Wie geht es hier in Zukunft weiter?
Zwei Experten stellen ihr Verkehrskonzept für vier Lechfeldgemeinden vor. Gegen ein Vorhaben in Klosterlechfeld regt sich Widerstand. Was es daran auszusetzen gibt und welche Probleme sonst noch bestehen
Lechfeld Es ist ein großes Projekt, das die vier Lechfeldgemeinden Graben, Untermeitingen, Klosterlechfeld und Obermeitingen angehen. Und eines, das mitunter viel Zündstoff bereithält. Denn was der einen Gemeinde richtig gut gefällt, stößt bei anderen nicht unbedingt auf Gegenliebe. Das wurde bei dem in Lagerlechfeld vom Büro Schlothauer & Wauer vorgestellten Verkehrskonzept deutlich. Größter Streitpunkt stellte bei der Sitzung der Bebauungsplan Otto-WannerStraße Nord in Klosterlechfeld dar. Denn der wirke sich auf viele Bewohner Obermeitingens und Untermeitingens negativ aus – so die Befürchtungen der beiden Bürgermeister.
Klosterlechfelds Planung sieht vor, einen neuen Kindergarten an der Ecke Alpenstraße/Obermeitinger Straße zu errichten. Die etwa 3,9 Hektar große Fläche des gesamten Baugebiets wurde am 11. November 1997 von Untermeitingen nach Klosterlechfeld umgemeindet. Die Erschließung des Baugebiets durch Klosterlechfeld stellt an sich kein Problem dar. Der vorgelegte erste Entwurf sieht aber vor, dass die Obermeitinger Straße vor der Einmündung in die Otto-Wanner-Straße in einen Geh- und Radweg umgewandelt werden soll, weil dort der neue Kindergarten vorgesehen ist. Der Verkehr würde dann über die Poststraße oder weiter südlich durch das Baugebiet abgeleitet werden. „Wir Obermeitinger sind auf die Lechfelder Straße und Obermeitinger Straße angewiesen“, sagte Obermeitingens Bürgermeister Erwin Losert, dessen Begeisterung sich angesichts der Klosterlechfelder Pläne in Grenzen hielt. Er befürchtet, dass der Verkehr über Ausweichrouten auf Untermeitingen und Obermeitingen abgewickelt werden könnte. Untermeitingens Bürgermeister Simon Schropp hat ähnliche Bedenken. „Wir ersaufen eventuell im Verkehr“, sagte er mit Blick auf die schon jetzt hohen Verkehrszahlen.
Schropp wies darauf hin, dass die Obermeitinger Straße im Flächennutzungsplan als Haupterschließungsstraße dargestellt ist und nach aktuellen Verkehrszahlen eine Frequentierung von 900 Fahrzeugen am Tag aufweise. Die Prognose für die nächsten Jahre erwarte durch die Ausweisung weiterer Baugebiete in Obermeitingen eine Steigerung auf 1500 Fahrzeuge. Deshalb sieht Schropp eine möglichst direkte Wegführung der Obermeitinger zu den wichtigen Infrastrukturpunkten wie Bahnhof, Wallfahrtskirche, Tankstelle und Einkaufsmärkte von gemeindeübergreifender Bedeutung, zumal auch der Linien- und Schulbusverkehr über diese Straße abläuft.
Klosterlechfelds Bürgermeister Rudolf Schneider möchte dagegen weiter an der bisherigen Planung festhalten. Seiner Meinung nach sei die Obermeitinger Straße ein Wallfahrtsweg, der schon jetzt nicht für diese hohen Verkehrszahlen ausgelegt sei. Unter anderem fehle ein Rad- und ein Gehweg. Zudem gebe es seiner Erfahrung nach nur wenige Pendler, die zum Bahnhof Klosterlechfeld mit dem Auto fahren. „Da stehen immer nur drei bis fünf Autos mit einem LL-Kennzeichen“, sagte Schneider.
Eine Lösung für das Problem gibt es, darin sind sich die drei Bürgermeister einig: Der Donauring könnte in südlicher Richtung nach Obermeitingen erweitert werden. Bei dieser laut Losert „großen Lösung“gibt es aber einen Haken: die Zeit. „Das geht nicht von heute auf morgen“, sagte Schropp. Das Projekt Lechring/Donauring habe bereits sechs bis sieben Jahre gedauert, erläuterte er.
Weitere Themen des Verkehrskonzeptes
Ulrich Glöckl und Sophie Pürckhauer vom Büro Schlothauer & Wauer stellten weitere Ergebnisse der im Juli durchgeführten Messungen und Ortsbegehung vor. Die Verkehrsspitzen waren demnach gegen 7 und 17 Uhr zu verzeichnen. Die beiden Experten sprachen zudem über einzelne Verkehrsaspekte in den vier Gemeinden.
● Obermeitingen Der Verkehrsexperte lobte die „sehr schöne Ortseinfahrt“im Süden, die vergleichsweise schmal sei und dadurch nicht zum Rasen verleite. Die Klosterlechfelder Straße werde mit 900 Fahrzeugen täglich zwar stark frequentiert, aber für ein Wohngebiet noch in einem verträglichen Maß. Klarheit sollte bei der Namensgebung von Straßen geschaffen werden. So gibt es sowohl im Obermeitinger Gewerbegebiet als auch in einem Klosterlechfelder Wohngebiet eine Elias-Holl-Straße.
● Untermeitingen Was in Obermeitingen positiv hervorgehoben wurde, war in Untermeitingen weniger gut. Vor allem am südlichen Ortseingang werde zu schnell gefahren, da die Straßen großzügig angelegt seien. Eine Verkehrsinsel könnte die Geschwindigkeit deshalb drosseln. Ebenfalls zu schnell seien viele Autofahrer unterwegs, die von Schwabmünchen kommend nach Untermeitingen fahren. Deshalb sei laut Glöckl der für Fußgänger wichtige Knotenpunkt Schloßberg/Fuggerstraße/Lechfelder Straße gefährlich. Die Radwege entlang der Lechfelder Straße verlaufen auf beiden Seiten und sind jeweils in beide Richtungen befahrbar. Da dies allerdings die wirtschaftliche Mitte der vier Lechfeldgemeinden mit vielen Ein- und Ausfahrten sei, sollStraße te es nach Meinung des Experten nur erlaubt sein, in jeweils eine Richtung mit dem Rad zu fahren. Die Sackgassen-Situation in der Nebenerwerbssiedlung gefalle ihm dagegen gut.
● Graben Verbesserungspotenzial sah Glöckl auch in Graben. Das Logistikzentrum sei mit dem Rad nur schwer zu erreichen, ein Gehweg an der Kirchbergstraße ende auf einer Seite abrupt, und die Fuggerstraße sei in ihrer Breite überdimensioniert. Der neue Edeka-Markt sei derzeit ein ungünstiger Standort, da er für viele nicht zu Fuß zu erreichen sei. „Das ist eine Verkehrsplanung für das Auto, das soll sich aber in Zukunft durch neue Baugebiete ändern“, sagte Glöckl.
● Klosterlechfeld In der Ortsmitte gibt es auf der Schwabmünchner Straße als Zubringer zur B17 eine große Verkehrsbelastung. Dies sei für Fußgänger gefährlich, obwohl es zwei Ampeln gibt. Diese stehen aber Glöckls Meinung nach an der falschen Stelle. „Genau dazwischen fehlt eine Querungshilfe – zum Beispiel eine Mittelinsel“, sagte er. Unübersichtlich und ebenfalls gefährlich stufte er die Ecke Schulstraße/ Elias-Holl-Straße ein. Obwohl der örtliche Bahnhof nicht barrierefrei ist, sei dies ein Standortvorteil.
● Zug Der Untermeitinger Gemeinderat Bernd Früchtl (SPD) hob die Vorteile des Zugverkehrs auf dem Lechfeld hervor. Seiner Meinung nach seien die Züge „ab 6 Uhr knallvoll“und bereits jetzt zu kurz. Der Pendlerparkplatz in Kaufering platze aus allen Nähten, da die Taktung beispielsweise aus Klosterlechfeld nicht optimal sei. Dabei könne die Zugverbindung nach München für viele Pendler aus dem Lechfeld hochattraktiv sein. Dafür gab es viel Applaus und Zustimmung von anderen Gemeinderäten.