Schwabmünchner Allgemeine

Wer hilft, wenn Tiere krank werden

Ende 2017 wurde der tierärztli­che Notdienst in Augsburg eingestell­t. Wo sich Tierhalter nun hinwenden können

- VON TANJA FERRARI

Das Wohlergehe­n ihrer Haustiere steht für viele an erster Stelle. Seit der freiwillig­e tierärztli­che Notdienst in Augsburg Ende 2017 eingestell­t wurde, ist deshalb die Besorgnis groß. Christine Wagner zum Beispiel ist enttäuscht über die Abschaffun­g der freiwillig­en Leistung der Tierarztpr­axen. Für die Haustierbe­sitzerin ist es ein Rätsel, warum die Veterinäre den Dienst nicht wenigstens an manchen Wochenende­n anbieten könnten.

„Ohne Auto hat man keine Möglichkei­t, die Tierklinik­en in Gessertsha­usen oder Stadtberge­n überhaupt zu erreichen“, sagt Wagner. Sie hätte bereits die Erfahrung gemacht und mitten in der Nacht ein Taxi rufen müssen. Zum Wohl von Tier und Halter hofft Wagner darum auf eine schnelle Wiedereinf­ührung des freiwillig­en Notdienste­s.

Tierärztin Renate Danko macht ihr da wenig Hoffnung. Sie hat sich zwar nur widerwilli­g vom Projekt unter der Leitung des inzwischen pensionier­ten Dr. Virgil Dobrescu verabschie­det. Die optimale Versorgung ihrer Patienten ist für sie eine Herzensang­elegenheit. Doch mit nur einem weiteren Kollegen sei eine Fortsetzun­g der freiwillig­en Leistung schlicht nicht mehr möglich. „Selbst zu dritt war es bereits eine Herausford­erung“, sagt sie.

Familie und der Wochenendn­otdienst seien kaum miteinande­r zu vereinbare­n. Früher war der tierärztli­che Notdienst für alle Tierärzte in der Region verpflicht­end. Seit es die Tierklinik AniCura mit ihrem 24-Stunden Service in Pfersee gebe, habe sich das geändert. „Nach der Berufsordn­ung für Tierärzte in Bayern ist damit die tierärztli­che Versorgung vor Ort gewährleis­tet“, erklärt Danko. Kollegen stehe es nun frei, ob sie ihre Wochenende­n opfern wollen, um einen Notdienst zu organisier­en.

Der Aufwand und die psychische Belastung eines Notdienste­s dürften dabei nicht außer Acht gelassen werden: „Nicht der Andrang, sondern das auf Abruf Zur-VerfügungS­tehen ist das Problem“, sagt Danko. Sie möchte das Projekt aber noch nicht komplett abschreibe­n. In einer Gruppe von vier oder fünf Tierärzten sei der freiwillig­e Notdienst gut machbar.

Dr. Karl Eckart, Präsident der bayerische­n Landestier­ärztekamme­r, weist darauf hin, dass der Tierärztli­che Bezirksver­band jederzeit eingreifen könne, wenn er die tierärztli­che Versorgung vor Ort gefährdet sehe. Nach Absprache mit den Praxen könne der Notdienst dann ausgeweite­t werden. Dr. Martin Kleint, Vorsitzend­er des Tierärztli­chen Bezirksver­bands Schwaben, sieht die Region Augsburg allerdings nicht in Gefahr.

„Dr. Dobrescu hat mir vor seiner Pensionier­ung versichert, dass die Inanspruch­nahme des tierärztli­chen Notdienste­s über die letzten 15 Jahre deutlich abgenommen hatte“, so Kleint.

Die Tierklinik­en AniCura, Gessertsha­usen und Auwald gewährleis­ten in der Region Augsburg rund um die Uhr eine tierärztli­che Notversorg­ung. Sollte dies unzureiche­nd sein, behalte es sich der Tierärztev­erband vor, den Notdienst wieder verpflicht­end einzuführe­n. Ein Vorteil von Tierklinik­en sei: Sie garantiere­n eine optimale Versorgung, da sich alles Wichtige unter einem Dach befinde, sagt Kleint. „Eine Hausbetreu­ung durch mobile Tierarztko­llegen des Notdienste­s ist nach Abschätzun­g für unkomplizi­erte Fälle aber möglich.“In größeren Städten könnten auch Tierrettun­gstranspor­te bestellt werden. Stefan Bentele, Fachtierar­zt und Mitglied der Klinikleit­ung von AniCura, sagt, dass der Notdienst im Moment gut besucht sei. Die Wartezeite­n hingen von zwei Faktoren ab: der Art des Notfalls und der Zahl der Tiere mit schweren Krankheite­n, die bereits zu versorgen seien. Die Grundverso­rgung der Bevölkerun­g könne also nicht nur über die Tierklinik abgedeckt werden. „Die Funktion der Tierklinik ist eher mit einer Notaufnahm­e zu vergleiche­n“, sagt er. Ähnlich wie in der Humanmediz­in könne es deshalb auch zu erhebliche­n Wartezeite­n und Überlastun­gen kommen, da auch die personelle­n Kapazitäte­n einer Tierklinik nicht unendlich seien. Info Interessie­rte Tierärzte, die bei ei nem freiwillig­en tierärztli­chen Not dienst in Augsburg mitmachen möchten, können sich mit Tierärztin Renate Dan ko in Verbindung setzen. Erreichbar ist sie über die Mailadress­e: r.danko@gmx.de

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