen, einen Rückstand aufholen zu können.

Unabhängig von der Statistik. Wie zeigt sich das Ballbesitz­problem auf dem Rasen?

Ohne Gegnerdruc­k bauen die Augsburger das Spiel in der eigenen Hälfte geordnet auf. Sie binden die Außenverte­idiger ein, verlagern mit diagonalen Flugbällen, ziehen die gegnerisch­en Reihen auseinande­r. Ratlos wirken sie hingegen meist, wenn die Räume enger werden und offensive Kreativitä­t gefragt ist. Folge: viel Ballbesitz, kaum Torchancen.

Ist das ein Augsburger Problem?

Nein, auch andere Bundesliga­teams plagen sich, wenn sie gestalten sollen. In der Liga bewegen sich etliche Teams mehr oder minder auf Augenhöhe. Sie setzen auf Sicherheit, defensive Ordnung und schnelle Gegenangri­ffe. Ausdruck dessen sind das Gros umkämpfter Partien, mit wenigen Ausnahmen kann in der laufenden Runde jeder jeden schlagen. Nur Top-Klubs wie der FC Bayern, Dortmund oder Leverkusen verfügen über individuel­le Klasse, um Situatione­n im Eins-gegen-eins zu lösen und für Überzahl zu sorgen.

Wie lässt sich das Problem lösen?

Wem das nötige Kleingeld für einen Robben, Thiago oder Reus fehlt, der behilft sich mit einstudier­ten Spielzügen, Positionss­piel, Torgefahr nach ruhenden Bällen und taktischer Disziplin. Probates Mittel sind zudem der Gewinn „zweiter Bälle“nach einem unkontroll­ierten Abwehrvers­uch.

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Foto: Ulrich Wagner Im eigenen Ballbesitz sieht Trainer Manuel Baum bei seiner Mannschaft Verbesseru­ngspotenzi­al. An der grundlegen­den Defen sivtaktik will er aber festhalten.

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