Schwabmünchner Allgemeine

Was hilft bei dieser Kälte?

Der Winter hat das Augsburger Land in seinem eisigen Griff. Autobatter­ien geben den Geist auf und Wasserrohr­e platzen. Doch Experten sagen: Alles kein Problem. Es darf nur nicht zu lange dauern

- VON KATHARINA FORSTMAIR Landkreis Augsburg Der Retter Der Winterdien­st Die Bahn Der Stromverso­rger Der Wasservers­orger Der Heizungs und Sanitärfac­h mann »Aufgefalle­n

Dieses Missgeschi­ck dürfte heute Morgen wieder etlichen Menschen widerfahre­n: Dickt vermummt gegen die klirrende Kälte hasten sie zum Auto, klemmen sich hinters Steuer – und dann das: Der Motor gibt keinen Mucks von sich. Johann Feil kennt das. „In den meisten Fällen liegt das an der Batterie, die bei eisigen Temperatur­en gerne einmal den Geist aufgibt, sagt der Leiter einer Kfz-Werkstatt in Welden: „Eine halb volle Batterie ist bei zehn Grad minus so gut wie leer.“Feil hat im Winter häufig mit solchen Fällen zu tun. Er befürchtet, dass Zahl der Problemfäl­le steigen wird, wenn es weiterhin so kalt bleibt. Zu 99 Prozent seien das Dieselfahr­zeuge. Doch dazu später mehr.

Das Augsburger Land bibbert derzeit bei zweistelli­gen Minusgrade­n. Doch was bedeutet das? Was für Folgen hat es, wenn es länger so klirrend kalt bleibt. Wir haben Menschen gefragt, die es wissen müssen.

● Noch befinden sich die Sanitäter des Roten Kreuzes im normalen Tagesgesch­äft. Doch das könne sich schnell ändern, sagt der Leiter des Rettungsdi­enstes, Manfred Rupprecht. „Wenn es aber mit der Kälte so weitergeht, wird es in Zukunft bestimmt zusätzlich­e Einsätze geben.“Mit zunehmende­r Kälte häuften sich vor allem Stürze und Verkehrsun­fälle durch Eis auf den Gehwegen oder Straßen.

● Je tiefer die Temperatur­en, desto langsamer wirke das Salz, heißt es beim Kreisbauho­f für den Kreis Augsburg. Weitere Probleme auf den Straßen bringen Schlaglöch­er mit sich, die bei extremer Kälte vor allem dann entstehen, wenn der Asphalt schon rissig ist. Deshalb sei es wichtig, schon vor dem Winter Risse zu verschließ­en und ganze Deckschich­ten zu erneuern.

● setzt unter anderem auf Weichenhei­zungen. Diese sollen ab Temperatur­en von null Grad oder Schneefall mit der doppelten Leistung einer Heizung eines Einfamilie­nhauses für das Abtauen der Weichen sorgen.

Das Problem: Wenn es richtig kalt ist, kann das dauern, und Arbeiter müssen per Hand ran. Abtauund Enteisungs­anlagen sollen außerdem die Züge selbst von Eis freihalten. Denn dort können die Stromabneh­mer festfriere­n.

● Die Lechstauwe­rke sind noch längst nicht zugefroren. Es müsse schon länger kalt bleiben, damit Probleme mit den Wasserkraf­twerken entstehen, berichtet Ingo Butters von den Lech- werken. „Wir beobachten die Situation aufmerksam, damit die Wehre eisfrei und funktionst­üchtig bleiben“, sagt er.

● Dominik Keller, Technische­r Leiter der Wasserwerk­e Gersthofen, befürchtet die Folgen der extremen Kälte, vor allem ab dem Zeitpunkt, an dem es wieder wärmer wird. „Wenn der gefrorene Boden wieder auftaut, sorgt das für Bewegungen, die Wasserrohr­brüche verursache­n können“, erklärt er.

Doch auch schon jetzt kann es zu Wasserrohr­brüchen kommen, die vor allem durch eingefrore­ne Leitungen entstehen. Viele solcher Meldungen gehen aktuell bei der Firma von Andreas Wagner in Neusäß ein. „Oft liegt das Problem bei unvorsicht­igen Bewohnern, die das Fenster im Bad zu lange offen stehen lassen“, berichtet er.

Die meisten Notrufe, die diesen Winter schon eingegange­n sind, beschäftig­en sich mit solchen zugefroren­en Rohren, ausgefalle­ne Heizungen seien weniger das Problem. Wenn Heizungen ausfallen, liege das Problem hauptsächl­ich an der mangelnden Wartung. Bei niedrigen Außentempe­raturen können auch Wärmepumpe­n ineffizien­ter werden. Damit musste sich der Experte aber diesen Winter noch nicht auseinande­rsetzen.

Einig sind sich alle Befragten: Ein paar Tage lässt sich die klirrende Kälte gut aushalten. Schwierige­r werde es, wenn der Frost länger anhält – auch für viele Autofahrer und hier vor allem die mit einem Diesel. Auch Johann Feil weiß, wie mit den unterkühlt­en Dieselfahr­zeugen umzugehen ist und hat einen Tipp parat: „Man muss das Auto einfach eine Nacht lang in einen warmen Raum stellen, dann ist das Problem gelöst.“

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Foto: Marcus Merk Hauptsache, richtig angezogen: Der Mensch kann sich gegen die Kälte wappnen. Doch die Technik macht gerne einmal schlapp, wenn die Temperatur­en im tiefsten Keller ver harren.

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