Die Française ist zu schade fürs Archiv
Die Bobinger Tanzform geht als DVD in die Stadthistorie ein. Zum Jubiläum möchten die Straßberger Volkstänzer sie auch gerne auf die Bühne bringen. Dafür braucht man aber mehr Tänzer
Die Bobinger Française ist ein Stück Stadtgeschichte. Die Mitglieder der Straßberger Volkstanzgruppe haben den Tanz rekonstruiert und 2016 von einem Filmteam aufnehmen lassen. Eine Aufnahme auf DVD landet jetzt im Bobinger Stadtarchiv. Aber nicht nur das: Der Tanz soll auch in diesem Jahr noch gezeigt und an die jüngere Generation weitergegeben werden.
Die Française ist ein Tanz, bei dem Paare in einer langen Reihe Aufstellung nehmen und dann nach zugerufenen Kommandos mit Drehungen und Schritten tanzen. Im 19. Jahrhundert breiteten sich die unterschiedlichen Formen von Wien aus in ganz Europa aus. In den 20erund 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts feierte diese Tanzform noch einmal eine Renaissance, sagt Annelies Rek, die die Volkstanzgruppe leitet. Vor oder nach der Tanzpause wurde mehrmals am Abend die Française angesagt und zu verschiedenen Musikstücken getanzt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg geriet die Tanzart allerdings in Vergessenheit – so sehr, dass sich die Bobinger schwertaten, die Schrittfolgen überhaupt noch zu rekonstruieren. Seit 1980 ist die Straßberger Volkstanzgruppe ein eingetra- gener Verein, 1986 hielt man die Schrittfolgen nach Beschreibungen einiger älterer Bürger fest. Ob dies tatsächlich der perfekte Tanz von damals ist, lässt sich nicht mehr prüfen. Doch Varianz gehört irgendwie auch dazu: „Die Bobinger Française ist eng angelehnt an die Münchner Variante. Vielleicht hat man sie damals nicht richtig erinnert“, sagt Annelies Rek.
Bürgermeister Bernd Müller freut sich jedenfalls, dass dieses Stück Bobinger Geschichte erhalten wird. „Das ist etwas ganz Unverwechselbares, das zu Bobingen gehört.“Er finde es schade, wenn die DVD nur im Archiv verstauben würde und würde sich auch Aufführungen wünschen. Die hat die Straßberger Gruppe über die Jahre auch immer wieder geboten. Die Stadt hatte nach Vereinsgründung großzügig die Anschaffung von Trachten unterstützt. Im Gegenzug traten die Tänzer gerne in Altenheimen oder bei Festen auf. Die Française selbst wurde allerdings eher selten getanzt: „Zum Anschauen ist der Tanz vielleicht etwas langweilig, mitmachen ist viel besser, wenn man den Rufer hört“, sagt Rek.
Mittlerweile wird es für die Gruppe immer schwieriger, den Tanz aufzuführen. Der Grund: Die Volkstänzer haben Nachwuchsprobleme. „Im Wesentlichen sind wir noch dieselbe Gruppe, die vor fast 40 Jahren angefangen hat“, sagen Rek und ihre Vereinskollegen Jörg Peter Krüger und Günter Sturm. Gesundheitliche Probleme verhindern mitunter, dass sich genug Tänzer für einen Auftritt finden. Aktiv ist der Verein trotzdem noch – alle 14 Tage trifft man sich in der Aula der Straßberger Grundschule zum Tanz. Und gerade knüpft man Kontakte mit einem Verein in Sachsen, den man eventuell auch bald besuchen möchte.
Auf einen Auftritt in heimischen Gefilden hofft der Bürgermeister anlässlich des Jubiläums 50 Jahre Stadt Bobingen, das im Juli gefeiert wird. Gleichzeitig freut man sich auch über 50 Jahre Partnerschaft mit der französischen Stadt Aniche. Zur Festwoche werde auch eine Delegation aus Frankreich erwartet, da wäre es toll, beim Festabend einen Tanz mit französischem Namen präsentieren zu können. Er regte an, bei der Stadtkapelle nachzufragen, ob sich dort möglicherweise ein paar Tänzer rekrutieren lassen.
Ozur Volkstanz gruppe Straßberg gibt es telefonisch unter 0821/44410181. Neulinge sind bei den Proben alle 14 Tage willkommen. https://volksmusik.bezirk schwaben.de/ tanzaufzeichnungen/francaiseformen/