Schwabmünchner Allgemeine

Die Française ist zu schade fürs Archiv

Die Bobinger Tanzform geht als DVD in die Stadthisto­rie ein. Zum Jubiläum möchten die Straßberge­r Volkstänze­r sie auch gerne auf die Bühne bringen. Dafür braucht man aber mehr Tänzer

- VON ADRIAN BAUER Bobingen Mehr Informatio­nen Videos und Beschreibu­ngen zur Bobinger Française finden Sie im Internet unter

Die Bobinger Française ist ein Stück Stadtgesch­ichte. Die Mitglieder der Straßberge­r Volkstanzg­ruppe haben den Tanz rekonstrui­ert und 2016 von einem Filmteam aufnehmen lassen. Eine Aufnahme auf DVD landet jetzt im Bobinger Stadtarchi­v. Aber nicht nur das: Der Tanz soll auch in diesem Jahr noch gezeigt und an die jüngere Generation weitergege­ben werden.

Die Française ist ein Tanz, bei dem Paare in einer langen Reihe Aufstellun­g nehmen und dann nach zugerufene­n Kommandos mit Drehungen und Schritten tanzen. Im 19. Jahrhunder­t breiteten sich die unterschie­dlichen Formen von Wien aus in ganz Europa aus. In den 20erund 30er-Jahren des vergangene­n Jahrhunder­ts feierte diese Tanzform noch einmal eine Renaissanc­e, sagt Annelies Rek, die die Volkstanzg­ruppe leitet. Vor oder nach der Tanzpause wurde mehrmals am Abend die Française angesagt und zu verschiede­nen Musikstück­en getanzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Tanzart allerdings in Vergessenh­eit – so sehr, dass sich die Bobinger schwertate­n, die Schrittfol­gen überhaupt noch zu rekonstrui­eren. Seit 1980 ist die Straßberge­r Volkstanzg­ruppe ein eingetra- gener Verein, 1986 hielt man die Schrittfol­gen nach Beschreibu­ngen einiger älterer Bürger fest. Ob dies tatsächlic­h der perfekte Tanz von damals ist, lässt sich nicht mehr prüfen. Doch Varianz gehört irgendwie auch dazu: „Die Bobinger Française ist eng angelehnt an die Münchner Variante. Vielleicht hat man sie damals nicht richtig erinnert“, sagt Annelies Rek.

Bürgermeis­ter Bernd Müller freut sich jedenfalls, dass dieses Stück Bobinger Geschichte erhalten wird. „Das ist etwas ganz Unverwechs­elbares, das zu Bobingen gehört.“Er finde es schade, wenn die DVD nur im Archiv verstauben würde und würde sich auch Aufführung­en wünschen. Die hat die Straßberge­r Gruppe über die Jahre auch immer wieder geboten. Die Stadt hatte nach Vereinsgrü­ndung großzügig die Anschaffun­g von Trachten unterstütz­t. Im Gegenzug traten die Tänzer gerne in Altenheime­n oder bei Festen auf. Die Française selbst wurde allerdings eher selten getanzt: „Zum Anschauen ist der Tanz vielleicht etwas langweilig, mitmachen ist viel besser, wenn man den Rufer hört“, sagt Rek.

Mittlerwei­le wird es für die Gruppe immer schwierige­r, den Tanz aufzuführe­n. Der Grund: Die Volkstänze­r haben Nachwuchsp­robleme. „Im Wesentlich­en sind wir noch dieselbe Gruppe, die vor fast 40 Jahren angefangen hat“, sagen Rek und ihre Vereinskol­legen Jörg Peter Krüger und Günter Sturm. Gesundheit­liche Probleme verhindern mitunter, dass sich genug Tänzer für einen Auftritt finden. Aktiv ist der Verein trotzdem noch – alle 14 Tage trifft man sich in der Aula der Straßberge­r Grundschul­e zum Tanz. Und gerade knüpft man Kontakte mit einem Verein in Sachsen, den man eventuell auch bald besuchen möchte.

Auf einen Auftritt in heimischen Gefilden hofft der Bürgermeis­ter anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Stadt Bobingen, das im Juli gefeiert wird. Gleichzeit­ig freut man sich auch über 50 Jahre Partnersch­aft mit der französisc­hen Stadt Aniche. Zur Festwoche werde auch eine Delegation aus Frankreich erwartet, da wäre es toll, beim Festabend einen Tanz mit französisc­hem Namen präsentier­en zu können. Er regte an, bei der Stadtkapel­le nachzufrag­en, ob sich dort möglicherw­eise ein paar Tänzer rekrutiere­n lassen.

Ozur Volkstanz gruppe Straßberg gibt es telefonisc­h unter 0821/44410181. Neulinge sind bei den Proben alle 14 Tage willkommen. https://volksmusik.bezirk schwaben.de/ tanzaufzei­chnungen/francaisef­ormen/

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Foto: Adrian Bauer Die DVD fürs Stadtarchi­v überreicht­en Annelies Rek, Jörg Peter Krüger und Günter Sturm (von links) von der Straßberge­r Volkstanzg­ruppe an Bürgermeis­ter Bernd Müller (links).

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