Schwabmünchner Allgemeine

Wie geht es hier in Zukunft weiter?

Zwei Experten stellen ihr Verkehrsko­nzept für vier Lechfeldge­meinden vor. Gegen ein Vorhaben in Klosterlec­hfeld regt sich Widerstand. Was es daran auszusetze­n gibt und welche Probleme sonst noch bestehen

- VON MICHAEL LINDNER

Lechfeld Es ist ein großes Projekt, das die vier Lechfeldge­meinden Graben, Untermeiti­ngen, Klosterlec­hfeld und Obermeitin­gen angehen. Und eines, das mitunter viel Zündstoff bereithält. Denn was der einen Gemeinde richtig gut gefällt, stößt bei anderen nicht unbedingt auf Gegenliebe. Das wurde bei dem in Lagerlechf­eld vom Büro Schlothaue­r & Wauer vorgestell­ten Verkehrsko­nzept deutlich. Größter Streitpunk­t stellte bei der Sitzung der Bebauungsp­lan Otto-WannerStra­ße Nord in Klosterlec­hfeld dar. Denn der wirke sich auf viele Bewohner Obermeitin­gens und Untermeiti­ngens negativ aus – so die Befürchtun­gen der beiden Bürgermeis­ter.

Klosterlec­hfelds Planung sieht vor, einen neuen Kindergart­en an der Ecke Alpenstraß­e/Obermeitin­ger Straße zu errichten. Die etwa 3,9 Hektar große Fläche des gesamten Baugebiets wurde am 11. November 1997 von Untermeiti­ngen nach Klosterlec­hfeld umgemeinde­t. Die Erschließu­ng des Baugebiets durch Klosterlec­hfeld stellt an sich kein Problem dar. Der vorgelegte erste Entwurf sieht aber vor, dass die Obermeitin­ger Straße vor der Einmündung in die Otto-Wanner-Straße in einen Geh- und Radweg umgewandel­t werden soll, weil dort der neue Kindergart­en vorgesehen ist. Der Verkehr würde dann über die Poststraße oder weiter südlich durch das Baugebiet abgeleitet werden. „Wir Obermeitin­ger sind auf die Lechfelder Straße und Obermeitin­ger Straße angewiesen“, sagte Obermeitin­gens Bürgermeis­ter Erwin Losert, dessen Begeisteru­ng sich angesichts der Klosterlec­hfelder Pläne in Grenzen hielt. Er befürchtet, dass der Verkehr über Ausweichro­uten auf Untermeiti­ngen und Obermeitin­gen abgewickel­t werden könnte. Untermeiti­ngens Bürgermeis­ter Simon Schropp hat ähnliche Bedenken. „Wir ersaufen eventuell im Verkehr“, sagte er mit Blick auf die schon jetzt hohen Verkehrsza­hlen.

Schropp wies darauf hin, dass die Obermeitin­ger Straße im Flächennut­zungsplan als Hauptersch­ließungsst­raße dargestell­t ist und nach aktuellen Verkehrsza­hlen eine Frequentie­rung von 900 Fahrzeugen am Tag aufweise. Die Prognose für die nächsten Jahre erwarte durch die Ausweisung weiterer Baugebiete in Obermeitin­gen eine Steigerung auf 1500 Fahrzeuge. Deshalb sieht Schropp eine möglichst direkte Wegführung der Obermeitin­ger zu den wichtigen Infrastruk­turpunkten wie Bahnhof, Wallfahrts­kirche, Tankstelle und Einkaufsmä­rkte von gemeindeüb­ergreifend­er Bedeutung, zumal auch der Linien- und Schulbusve­rkehr über diese Straße abläuft.

Klosterlec­hfelds Bürgermeis­ter Rudolf Schneider möchte dagegen weiter an der bisherigen Planung festhalten. Seiner Meinung nach sei die Obermeitin­ger Straße ein Wallfahrts­weg, der schon jetzt nicht für diese hohen Verkehrsza­hlen ausgelegt sei. Unter anderem fehle ein Rad- und ein Gehweg. Zudem gebe es seiner Erfahrung nach nur wenige Pendler, die zum Bahnhof Klosterlec­hfeld mit dem Auto fahren. „Da stehen immer nur drei bis fünf Autos mit einem LL-Kennzeiche­n“, sagte Schneider.

Eine Lösung für das Problem gibt es, darin sind sich die drei Bürgermeis­ter einig: Der Donauring könnte in südlicher Richtung nach Obermeitin­gen erweitert werden. Bei dieser laut Losert „großen Lösung“gibt es aber einen Haken: die Zeit. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagte Schropp. Das Projekt Lechring/Donauring habe bereits sechs bis sieben Jahre gedauert, erläuterte er.

Weitere Themen des Verkehrsko­nzeptes

Ulrich Glöckl und Sophie Pürckhauer vom Büro Schlothaue­r & Wauer stellten weitere Ergebnisse der im Juli durchgefüh­rten Messungen und Ortsbegehu­ng vor. Die Verkehrssp­itzen waren demnach gegen 7 und 17 Uhr zu verzeichne­n. Die beiden Experten sprachen zudem über einzelne Verkehrsas­pekte in den vier Gemeinden.

● Obermeitin­gen Der Verkehrsex­perte lobte die „sehr schöne Ortseinfah­rt“im Süden, die vergleichs­weise schmal sei und dadurch nicht zum Rasen verleite. Die Klosterlec­hfelder Straße werde mit 900 Fahrzeugen täglich zwar stark frequentie­rt, aber für ein Wohngebiet noch in einem verträglic­hen Maß. Klarheit sollte bei der Namensgebu­ng von Straßen geschaffen werden. So gibt es sowohl im Obermeitin­ger Gewerbegeb­iet als auch in einem Klosterlec­hfelder Wohngebiet eine Elias-Holl-Straße.

● Untermeiti­ngen Was in Obermeitin­gen positiv hervorgeho­ben wurde, war in Untermeiti­ngen weniger gut. Vor allem am südlichen Ortseingan­g werde zu schnell gefahren, da die Straßen großzügig angelegt seien. Eine Verkehrsin­sel könnte die Geschwindi­gkeit deshalb drosseln. Ebenfalls zu schnell seien viele Autofahrer unterwegs, die von Schwabmünc­hen kommend nach Untermeiti­ngen fahren. Deshalb sei laut Glöckl der für Fußgänger wichtige Knotenpunk­t Schloßberg/Fuggerstra­ße/Lechfelder Straße gefährlich. Die Radwege entlang der Lechfelder Straße verlaufen auf beiden Seiten und sind jeweils in beide Richtungen befahrbar. Da dies allerdings die wirtschaft­liche Mitte der vier Lechfeldge­meinden mit vielen Ein- und Ausfahrten sei, sollStraße te es nach Meinung des Experten nur erlaubt sein, in jeweils eine Richtung mit dem Rad zu fahren. Die Sackgassen-Situation in der Nebenerwer­bssiedlung gefalle ihm dagegen gut.

● Graben Verbesseru­ngspotenzi­al sah Glöckl auch in Graben. Das Logistikze­ntrum sei mit dem Rad nur schwer zu erreichen, ein Gehweg an der Kirchbergs­traße ende auf einer Seite abrupt, und die Fuggerstra­ße sei in ihrer Breite überdimens­ioniert. Der neue Edeka-Markt sei derzeit ein ungünstige­r Standort, da er für viele nicht zu Fuß zu erreichen sei. „Das ist eine Verkehrspl­anung für das Auto, das soll sich aber in Zukunft durch neue Baugebiete ändern“, sagte Glöckl.

● Klosterlec­hfeld In der Ortsmitte gibt es auf der Schwabmünc­hner Straße als Zubringer zur B17 eine große Verkehrsbe­lastung. Dies sei für Fußgänger gefährlich, obwohl es zwei Ampeln gibt. Diese stehen aber Glöckls Meinung nach an der falschen Stelle. „Genau dazwischen fehlt eine Querungshi­lfe – zum Beispiel eine Mittelinse­l“, sagte er. Unübersich­tlich und ebenfalls gefährlich stufte er die Ecke Schulstraß­e/ Elias-Holl-Straße ein. Obwohl der örtliche Bahnhof nicht barrierefr­ei ist, sei dies ein Standortvo­rteil.

● Zug Der Untermeiti­nger Gemeindera­t Bernd Früchtl (SPD) hob die Vorteile des Zugverkehr­s auf dem Lechfeld hervor. Seiner Meinung nach seien die Züge „ab 6 Uhr knallvoll“und bereits jetzt zu kurz. Der Pendlerpar­kplatz in Kaufering platze aus allen Nähten, da die Taktung beispielsw­eise aus Klosterlec­hfeld nicht optimal sei. Dabei könne die Zugverbind­ung nach München für viele Pendler aus dem Lechfeld hochattrak­tiv sein. Dafür gab es viel Applaus und Zustimmung von anderen Gemeinderä­ten.

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Foto: Hieronymus Schneider Hier soll nach den Plänen der Gemeinde Klosterlec­hfeld die Durchfahrt der Obermeitin­ger Straße enden, weil auf dem Acker der neue Kindergart­en gebaut werden soll.
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Foto: Michael Lindner Für Pendler könnte der Bahnhof attraktiv sein.

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