„Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl“
Enkeltrick, falsche Polizisten, Taschendiebe – Kriminelle bedienen sich häufig Tricks, um Menschen um ihr Geld zu erleichtern. Eine Kriminalhauptkommissarin erklärt, wie sich gerade ältere Bürger dagegen schützen können
Enkeltrick, falsche Polizisten, Taschendiebe – Kriminelle kennen viele Tricks, um Menschen um ihr Geld zu erleichtern.
Neusäß Steppach Der Anruf kam völlig unerwartet. Ein Meitinger hätte 28 000 Euro gewonnen. Um an das Geld zu kommen, sei lediglich eine Zahlung von 500 Euro erforderlich. Und ein angeblicher Juwelier in Gersthofen schenkte einem Senior angeblich Goldschmuck und ergatterte 400 Euro Leihgebühr: Immer wieder werden Senioren Opfer dreister Trickbetrüger. Das möchte Barbara Macheiner von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle ändern. Unter dem Motto „Clever im Alter“gibt die Kriminalhauptkommissarin bei Vorträgen Tipps für das richtige Verhalten. Das Wichtigste: „Vertrauen Sie ihrem Bauchgefühl. Viele Opfer erzählen uns hinterher, dass sie eigentlich ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatten.“
● Taschendiebstahl Taschendiebe bevorzugen enge Situationen oder Ausreden, um körperlich nahe an ihre Opfer heranzukommen. Dafür gehen sie äußerst kreativ vor und verschütten beispielsweise Kaffee über der Kleidung ihrer Opfer. „Lassen Sie Gepäckstücke und Handtaschen nie unbeaufsichtigt“, sagte Macheiner. Hand- und Gesäßtaschen seien sehr leicht zugängliche Orte. Am besten sei es, Wertgegenstände am Körper zu transportieren. Auch sollten Geheimzahlen nie zusammen mit der EC-Karte aufbewahrt werden, auch nicht getarnt als Telefonnummer. Bei einem Verlust können alle Karten unter der Nummer 116 116 gesperrt werden.
● Zetteltrick an der Haustür Hier bittet der Betrüger um Stift und Papier oder gibt vor, krank zu sein und Hilfe zu benötigen. „Lassen Sie diese Person nicht in die Wohnung“, sagte Macheiner. Man könne aber anbieten, einen Krankenwagen zu rufen oder ein Glas Wasser an die Tür zu bringen. An vermeintlich sicheren Orte für Geld und Schmuck, etwa unter der Matratze oder zwischen Socken, suchen die Betrüger als erstes. Nur ein im Boden verankerten Safe sei wirklich sicher.
● Falsche Amtspersonen oder Be dienstete Betrüger geben sich gerne als Polizisten, Angestellte der Wasserwerke oder ähnliches aus. Macheiner riet, sich von solchen Personen immer den Ausweis zeigen zu lassen und bei Zweifeln bei der angeblichen Dienstelle nachzufragen. „Machen Sie nie Angaben zu Vermögen, Kontodaten oder Ähnlichem“, sagte Macheiner.
● Handwerkertrick Hier bieten die Betrüger Reparaturen an der Haustür an. Dann verlangen sie Vorkasse. „Oder sie leisten schlampige Arbeit und fordern anschließend unter Drohungen hohe Zahlungen“, warnt Macheiner. Sinnvoller sei es, einen lokalen Handwerker zu beauftragen. Dort könne ein Kostenvoranschlag Klarheit über die Ausgaben schaffen.
● Haustürgeschäft Juristisch fallen hierunter alle Verträge, die an der Tür, auf der Straße oder auf Kaffeefahrten abgeschlossen werden. Der Vertreter sollte nicht in die Wohnung gelassen werden. Wenn doch, man nie allein mit ihm sein. Kunden haben ein Widerspruchsrecht innerhalb der ersten 14 Tage. Darum sei es wichtig, dass das aktuelle Datum auf dem Vertrag steht.
● Gewinnbenachrichtigungen In diesen Fällen erhalten die Opfer Anrufe, in denen ihnen ein Geld- oder Sachgewinn versprochen wird. Für dessen Auslieferung fallen dann allerdings Kosten an, die über anonyme, weltweit verfügbare Zahlungsmethoden wie Paysafekarten oder Western Union gezahlt werden sollen. Hier riet Macheiner dazu, auf keinen Fall zu zahlen. Bei diesem Trick können sich die Opfer nicht auf die angezeigte Rufnummer verlassen, da diese einfach gefälscht werden kann. ● Telefonwerbung Darunter fallen Anrufe, in welchen billigere Angebote für Strom oder Telefon angeboten werden. Die Angerufenen müssten sehr gut aufpassen, da mündlich geschlossene Verträge gültig seien. Auch hier hätten die Opfer allerdings ein Widerspruchsrecht. Macheiner riet bei solchen Anrufen aufzulegen oder sich Zeit, Namen der Firma und die Rufnummer zu notieren. Meistens reiche schon die Androhung einer Meldung an die Verbraucherzentrale oder Bundesnetzagentur, um sich diese Belästigung zu beenden.
● Enkeltrick Bei diesem Trick gibt sich ein Anrufer als Verwandter aus, der Geld braucht. Ein Freund würde gleich vorbei kommen und es absollte holen. Ein Szenario ist, das der Verwandte beim Notar sitzt und Geld für die Anzahlung auf eine günstige Wohnung braucht. Auch hier sollten die Opfer auflegen und kein Geld hergeben. Manche Betrüger bieten auch an die Wertsachen der Opfer zu verwahren, da es Anzeichen für einen bevorstehenden Einbruch gäbe. Auch das würde die Polizei in keinem Fall tun, sagte Macheiner.
Beratung Die Beratungsstelle der Kriminalpolizei (auch für Privatleute) ist telefonisch zu erreichen unter der Num mer 0821/323 3737. Bei einer irr tümlichen Alarmierung der Polizei drohen dem Anrufer laut Hauptkommissarin Macheiner keine Konsequenzen.