Schwabmünchner Allgemeine

Lebendig wie ein Organismus

Christoph Beck im Quartett beim Jazzclub Augsburg

- VON MANFRED ENGELHARDT

Beim Jazzclub hieß es kurz vor Beginn, „Ja, ja, ist noch jede Menge Platz“. Der Vorverkauf für das Christoph Beck Quartett versprach nicht großen Andrang. Dann ging es doch, der Keller wurde rappelvoll. Die Kurzentsch­lossenen mussten ihr Spontanint­eresse nicht bereuen. Offenbar ist die junge Stuttgarte­r Jazz-Formation mehr als ein Geheimtipp. Unter dem Titel „reflection­s“hat Bandleader Christoph Beck sein erstes Album unter eigenem Namen herausgebr­acht, ansonsten ist der 31-jährige Saxofonist in der Szene bestens vernetzt. Sein Quartett – Sebastian Schuster (Bass), Thomas Wörle (dpums), Andreas Feith (Piano) – hat zudem renommiert­e Einladunge­n wie beim „Jazz Burghausen“hinter sich.

In dieser klassische­n Besetzung des Modern Jazz gelingt es dem Quartett nicht nur, vertraute JazzVorgän­ge aufregend zu starten und die Soli spannungsv­oll weiterzure­ichen, sondern auch ganz eigene musikalisc­he Geschichte­n und farbige Klangbilde­r zu entwickeln. Dass aber diese „Stories“und Klangtable­aus nicht im Ungefähren vor sich hin erzählen, Experiment­e in mehr oder weniger zusammenha­ngloser Art ausgebreit­et werden – dafür sorgt die fesselnde Balance der Instrument­e, die stets ausgewogen eingehalte­n ist, die wie ein vitaler Organismus pulsiert, in dem vor allem Bass und Schlagzeug den Jazzmodus vorantreib­en, mal mit geschmeidi­g ausbrechen­der Power, mal mit fast flüsternd leiser fiebriger Präzision und Präsenz.

Wenn dann die perfekt und prall runde Sonorität von Becks Saxofon elegant ebenso wie mit anarchisch­er Lust auf solch wogender Klangbasis „surft“, der fabelhafte Pianist Feith die Themen in fast klassische­r Weise variiert, auf raubtierha­fte Jazz-Virtuositä­t zeigt, dann wirken die Stimmungen dieser oft skurrilen Nummern – das expressive „grellgruen“oder die wunderbare Tristesse der Wiener „Castellez-Ballade – umso stärker. Zudem versteht es Beck ironisch, selbstiron­isch, authentisc­h das Programm locker zu moderieren.

Termine Das nächste Konzert in der Reihe live@the jazzclub findet am 9. März statt. Nils Wogram & Root 70 treten um 20.30 Uhr im Jazzclub Augsburg auf.

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