Zimmer Service
„Das Andere Haus VIII“– ein merkwürdiger Name für ein Hotel. Noch merkwürdiger sind die fünf Gästezimmer, die einst Gefängniszellen waren. Sie sind jeweils zwei mal vier Meter groß. Hier waren bis 1990 ein bis zwei Häftlinge eingesperrt. Huberta Bettex von Schenck und ihr Mann Matthias haben das einstige Krankenhaus der Ostberliner Haftanstalt Rummelsburg gekauft und es 2007 umgebaut, um dort selber zu wohnen – und Hotelgäste zu empfangen. Die Wände der „Hotel-Zellen“ließen sie neu verputzen und farbig anstreichen. Die kleinen Glasbausteine, durch die Häftlinge früher nicht nach draußen schauen konnten, wurden durch große Fenster ersetzt. Die Gitter verschwanden. „Nur der Terrazzofußboden und die Granittreppe sind geblieben“, sagt Bettex von Schenck. Die Räume mit der hohen, aus Backsteinen bestehenden Runddecke wurden bewusst spartanisch eingerichtet: Bett, ein zweites Bett zum Ausziehen, Stuhl, Tisch, Lampe, kleine Garderobe, alles als Sonderanfertigung aus Stahl. Kein Fernseher. Im Nebenraum befindet sich als luxuriöser Gegenpol das aufwändig gestaltete Bad. In einer ehemaligen Zelle wurde eine Küche eingerichtet, die den Gästen ebenso wie der Garten mit Blick auf den Rummelsburger See zur Verfügung steht. „Viele junge Leute kommen zu uns, für sie ist das ein Gebäude mit einer coolen Geschichte“, sagt die ehemalige Lehrerin. Gäste können sich in der Hotel-Bibliothek über die Geschichte der Rummelsburger Häftlinge informieren, die hier aus politischen Gründen saßen. Einige sind zurückgekehrt und haben sich das Hotel angeschaut, das zu DDR-Zeiten als Teil der 1879 erbauten Gefängnisanlage „Haus 8“hieß. Bettex von Schenck: „Wir hatten viele bewegende Kontakte zu ehemaligen Gefangenen. Sie fanden es gut, dass hier Leben eingezogen ist.“
In unserer Rubrik „Zimmer-Service“stellen wir Hotels, Pensionen und Ferienhäuser vor, die unsere Redaktionsmitglieder und Mitarbeiter ausprobiert haben und bemerkenswert fanden.