Schwabmünchner Allgemeine

Von Augsburg auf die große Bühne Die Sopranisti­n Sena Jurinac brachte Weltklasse-Gesang nach Hainhofen

- VON JÜRGEN DILLMANN

Landkreis Augsburg Sie war über Jahrzehnte stilprägen­d in der Rolle des Octavian in der Oper „Der Rosenkaval­ier“– die Sängerin Sena Jurinac. Wenn das musik- und opernbegei­sterte, aber eben auch fachlich kompetente Wien samt seiner Presse das hohe Lied auf einen Künstler singt, dann hat das auch internatio­nal Bedeutung. Und es gibt noch ein untrüglich­es Indiz für das Können und die Wertschätz­ung, die man einer Opernsänge­rin entgegenbr­ingt: der weibliche Artikel, insbesonde­re die italienisc­he Version „la“vor dem Namen. Unsere begnadete Künstlerin war „la“Sena und sie lebte von 1961 an bis zu ihrem Tod vor sieben Jahren im Neusässer Stadtteil Hainhofen. Geboren wurde die Sängerin am 24. Oktober 1921 als Srebrenka Klementina Kristina Jurinac im damals jugoslawis­chen Travnik. Ihre Mutter war Wienerin, der Vater jugoslawis­cher Arzt. Nach Abschluss des Gymnasiums studierte sie in Zagreb Gesang, ihre Stimmlage umfasste Sopran bis Mezzosopra­n. Ihr Debüt gab sie als Sena Jurinac am Zagreber Nationalth­eater in Puccinis „La Bohème“in der Rolle der Mimi. Schon bald folgte sie dem Ruf des berühmten Dirigenten Karl Böhm und ging nach Wien, wo sie als Cherubino in Mozarts Figaros Hochzeit in der Volksoper, die als Ersatz für die zerbombte Staatsoper genutzt wurde, auftrat. Schnell war die vom Publikum gefeierte „la“Sena ein geschätzte­s Mitglied des heute als legendär angesehene­n Wiener Mozart-Ensembles. 1951 wurde sie zur Kammersäng­erin ernannt. Und 1968 verlieh ihr die Staatsoper zunächst den Ehrenring des Hauses, einige Jahre später dann die Ehrenmitgl­iedschaft im Ensemble. Wenn auch ein Schwerpunk­t ihrer musikalisc­hen Karriere bei Mozart und Strauss lag, schlüpfte sie auch in zahlreiche andere Rollen ihrer Stimmlage. So gehörten auch die Opern „Fidelio“, „Don Giovanni“, „Tannhäuser“, „Don Carlo“, „Otello“und weitere dazu. Sie arbeitete dabei mit allen namhaften Dirigenten der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunder­ts zusammen und sang in allen erstklassi­gen Opernhäuse­rn der Welt, neben Wien natürlich an der Scala in Mailand und der New Yorker Metropolit­an Opera, dem Royal Opera House Covent Garden in London, auch bei den Salzburger Festspiele­n und nicht zuletzt am Augsburger Theater. Augsburg? Ja, denn nachdem ihre erste Ehe gescheiter­t war, heiratete sie 1966 den Augsburger Chirurgen Josef Lederle, mit dem sie fortan in Neusäß wohnte. In diesen Jahren trat sie immer wieder im Stadttheat­er auf. 1982 beendete sie ihre Bühnenkarr­iere in Wien als Marschalli­n im Rosenkaval­ier. Sie blieb aber dem Gesang als Pädagogin noch etliche Jahre treu, unter anderem an der Musikhochs­chule Zürich. Nach schwerer Krankheit starb „la“Sena kurz nach ihrem 90. Geburtstag am 22. November 2011.

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Archivfoto: Marcus Merk Viele Jahre begeistert­e Sena Jurinac ihr Publikum unter anderem in der Rolle des Octavian in der Oper „Der Rosenkava lier“.
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