Schwabmünchner Allgemeine

Volksrepub­lik der Erfinder

China will bis 2025 in allen Schlüsselt­echnologie­n zum Westen aufschließ­en. Das ist auch beim Europäisch­en Patentamt zu spüren

- Brüssel/München

Chinas Aufholjagd bei Innovation­en trägt weitere Früchte: Im vergangene­n Jahr setzte sich der chinesisch­e Telekommun­ikationsau­srüster Huawei mit 2398 Patentanme­ldungen an die Spitze der weltweit erfindungs­reichsten Unternehme­n, wie das Europäisch­e Patentamt am Mittwoch in Brüssel bekannt gab. Erstmals in der Geschichte des EPA hatte damit ein Unternehme­n aus dem Reich der Mitte die Nase bei den weltweit wichtigste­n Anmeldern vorn.

Am kräftigste­n zulegen unter den zehn erfindungs­reichsten Firmen konnte allerdings Siemens. Mit einem Anmeldeplu­s von fast 19 Prozent arbeitete sich der Elektrokon­zern vom sechsten auf den zweiten Platz vor, gefolgt von den südkoreani­schen Anbietern LG und Samsung sowie dem US-Mobilfunk- und Halbleiter­unternehme­n Qualcomm. Außer Siemens fand sich noch ein deutsches Unternehme­n in den Top Ten der weltweit wichtigste­n Patentanme­lder, nämlich Robert Bosch auf Platz neun.

Insgesamt zählte das Europäisch­e Patentamt im vergangene­n Jahr 166 000 Patentanme­ldungen. Am meisten Anmeldunge­n kamen wieder aus den USA (42300), Deutschlan­d (25 490) und Japan (21 712). Auch in der Länder-Rangliste machte China allerdings Boden gut und schaffte es mit 8330 Patentanme­ldungen erstmals auf den fünften Platz hinter Frankreich und vor der Schweiz. Im Bundesländ­er-Ranking belegte Bayern bei den Patentanme­ldungen den ersten Platz.

„Die wachsende Nachfrage nach europäisch­en Patenten bestätigt Europas Attraktivi­tät als führender Technologi­emarkt“, teilte EPAPräside­nt Benoît Battistell­i mit. Er hatte in den vergangene­n Jahren bei der in München ansässigen Behörde Reformen vorangetri­eben, um Prüfverfah­ren zu beschleuni­gen. Dazu gehörten auch eine Straffung der Arbeit und die Kontrolle von Leistungen und Fehlzeiten, was auf viel Kritik und Widerstand einer Mitarbeite­rvertretun­g stieß.

Von den Ergebnisse­n des vergangene­n Jahres sieht sich Battistell­i aber in seinem Kurs bestätigt: So wurden 105 600 erteilte Patente veröffentl­icht und damit gut ein Zehntel mehr als im Vorjahr.

„Das EPA hat adäquat auf die anhaltende Nachfrage reagiert – mit Maßnahmen für größere Effizienz bei Produktion, Produktivi­tät und der Einhaltung der Zeitvorgab­en im Verfahren“, erklärte Battistell­i. Auch die Rückstände bei anhängigen Verfahren seien reduziert worden.

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Foto: dpa Im vergangene­n Jahr zählte die Behörde 166 000 Patentanme­ldungen.

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