Glanzmomente in Schwarz Rot Gold
Für die deutschen Sportler waren es extrem erfolgreiche Winterspiele. Ein Rückblick auf zwei Wochen voller unvergesslicher Augenblicke und Emotionen
Der Deutsche Olympische Sportbund hat sich nicht lumpen lassen. Nicht mit dem Deutschen Haus, in dem die Triumphe auf Eisbahnen, Loipen, Schanzen und Schießständen mit Feiern bis in die frühen Morgenstunden in die Verlängerungen gingen. Und auch nicht mit einer digitalen Werbekampagne, die die Erfolge der Team-D-Sportler würdigte. Zehntausendfach wurden die Kombinationen aus Fotos und flotten Sprüchen im Netz gelikt, einige von ihnen wollen wir zusammen mit den schönsten und unvergesslichsten deutschen Olympia-Momenten noch einmal präsentieren.
Für das tränenreichste deutsche Gold sorgten zweifelsohne Aljona Savchenko und Bruno Massot im Paarlauf. Dass sie es nach Rang fünf nach dem Kurzprogramm mit der Kür ihres Lebens noch zu Gold schafften, konnten die gebürtige Ukrainerin und der gebürtige Franzose, die beide in Oberstdorf wohnen und trainieren, noch nicht ahnen, als sie völlig entkräftet nach der viereinhalbminütigen Kür auf dem Eis lagen. Da die Konkurrenz aber patzte und die Weltrekord-Kür nicht knackten, durfte Savchenko im fünften Anlauf bei Olympia endlich jubeln – und vor Glück weinen. Es war das erste Gold für Deutschland im Paarlauf seit 66 Jahren. Skispringer Andreas Wellinger geht im Internet ab wie eine Rakete. Entsprechend oft bekam er die Schlagzeilen. Angereist als deutsche Nummer zwei, holte der 22-Jährige Gold und Silber im Einzel und mit
Karl Geiger, Richard Freitag (beide Oberstdorf) sowie Stephan Leyhe auch Silber im Teamwettbewerb. Mit drei Olympia-Medaillen bei den selben Spielen kommt der erfolgreichste der Schuster-Jungen sogar in die Sportgeschichtsbücher.
Katharina Althaus bestätigte auch in Pyeongchang ihre Form. Aber die 21-jährige Oberstdorferin musste der Weltcup-Führenden Maren Lundby doch den Vortritt lassen.
Die Nordischen Kombinierer ließen es wie schon bei der WM in Lahti (Finnland) so richtig krachen: Erst holte Eric Frenzel Gold von der Normalschanze. Dann liefen nach dem Wettbewerb von der Großschanze mit Johannes Rydzek, Fabian Rießle und Frenzel gleich drei Deutsche als Erste über die Ziellinie. Doch damit nicht genug: Zusammen mit Startläufer Vinzenz Geiger (Oberstdorf) lief auch die deutsche Staffel ungefährdet zu Gold. 52 Sekunden Vorsprung auf Norwegen – das trieb sogar Erfolgstrainer Hermann Weinbuch Tränen in die Augen. Dieser Titel fehlte ihm noch. Mit der Usain-Bolt-Geste auf dem Podest sicherte sich das Quartett zudem vier handsignierte Schampus-Flaschen vom Sprintstar aus Jamaika.
Der Druck war hoch, doch Biathletin Laura Dahlmeier hielt ihm stand. Mit den Siegen in Sprint und Verfolgung sowie Bronze im Einzel erfüllte sie die Erwartung im Stile einer ganz Großen. Sie kritisierte aber auch die extrem hohen Belastungen, die die Scharfschützen in der Loipe zu bewältigen hatten. Ein KarriereEnde nach dieser Saison ist nicht ausgeschlossen. Aber auch die deutschen Biathlon-Männer räumten im Alpensia-Zentrum ordentlich Medaillen ab... Benedikt Doll trotzte der Kälte von Korea mit Heizkissen in den Handschuhen und gewann nach 19 von 20 getroffenen Scheiben Bronze in der Verfolgung. Arnd Peiffer lief im Sprint triumphal zu Gold, musste im Mixed allerdings eine HardcoreNiederlage einstecken, weil er mit 30 Sekunden Vorsprung am Schießstand alles verbaselte. Simon Schempp dagegen beantwortete die unvermeidliche Frage nach seiner Schuhgröße schnell: „Zwei Nummern zu klein.“Dem Baden-Württemberger fehlten im Zielsprint des Massenstart-Rennens gegen den Franzosen Martin Fourcade 18 Tausendstelsekunden zu Gold – umgerechnet 14 Zentimer. Nach krankheitsbedingter Absage für die Mixed-Staffel mischte Schempp in der Männer-Staffel dann wieder kräftig mit. Lesser, Peiffer, Doll und Schempp gewannen zum Abschluss Bronze.
Felix, der Glückliche, wurde zu Felix, dem Unglücklichen. Der seit zehn Jahren weltbeste deutsche Rodler scheiterte an Kurve neun und verpasste seinen persönlichen Gold-Hattrick. Sekundenlang blieb er zusammengesunken auf seinem Schlitten sitzen. Erst Papa und Cheftrainer Norbert Loch konnte ihn trösten.
Wie wild geworden rannte Francesco Friedrich auf den noch fahrenden Zweierbob der Kanadier zu, brüllte die Konkurrenten mit seinem Anschieber Thorsten Margis an. Für die Nordamerikaner ergab das keinen Sinn – bis klar war: Beide Bobs gewannen zeitgleich Gold.
Die Eishockey-Nationalmannschaft ist der Olympiasieger der Herzen. Nicht nur die hochdramatische Final-Niederlage gegen die Olympischen Athleten aus Russland brachte Sympathien, sondern auch die hart erkämpften Siege in den Partien zuvor.
Gestern dann, zur Abschlussfeier, folgte der letzte Gruß an die Mitglieder des Teams D. Sie waren zweifelsohne die großen Gewinner dieser Spiele.