Friedberg hält Erinnerung wach an Unglückstag vor 150 Jahren
Warum der Turm der St.-Jakobs-Kirche einstürzte und warum damals zum Glück niemand ums Leben kam
Wenn heute ab 15.30 Uhr in Friedberg die Glocken läuten, dann werden viele Bürger wissen wieso. Denn der Kirchturmeinsturz von 1868 ist ein wichtiger Teil der Friedberger Stadtgeschichte.
Der Kirchturm, der am 2. März 1868 einstürzte, war auf den Fundamenten einer alten Kirche errichtet worden. In den 1860er Jahren bildeten sich immer mehr Risse und Sprünge im Mauerwerk des Turms. Bis die Behörden endlich reagierten, war es allerdings schon zu spät. Wie der Friedberger Chronist Kaspar Wieland schrieb, hatten die Maurer bereits begonnen, die Löcher für die Schlaudern zu schlagen. Kleine Anker, die das Mauerwerk stützen sollten. Als die Handwerker dann gegen 15.30 Uhr ihr Vesperbrot verzehrten, sackte der Turm in sich zusammen. Durch eine Reihe glücklicher Zufälle wurde bei dem Einsturz aber niemand verletzt: Die Maurer waren in der Brotzeit. Eine Gruppe Schulkinder, die kurz vor dem Einsturz noch neben der Kirche gespielt hatte, rannte einem betrunkenen Schneider hinterher, der vor sich hin grölte und sang. Weil Montagnachmittag war, fand keine Messe statt.
Die Friedberger fackelten nicht lange und begannen sofort, mit bloßen Händen die Trümmer aufzuräumen. Fortan fanden die Gottesdienste in der Wallfahrtskirche Herrgottsruh statt. Am 25. Juli 1871 legten die Friedberg endlich den Grundstein für ihre neue Stadtpfarrkirche. Diesmal gruben sie ein richtiges Fundament.
Das Gedenken an den Kirchturmeinsturz begehen die Friedberger mit einer ganzen Reihe von Veranstaltungen. Heute Abend findet um 19 Uhr in der Kunstschule Friedberg eine Vorführung mit Bildern, Akrobatik und Moritat statt. Am Samstag um 15.30 Uhr und am Sonntag um 10.30 Uhr wird in der Stadtpfarrkirche in Gottesdiensten des Einsturzes gedacht. Historisch Interessierte können am Sonntag um 11.30 Uhr an einer Führung mit dem Historiker Rubert Raab teilnehmen. Nach der Führung findet noch ein Empfang im Pfarrzentrum statt.