Neue Behandlungsmethoden für Krebspatienten
Neue Medikamente greifen Tumorzellen gezielt an. Facharzt hält darüber einen Vortrag
Stahl, Strahl und Chemo sind die klassischen Möglichkeiten der Krebstherapie. Das heißt, Tumore können entweder operativ entfernt werden, mit Strahlen behandelt oder mit Chemie medikamentös therapiert werden. In den meisten Fällen werden die drei Methoden in der einen oder anderen Weise kombiniert. Neu dazugekommen sind Immuntherapien und so genannte zielgerichtete Therapien. Was genau dahinter steckt, erklärt Dr. Carsten Oetzel, Onkologe der Hämato-Onkologischen Praxis an der Wertachklinik in Bobingen.
Medikamentöse antineoplastische Therapie – das klingt sehr kompliziert. Was steckt dahinter?
Aufgrund der Fortschritte in der medizinischen Forschung haben wir heute eine bessere Kenntnis über die Arbeitsweise unseres Immunsystems und die genetische Veränderungen in Tumorzellen. Aus diesem Verständnis heraus ist die medikamentöse antineoplastische Therapie entstanden. Neoplasie ist der Fachausdruck für die Neubildung von Körpergeweben und anti heißt, dass die Medikamente dagegen wirken. Man verwendet also Medikamente, um das Wachstum von Tumorzellen zu verhindern.
Machen Chemo- und Strahlentherapie nicht genau dasselbe, den Tumor bekämpfen?
Im Grund haben natürlich alle Therapien das gleiche Ziel, sie bekämpfen den Krebs. Aber sie unterscheiden sich bei den Methoden. Während man durch eine Operation oder Bestrahlung nur den sichtbaren Tumor entfernen oder behandeln kann, wirkt die Chemotherapie mit den sogenannten Zytostatika auf alle sich rasch vermehrenden Zellen, ohne bösartige von gutartigen Zellen zu unterscheiden.
Worin liegt dann der Vorteil der neuen Immuntherapien und zielgerichteten Medikamente?
Die Zytostatika wirken nach dem Gießkannenprinzip auf alle Zellen, egal ob gut oder böse. Daher können zum Teil unangenehme aber auch schwerwiegende Nebenwirkungen auftreten. Seit vielen Jahren versucht man Therapien zu entwickeln, die ausschließlich die bösartigen Zellen treffen. Außerdem haben wir in den vergangenen Jahren ein besseres Verständnis dafür gewonnen, warum das Immunsystem Tumore meistens nicht angreift und wie es durch Medikamente doch dazu überredet werden kann.
Welche Krebsarten lassen sich auf diese Weise behandeln?
Dr. Oetzel: Brustkrebs ist nicht gleich Brustkrebs und Lungenkrebs ist nicht gleich Lungenkrebs. Stattdessen können bei vielen Krebserkrankungen spezielle genetische Veränderungen in den Zellen, beziehungsweise in den Oberflächenstrukturen auf den Zellen, identifiziert werden. Wenn bei einem Patienten mit Lungenkrebs Mutationen in den bösartigen Zellen nachgewiesen werden, was bei rund 15 Prozent der Fall ist, hat man die Möglichkeit mit einem speziellen Medikament genau diese Zellen mit genau dieser Mutation unschädlich zu machen. Wenn man andererseits eine spezielle Oberflächenstruktur auf einem Tumor nachweisen kann, kann man eine Immuntherapie durchführen, bei der eine Brücke zwischen dem Tumor und dem Immunsystem aufgebaut wird, sodass das körpereigene Immunsystem die Tumorzellen selbst vernichten kann. Mit diesen Therapien können zum Teil erstaunliche Ergebnisse erreicht werden. Aber leider nur dann, wenn diese speziellen Veränderungen nachgewiesen werden können. Außerdem sind die Erfolge nicht von unbegrenzter Dauer, da die Tumore mit der Zeit Resistenzen entwickeln.
Und was kann man tun um sich vor Krebs zu schützen?
Einem hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Allerdings kann man das Risiko für Krebserkrankungen reduzieren, indem man sich gesund und ausgewogen ernährt und vor allem Sport treibt. Darüber hinaus können Vorsorgeuntersuchungen helfen, Krebserkrankungen früher zu identifizieren und besser zu behandeln.
O„Diagnose Krebs – welche Therapie gibt es?“von Dr. Carsten Oet zel, Onkologe der Hämato Onkologischen Praxis an der Wertachklinik in Bobin gen, am Mittwoch, 21. Februar, ab 19.30 Uhr im Ferdinand Wagner Saal, Schwabmünchen, Fuggerstraße 20. Der Eintritt ist frei. SCHWABMÜNCHNER ALLGEMEINE