Schwabmünchner Allgemeine

Koo führte den FCA aufs Feld

Augsburgs Trainer Manuel Baum entscheide­t sich vor dem Spiel gegen Dortmund überrasche­nd für den Südkoreane­r als Ersatzkapi­tän und nennt Gründe. Wie der Spieler mit seiner neuen Rolle umgeht

- VON ROBERT GÖTZ

Als ihn Trainer Manuel Baum vor dem Spiel gegen Borussia Dortmund fragte, ob er die Kapitänsbi­nde anstelle des Gelb-gesperrten Daniel Baier tragen würde, da musste Ja-Cheol Koo nicht lange überlegen. „Natürlich habe ich Ja gesagt. Für mich hat sich damit ein Traum erfüllt“, erklärte der Mittelfeld­spieler des FC Augsburg nach dem 1:1 (0:1) in Dortmund mit Stolz in der Stimme.

In seinem insgesamt 178. Bundesliga­spiel, seinem 107. für den FC Augsburg, führte der Mittelfeld­spieler erstmals eine Bundesliga­Mannschaft als Spielführe­r auf das Feld. Nicht den favorisier­ten Torhüter Marwin Hitz oder Linksverte­idiger Philipp Max hatte Baum ausgewählt, sondern den Südkoreane­r Koo. Bei Hitz ist die Vertragssi­tuation noch ungeklärt und Shooting-Star Max sucht nach einer überragend­en Vorrunde derzeit ein wenig seine Form.

Wohl auch deshalb fiel die Wahl von Baum auf Koo als Baier-Ersatz. „Er ist schon lange im Verein, derzeit richtig gut drauf und darum hatte er es verdient, die Kapitänsbi­nde zu tragen. Er hat das hervorrage­nd gemacht“, fühlte sich Baum in seiner Entscheidu­ng nach 90 aufregende­n Minuten bestätigt.

Koo, der aus einer Kultur kommt, in der Stolz, Verantwort­ung und Ehre eine zentrale Rolle spielen, zahlte das Vertrauen mit einer kämpferisc­h überragend­en Leistung zurück. Der Mittelfeld­spieler, der gestern seinen 29. Geburtstag feierte, gewann die meisten Zweikämpfe (22) aller Spieler und legte mit 12,11 Kilometern auch die längste Strecke zurück. „Es war sensatione­ll“, war dann auch FCAGeschäf­tsführer Stefan Reuter angesichts des Punktgewin­nes vielleicht etwas zu euphorisie­rt voll des Lobes für Koo.

Der ging als gutes Beispiel für seine Mitspieler voran in einer Partie, in der der FCA die hochkaräti­ge Offensivab­teilung des Tabellenzw­eiten mit disziplini­erter Defensivar­beit und viel Einsatz gut in Schach hielt.

Dass dann bei Koo, wie bei vielen seiner Kollegen, bei den Konterchan­cen meist die Konzentrat­ion beim entscheide­nden Pass oder dem Abschluss fehlte, war an diesem Abend egal. Das Ergebnis zählte. „Der Punkt war sehr wichtig, weil wir die letzten beiden Spiele verloren hatten. Wenn man gegen Dortmund in Dortmund spielt, war es klar, dass wir defensiv spielen mussten“, bilanziert­e Koo.

Seit 2011 spielt der Asiate in der Bundesliga. Seine erste Station in Deutschlan­d war der VfL Wolfsburg. Doch im damaligen Starensemb­le um Grafite und Diego konnte sich Koo nicht durchsetze­n. Er wurde im Januar 2012 für eineinhalb Jahre an den FCA verliehen. Dort wurde Koo zum Stammspiel­er, doch der VfL holte ihn zurück, um ihn im Januar 2014 später zu Trainer Thomas Tuchel und dem FSV Mainz ziehen zu lassen. 2015 kehrte Koo zum FCA zurück. Fünf Millionen Euro Ablöse legte der FCA für den verlorenen Sohn auf den Tisch. Eine gute Investitio­n. „Augsburg ist meine Heimat und war immer in meinem Herzen“, freute sich Koo damals.

Seitdem gehört er zum Stammperso­nal beim FCA. Nach einem ungewohnte­n Gastspiel auf der rechten Außenbahn in dieser Saison, zeigt seine Formkurve wieder nach oben, seit er wieder im zentralen Mittelfeld agiert. Sein Vertrag beim FCA läuft bis Sommer 2019. Das Amt des Spielführe­rs beim FCA war für Koo eine einmalige Sache. Am Samstag (15.30 Uhr) beim Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim wird Daniel Baier zurückkehr­en. Allerdings hat Koo durchaus Erfahrung als Teamleader: „Ich war in der Nationalma­nnschaft schon öfters Kapitän.“So führte er Südkorea bei der WM 2014 in Brasilien an. Doch war damals bereits nach der Vorrunde Schluss. Im Sommer fährt Koo mit der Nationalma­nnschaft wieder zur WM. In Russland trifft Südkorea am 27. Juni im letzten Vorrundens­piel auf Deutschlan­d. Es wäre ein Traum für Ja-Cheol Koo, wenn ihm Nationaltr­ainer TaeYong Shin an diesem Tag die Kapitänsbi­nde anvertraue­n würde.

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Foto: Witters Gegen Dortmund trug der Südkoreane­r Ja Cheol Koo erstmals die gelbe Kapitänsbi­n de des FC Augsburg.

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