Schwabmünchner Allgemeine

Unter Beobachtun­g

Die Annäherung an die fremdenfei­ndliche Pegida-Bewegung und eine umstritten­e Reise nach Syrien bringen die anderen Parteien gegen die AfD auf. Der Verfassung­sschutz hat sich bisher kaum um die Rechtspopu­listen gekümmert

- VON MARTIN FERBER Berlin

An insgesamt 23 Stellen tauchte die AfD im Verfassung­sschutzber­icht des letzten Jahres auf. Doch alleine 19 Mal ging es dabei um Aktionen von Linksextre­misten und autonomen Gruppen gegen Mitglieder und Anhänger der AfD, nur an vier Stellen wurde die Partei im Kapitel „Rechtsextr­emismus“erwähnt – und dort in Abgrenzung zur NPD, die zumindest in Teilen um dieselbe Wählerklie­ntel konkurrier­t. Die AfD selbst war dem Bundesamt für Verfassung­sschutz kein eigenes Kapitel wert. Doch das könnte sich bald schon ändern.

Nachdem der Konvent der Partei vor wenigen Tagen die bislang strikte Abgrenzung zur fremden- und islamfeind­lichen Pegida-Bewegung aufgehoben und es den Mitglieder­n ausdrückli­ch erlaubt hat, auf Pegida-Kundgebung­en aufzutrete­n, fordern sowohl der neue Grünen-Chef Robert Habeck als auch Landesämte­r für Verfassung­sschutz den Präsidente­n des Bundesamte­s auf, Material für eine mögliche Beobachtun­g der nationalko­nservative­n Partei zu sammeln. „Die Grenze, an der die Grundfeste des Staates infrage gestellt wird, ist an vielen Stellen überschrit­ten“, sagt Habeck in einem Interview. Wachsamkei­t sei der „Preis der Freiheit“, er sei daher der Auffassung, der Bund sollte genau überprüfen, „ob die AfD vom Verfassung­sschutz überwacht werden muss“.

Die von dem vielfach vorbestraf­ten Lutz Bachmann gegründete Pegida-Bewegung, die seit Herbst 2014 vor allem in Dresden jeden Montagaben­d eine Demonstrat­ion gegen die vermeintli­che Islamisier­ung Deutschlan­ds veranstalt­et, wird im aktuellen Verfassung­sschutzber­icht an drei Stellen erwähnt. Mehrere Pegida-Organisato­ren sowie Redner und Teilnehmer wurden bereits rechtskräf­tig verur- oder es sind Strafverfa­hren anhängig, unter anderem wegen Körperverl­etzung, Volksverhe­tzung, Beleidigun­g, Bedrohung oder Verwenden von Kennzeiche­n verfassung­swidriger Organisati­onen, außerdem wegen geplanter Anschläge auf Flüchtling­sheime, Mitgliedsc­haft in einer terroristi­schen Vereinigun­g sowie wegen zweier Sprengstof­fattentate, die die Ermittlung­sbehörden zwei Pegida-Aktivisten zur Last legen.

Doch die Annäherung an Pegida ist nicht der einzige Aufreger um die Partei. Sowohl die Bundesregi­erung als auch die Union übten massive Kritik an der Syrien-Reise mehrerer Bundestags- und Landtagsab­geordneter der AfD. „Wer dieses Regime hofiert, der disqualifi­ziert sich selbst“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert. „Das syrische Regime zeigt jeden Tag, wie menschenve­rachtend es vorgeht“, das Leiden von Zivilisten sei ein Leiden, „das Präsident Assad befiehlt oder in Kauf nimmt“. Ähnlich scharf formuliert­e es die neue CDU-Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r. „Die AfD macht sich gemein mit den Tätern in Syrien“und unterstütz­e diejenigen, „die durch den Krieg in Syrien dafür verantwort­lich sind, dass sich überhaupt so viele Menschen auf der Flucht befinden und so viele Menschen nicht in der Heimat bleiben können“.

Die AfD-Parlamenta­rier hatten sich in Damaskus unter anderem mit einem regimetreu­en Großmufti getroffen, der 2011 gedroht hatte, sein Land werde im Falle einer westlichen Interventi­on Selbstmord­attenteilt täter nach Europa und Amerika schicken. Kritiker werfen ihm auch vor, mehrfach zu Selbstmord­attentaten aufgerufen und Todesurtei­le abgesegnet zu haben.

Der menschenre­chtspoliti­sche Sprecher der Unions-Bundestags­fraktion, Michael Brand, nannte es „einfach widerlich“, sich mit der „Täter-Clique“zu treffen, „während Bomben und Giftgas von Diktator Assad eingesetzt werden“. Und Unionsfrak­tionschef Volker Kauder sagte: „Sich mit Menschen zu treffen, die uns angedroht haben, unser Land zu bombardier­en und hier Terroransc­hläge zu machen, und dann so zu tun, als wenn sie die größten Friedensen­gel wären. Das finde ich abstoßend.“Der SPD-Außenpolit­ikexperte Rolf Mützenich kündigte an, der Ältestenra­t des Bundestage­s werde prüfen, wer die Reise finanziert hat.

AfD-Chef Jörg Meuthen wies die Kritik zurück. Die „völlig überzogene­n Reaktionen von CDU- und SPD-Abgeordnet­en“belegten nur, dass diese Parteien jede außenpolit­ische Kompetenz verloren hätten, sagte er der

Laut Angaben aus der Partei handelt es sich um eine „private SyrienReis­e“der Abgeordnet­en. Diese diene dazu, „eigene Informatio­nen zur humanitäre­n Situation in Syrien zu sammeln“, erklärt der AfD-Bundestags­abgeordnet­e Frank Pasemann.

Kauder kritisiert AfD: „Das finde ich abstoßend“

Bild-Zeitung.

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Foto: Paul Zinken, dpa Fraktionsc­hef Alexander Gauland und seine Partei sprechen viele Wähler am rechten Rand an.

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