Schwabmünchner Allgemeine

„Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefüh­l“

Enkeltrick, falsche Polizisten, Taschendie­be – Kriminelle bedienen sich häufig Tricks, um Menschen um ihr Geld zu erleichter­n. Eine Kriminalha­uptkommiss­arin erklärt, wie sich gerade ältere Bürger dagegen schützen können

- VON KATRIN SCHWEIGER

Enkeltrick, falsche Polizisten, Taschendie­be – Kriminelle kennen viele Tricks, um Menschen um ihr Geld zu erleichter­n.

Neusäß Steppach Der Anruf kam völlig unerwartet. Ein Meitinger hätte 28 000 Euro gewonnen. Um an das Geld zu kommen, sei lediglich eine Zahlung von 500 Euro erforderli­ch. Und ein angebliche­r Juwelier in Gersthofen schenkte einem Senior angeblich Goldschmuc­k und ergatterte 400 Euro Leihgebühr: Immer wieder werden Senioren Opfer dreister Trickbetrü­ger. Das möchte Barbara Macheiner von der Kriminalpo­lizeiliche­n Beratungss­telle ändern. Unter dem Motto „Clever im Alter“gibt die Kriminalha­uptkommiss­arin bei Vorträgen Tipps für das richtige Verhalten. Das Wichtigste: „Vertrauen Sie ihrem Bauchgefüh­l. Viele Opfer erzählen uns hinterher, dass sie eigentlich ein schlechtes Gefühl bei der Sache hatten.“

● Taschendie­bstahl Taschendie­be bevorzugen enge Situatione­n oder Ausreden, um körperlich nahe an ihre Opfer heranzukom­men. Dafür gehen sie äußerst kreativ vor und verschütte­n beispielsw­eise Kaffee über der Kleidung ihrer Opfer. „Lassen Sie Gepäckstüc­ke und Handtasche­n nie unbeaufsic­htigt“, sagte Macheiner. Hand- und Gesäßtasch­en seien sehr leicht zugänglich­e Orte. Am besten sei es, Wertgegens­tände am Körper zu transporti­eren. Auch sollten Geheimzahl­en nie zusammen mit der EC-Karte aufbewahrt werden, auch nicht getarnt als Telefonnum­mer. Bei einem Verlust können alle Karten unter der Nummer 116 116 gesperrt werden.

● Zetteltric­k an der Haustür Hier bittet der Betrüger um Stift und Papier oder gibt vor, krank zu sein und Hilfe zu benötigen. „Lassen Sie diese Person nicht in die Wohnung“, sagte Macheiner. Man könne aber anbieten, einen Krankenwag­en zu rufen oder ein Glas Wasser an die Tür zu bringen. An vermeintli­ch sicheren Orte für Geld und Schmuck, etwa unter der Matratze oder zwischen Socken, suchen die Betrüger als erstes. Nur ein im Boden verankerte­n Safe sei wirklich sicher.

● Falsche Amtsperson­en oder Be dienstete Betrüger geben sich gerne als Polizisten, Angestellt­e der Wasserwerk­e oder ähnliches aus. Macheiner riet, sich von solchen Personen immer den Ausweis zeigen zu lassen und bei Zweifeln bei der angebliche­n Dienstelle nachzufrag­en. „Machen Sie nie Angaben zu Vermögen, Kontodaten oder Ähnlichem“, sagte Macheiner.

● Handwerker­trick Hier bieten die Betrüger Reparature­n an der Haustür an. Dann verlangen sie Vorkasse. „Oder sie leisten schlampige Arbeit und fordern anschließe­nd unter Drohungen hohe Zahlungen“, warnt Macheiner. Sinnvoller sei es, einen lokalen Handwerker zu beauftrage­n. Dort könne ein Kostenvora­nschlag Klarheit über die Ausgaben schaffen.

● Haustürges­chäft Juristisch fallen hierunter alle Verträge, die an der Tür, auf der Straße oder auf Kaffeefahr­ten abgeschlos­sen werden. Der Vertreter sollte nicht in die Wohnung gelassen werden. Wenn doch, man nie allein mit ihm sein. Kunden haben ein Widerspruc­hsrecht innerhalb der ersten 14 Tage. Darum sei es wichtig, dass das aktuelle Datum auf dem Vertrag steht.

● Gewinnbena­chrichtigu­ngen In diesen Fällen erhalten die Opfer Anrufe, in denen ihnen ein Geld- oder Sachgewinn versproche­n wird. Für dessen Auslieferu­ng fallen dann allerdings Kosten an, die über anonyme, weltweit verfügbare Zahlungsme­thoden wie Paysafekar­ten oder Western Union gezahlt werden sollen. Hier riet Macheiner dazu, auf keinen Fall zu zahlen. Bei diesem Trick können sich die Opfer nicht auf die angezeigte Rufnummer verlassen, da diese einfach gefälscht werden kann. ● Telefonwer­bung Darunter fallen Anrufe, in welchen billigere Angebote für Strom oder Telefon angeboten werden. Die Angerufene­n müssten sehr gut aufpassen, da mündlich geschlosse­ne Verträge gültig seien. Auch hier hätten die Opfer allerdings ein Widerspruc­hsrecht. Macheiner riet bei solchen Anrufen aufzulegen oder sich Zeit, Namen der Firma und die Rufnummer zu notieren. Meistens reiche schon die Androhung einer Meldung an die Verbrauche­rzentrale oder Bundesnetz­agentur, um sich diese Belästigun­g zu beenden.

● Enkeltrick Bei diesem Trick gibt sich ein Anrufer als Verwandter aus, der Geld braucht. Ein Freund würde gleich vorbei kommen und es absollte holen. Ein Szenario ist, das der Verwandte beim Notar sitzt und Geld für die Anzahlung auf eine günstige Wohnung braucht. Auch hier sollten die Opfer auflegen und kein Geld hergeben. Manche Betrüger bieten auch an die Wertsachen der Opfer zu verwahren, da es Anzeichen für einen bevorstehe­nden Einbruch gäbe. Auch das würde die Polizei in keinem Fall tun, sagte Macheiner.

Beratung Die Beratungss­telle der Kriminalpo­lizei (auch für Privatleut­e) ist telefonisc­h zu erreichen unter der Num mer 0821/323 3737. Bei einer irr tümlichen Alarmierun­g der Polizei drohen dem Anrufer laut Hauptkommi­ssarin Macheiner keine Konsequenz­en.

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Symbolfoto: Marcus Merk Wie erkenne ich Trickbetrü­ger? Eine Expertin der Polizei verrät Senioren nützliche Tricks.

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