Das arme Kopftuch!
Ach was haben sich die Zeiten geändert. Das arme Kopftuch ist in die Mühlen der Politik geraten. Jetzt muss sogar schon der Bayerische Verwaltungsgerichtshof darüber entscheiden, ob das Tragen dieses keineswegs extravaganten Kleidungsstücks in bayerischen Gerichten zulässig ist.
Früher war alles einfacher. Noch vor 70 Jahren war das Kopftuch Symbol für den Wiederaufbau Deutschlands. Die Trümmerfrauen haben es stolz getragen, um ihre Haare vor Schmutz zu schützen. Bis in die 1980er Jahre hinein war das gefaltete Stück Stoff gerade in den ländlichen Gegenden Bayerns verbreitet. Fast jede Bäuerin trug es bei der Stallarbeit (damit die Haare nicht so nach Vieh rochen).
Und die alten Frauen sind damals in große dunkle Kopftücher gehüllt jeden Morgen zum Rosenkranzbeten gegangen. Manche tun das noch heute. Man kann das auch logisch erklären. Soll ja sogar die Gottesmutter Maria bei der Geburt Jesu in der Krippe ein Kopftuch getragen haben. Es grenzt an ein Wunder, dass bis heute kein Eiferer gekommen ist und die Frage stellte: Durfte denn die Maria das überhaupt?
Und überhaupt stellen sich so viele Fragen: Ist das Kopftuch nur in Justizpalästen verboten oder bald auch in Ställen? Oder nur für weibliche Muslime? Und was ist mit Cabrio-Fahrerinnen und männlichen Piraten? Irgendwie ist das alles seltsam. Denn das Kopftuch will doch nur kleiden. Am Ende steht die Frage: Was kann das arme Stoffteil dafür, dass es in die Mühlen der Politik geraten ist?