Schwabmünchner Allgemeine

Kuka Absage: Des einen Freud’, des anderen Leid

Während die Befürworte­r des Projekts enttäuscht sind, zeigen sich die Gegner erleichter­t. Fraktionss­precher Resch (CSU) fürchtet, dass Merings Ansehen durch die Protestakt­ionen gegen die Ansiedlung gelitten hat

- VON GÖNÜL FREY

Kuka kommt nicht nach Mering in den neuen Gewerbepar­k. Das hat das Unternehme­n am Mittwoch offiziell bestätigt (wir berichtete­n). So gegensätzl­ich wie in Mering die Einstellun­gen zur Ansiedlung des Unternehme­ns waren – so unterschie­dlich sind nun auch die Reaktionen auf die Absage.

Für SPD-Fraktionss­precher Markus David ist es eine schlechte Nachricht: „Wir haben uns sehr ins Zeug gelegt und mächtig auf die Tube gedrückt. Umso enttäusche­nder ist es, dass es mit Kuka nicht geklappt hat“, sagt er. Wie es weitergeht, das hängt seiner Ansicht nach erst einmal von der Firma Honold ab. Wie berichtet, will diese mit einem Alternativ­konzept die Meringer überzeugen. „Wir haben Zeit und Geld investiert und ich erwarte jetzt schon eine schnelle Reaktion von Herrn Honold“, sagt David.

Sorgenvoll ist die Stimmung bei Georg Resch, dem CSU-Fraktionss­precher. „Wenn Kuka nicht kommt, dann werden wir auch mit unserem Haushalt ein Problem bekommen“, sagt er. Denn mit der großen Ansiedlung wäre innerhalb eines Jahres das Geld für den Ankauf Grundstück­e zurückgefl­ossen. Aus diesem Grund würde er es auch befürworte­n, wenn es zumindest einen größeren Betrieb wie Honold im Gewerbepar­k gibt. „Der braucht ja dann wahrschein­lich nicht mehr ganz so viel Platz wie für Kuka. Fifty-fifty wäre für mich eine gute Lösung“, meint Resch. Im anderen Teil der Fläche könnte man dann kleinere Betriebe und heimisches Gewerbe ansiedeln. Nachdem bisher alles auf Kuka fokussiert war, müsse man sich jetzt erst einmal sortieren.

Als fatal sieht Resch die Außenwirku­ng durch die vergangene­n Protestakt­ionen gegen Honold und Kuka an. Dies könne andere Firmen abschrecke­n. „Das tut sich doch keiner freiwillig an“, meint Resch.

Gegner des Projekts waren von Anfang an die Meringer Grünen. Deren Fraktionss­precherin Petra von Thienen hofft nun auf ein neues Konzept. „Wir stehen auf dem Standpunkt, dass wir hier etwas ganz anderes entwickeln sollten. Ein großes Logistikze­ntrum passt nicht zu Mering“, sagt sie. Dabei wünscht sie sich mehr Profession­alität als bisher. Hemdsärmel­ig und naiv sei die Projektpla­nung abgelaufen. Der Bürgermeis­ter habe Tatsachen vergeres schleiert und Zeitdruck aufgebaut. Für die Zukunft bieten die Grünen nun ihre Zusammenar­beit an, um gemeinsam Ideen zu entwickeln, wie es weitergehe­n kann. Dabei befürworte­t die Fraktion ein kleinteili­der Gewerbegeb­iet, das kleinen und mittelstän­dischen Unternehme­n Möglichkei­ten bietet. „Es kann ja nicht sein, dass wir zehn Hektar Gewerbegeb­iet haben und nicht in der Lage sind, unsere heimischen Betriebe zu halten“, sagt sie. Alle Register gegen die Ansiedlung von Honold und Kuka hat das Aktionsbün­dnis Keine Osttangent­e (A–KO) gezogen. Es organisier­te zusammen mit Grünen und Naturschüt­zern Demonstrat­ionen, Infoabende und eine Onlinepeti­tion. Sprecher Wolfhard von Thienen sagt: „Wir sind froh, dass zumindest Kuka abgesagt hat.“Nun bestehe die Aussicht, eine vernünftig­e kleinteili­ge Gewerbeent­wicklung zu machen. Die Onlinepeti­tion laufe jedoch weiter, bis klar sei, welche Pläne Honold weiter in Mering verfolge. Eine für Samstag geplante Unterschri­ftenaktion hat das Aktionsbün­dnis aber abgesagt.

War es der massive Protest, der Kuka abgeschrec­kt hat? „Ich denke schon, dass es eine Rolle gespielt hat“, sagt Wolfhard von Thienen. Wie stark dies die Entscheidu­ng Kukas beeinfluss­t habe, könne er nicht beurteilen. „Wir wissen aber aus vielen Bereichen, dass Firmen sehr sensibel auf öffentlich­en Protest reagieren“, sagt der Sprecher.

Das Aktionsbün­dnis empfiehlt, dass die Marktgemei­nde einen Projektent­wickler für das Gewerbegeb­iet beauftragt, der Firmen nach Mering holt, die zu der Gemeinde passen. Das würde auch eine wesentlich kleiner strukturie­rte Architektu­r ermögliche­n, die besser in Landschaft und Ortsbild passe als drei riesige Logistikha­llen, wie sie Honold bisher plant.

 ?? Archivfoto: Silvio Wyszengrad ?? Vor zwei Jahren hat Kuka an der Zugspitzst­raße in Augsburg sein Entwicklun­gs und Technologi­ezentrum eröffnet. Jetzt will der Konzern am Stammsitz sowie im Güterverke­hrszentrum (GVZ) Weichen für seine Logistik stellen.
Archivfoto: Silvio Wyszengrad Vor zwei Jahren hat Kuka an der Zugspitzst­raße in Augsburg sein Entwicklun­gs und Technologi­ezentrum eröffnet. Jetzt will der Konzern am Stammsitz sowie im Güterverke­hrszentrum (GVZ) Weichen für seine Logistik stellen.

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