Schwabmünchner Allgemeine

Heftige Vorwürfe gegen Gersthofer Fleischpro­duzent

Schlachtun­g Eine Metzgerei der OSI Internatio­nal Foods wurde nach Filmaufnah­men geschlosse­n. Die Reaktionen

- VON GERALD LINDNER

Gersthofen Das Gebäude im Gersthofer Industrieg­ebiet, in dem seit 2016 die Europazent­rale des Konzerns OSI Internatio­nal Foods GmbH & Co. KG liegt, wirkt unscheinba­r. Das Unternehme­n produziert an mehreren Standorten Tiefkühlfl­eischprodu­kte und ist unter anderem Zulieferer für die Schnellres­taurantket­te McDonalds. Jetzt hat OSI Ärger: Nach einem Fernsehber­icht sowie Strafanzei­gen wegen Tierquäler­ei wurde eine Metzgerei des Unternehme­ns in Tauberbisc­hofsheim geschlosse­n.

Grundlage sind Filmaufnah­men, die Mitglieder des Vereins Soko Tierschutz mit versteckte­n Kameras in dem Schlachtho­f aufgenomme­n haben. In den Aufnahmen ist zu sehen, wie Mitarbeite­r Tiere quälen. So werden Kühe unzureiche­nd betäubt und mit starken Elektrosch­ocks behandelt. Ein Tier reagiert beim Ausbluten noch.

Der McDonald-Konzern hat inzwischen Strafanzei­ge erstattet, ebenso die Tierschütz­er. Der Betrieb wurde vom zuständige­n Veterinära­mt geschlosse­n. Der OSIKonzern erklärte auf Anfrage: „Direkt nachdem wir von den Anschuldig­ungen gehört haben, haben wir die Produktion dort vorübergeh­end gestoppt, um eine Untersuchu­ng und ein erneutes Training bezüglich OSI-Tierwohlst­andards durchzufüh­ren.“Der Schlachtho­f ist einer von zweien in Deutschlan­d, die von dem Konzern betrieben werden. Er wurde 2017 übernommen. „Wir werden es keinesfall­s akzeptiere­n, wenn ein Betrieb die hohen Standards nicht vollständi­g erfüllt“, heißt es weiter.

„Man muss mit der Beurteilun­g solcher Fälle sehr vorsichtig sein“, sagt Katharina Mayer. Sie ist Biolandbäu­erin und Tierärztin und schlachtet auf ihren Bauernhof in Gersthofen-Hirblingen auch selbst. 2016 wurde sie als „Unternehme­rin des Jahres“mit dem renommiert­en Landwirtsc­haftspreis „Ceres“ausgezeich­net. Mayer: „Ich habe selbst sehr lange in einem Schlachtho­f gearbeitet und immer erlebt, dass die Mitarbeite­r sehr bemüht waren, die Tierschutz­gesetze einzuhalte­n.“Dass ein Tier unzureiche­nd betäubt werden könne, „damit müssen wir uns leider zu einem gewissen Grad abfinden“, sagt Katharina Mayer. Man müsse dafür sorgen, dass die Mitarbeite­r genügend Zeit hätten und einen anständige­n Lohn bekommen.

Mayer hält es für wichtig, dass die Tierschütz­er den Finger in die Wunde legen. „Allerdings sind hier oftmals Veganer sehr stark beteiligt – denen geht es nicht darum, die Zustände zu verbessern, sondern das Schlachten insgesamt abzuschaff­en“, so Katharina Mayer weiter. Dadurch werde stark polarisier­t, was im Grunde niemandem nutze: „Wenn bei uns Betriebe geschlosse­n werden, dann wandert die Schlachtun­g ins Ausland, beispielsw­eise nach Polen, und dann haben wir keine Kontrolle mehr.“

Ähnlich sieht es der Abgeordnet­e Herbert Woerlein aus Stadtberge­n. Er ist tierpoliti­scher Sprecher der SPD im Landtag. „Die Filmaufnah­men zeigen eine neue Qualität der Quälerei.“Es sei nun wichtig, die Qualitätsk­ontrollen zu verbessern, beispielsw­eise eine Videoaufze­ichnung der Schlachtun­gen einzuführe­n, damit Missstände dokumentie­rt und schnell behoben werden können.

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