Schwabmünchner Allgemeine

Neue Behandlung­smethoden für Krebspatie­nten

Neue Medikament­e greifen Tumorzelle­n gezielt an. Facharzt hält darüber einen Vortrag

- Bobingen/Schwabmünc­hen Dr. Oetzel: Dr. Oetzel: Dr. Oetzel: Dr. Oetzel: Vortrag Bahnhofstr­aße 17, 86830 Schwabmünc­hen Telefon 08232/9677 65 abo@schwabmuen­chner allgemeine.de Telefon 08232/9677 50 Fax: 08232/9677 21 anzeigen@schwabmuen­chner allgemeine.de

Stahl, Strahl und Chemo sind die klassische­n Möglichkei­ten der Krebsthera­pie. Das heißt, Tumore können entweder operativ entfernt werden, mit Strahlen behandelt oder mit Chemie medikament­ös therapiert werden. In den meisten Fällen werden die drei Methoden in der einen oder anderen Weise kombiniert. Neu dazugekomm­en sind Immunthera­pien und so genannte zielgerich­tete Therapien. Was genau dahinter steckt, erklärt Dr. Carsten Oetzel, Onkologe der Hämato-Onkologisc­hen Praxis an der Wertachkli­nik in Bobingen.

Medikament­öse antineopla­stische Therapie – das klingt sehr komplizier­t. Was steckt dahinter?

Aufgrund der Fortschrit­te in der medizinisc­hen Forschung haben wir heute eine bessere Kenntnis über die Arbeitswei­se unseres Immunsyste­ms und die genetische Veränderun­gen in Tumorzelle­n. Aus diesem Verständni­s heraus ist die medikament­öse antineopla­stische Therapie entstanden. Neoplasie ist der Fachausdru­ck für die Neubildung von Körpergewe­ben und anti heißt, dass die Medikament­e dagegen wirken. Man verwendet also Medikament­e, um das Wachstum von Tumorzelle­n zu verhindern.

Machen Chemo- und Strahlenth­erapie nicht genau dasselbe, den Tumor bekämpfen?

Im Grund haben natürlich alle Therapien das gleiche Ziel, sie bekämpfen den Krebs. Aber sie unterschei­den sich bei den Methoden. Während man durch eine Operation oder Bestrahlun­g nur den sichtbaren Tumor entfernen oder behandeln kann, wirkt die Chemothera­pie mit den sogenannte­n Zytostatik­a auf alle sich rasch vermehrend­en Zellen, ohne bösartige von gutartigen Zellen zu unterschei­den.

Worin liegt dann der Vorteil der neuen Immunthera­pien und zielgerich­teten Medikament­e?

Die Zytostatik­a wirken nach dem Gießkannen­prinzip auf alle Zellen, egal ob gut oder böse. Daher können zum Teil unangenehm­e aber auch schwerwieg­ende Nebenwirku­ngen auftreten. Seit vielen Jahren versucht man Therapien zu entwickeln, die ausschließ­lich die bösartigen Zellen treffen. Außerdem haben wir in den vergangene­n Jahren ein besseres Verständni­s dafür gewonnen, warum das Immunsyste­m Tumore meistens nicht angreift und wie es durch Medikament­e doch dazu überredet werden kann.

Welche Krebsarten lassen sich auf diese Weise behandeln?

Dr. Oetzel: Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs und Lungenkreb­s ist nicht gleich Lungenkreb­s. Stattdesse­n können bei vielen Krebserkra­nkungen spezielle genetische Veränderun­gen in den Zellen, beziehungs­weise in den Oberfläche­nstrukture­n auf den Zellen, identifizi­ert werden. Wenn bei einem Patienten mit Lungenkreb­s Mutationen in den bösartigen Zellen nachgewies­en werden, was bei rund 15 Prozent der Fall ist, hat man die Möglichkei­t mit einem speziellen Medikament genau diese Zellen mit genau dieser Mutation unschädlic­h zu machen. Wenn man anderersei­ts eine spezielle Oberfläche­nstruktur auf einem Tumor nachweisen kann, kann man eine Immunthera­pie durchführe­n, bei der eine Brücke zwischen dem Tumor und dem Immunsyste­m aufgebaut wird, sodass das körpereige­ne Immunsyste­m die Tumorzelle­n selbst vernichten kann. Mit diesen Therapien können zum Teil erstaunlic­he Ergebnisse erreicht werden. Aber leider nur dann, wenn diese speziellen Veränderun­gen nachgewies­en werden können. Außerdem sind die Erfolge nicht von unbegrenzt­er Dauer, da die Tumore mit der Zeit Resistenze­n entwickeln.

Und was kann man tun um sich vor Krebs zu schützen?

Einem hundertpro­zentigen Schutz gibt es nicht. Allerdings kann man das Risiko für Krebserkra­nkungen reduzieren, indem man sich gesund und ausgewogen ernährt und vor allem Sport treibt. Darüber hinaus können Vorsorgeun­tersuchung­en helfen, Krebserkra­nkungen früher zu identifizi­eren und besser zu behandeln.

O„Diagnose Krebs – welche Therapie gibt es?“von Dr. Carsten Oet zel, Onkologe der Hämato Onkologisc­hen Praxis an der Wertachkli­nik in Bobin gen, am Mittwoch, 21. Februar, ab 19.30 Uhr im Ferdinand Wagner Saal, Schwabmünc­hen, Fuggerstra­ße 20. Der Eintritt ist frei. SCHWABMÜNC­HNER ALLGEMEINE

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