Auf Schmusekurs mit den Dopern
Wer betrügt, fliegt raus und darf nicht mehr mitspielen bei Spielen. Die eindeutige Regel galt bisher für den einzelnen Sportler, der mit unerlaubten Mitteln seine Leistung steigert und damit Kontrahenten wie Zuschauer betrügt. Russische Sportler haben mit staatlicher Hilfe manipuliert. Eine Untersuchungskommission unter der Leitung des deutschen Kriminalbeamten Günter Younger und Richard McLaren wies nach, dass das Moskauer Anti-Doping-Labor systematisch dabei geholfen hat, dass die Proben russischer Athleten manipuliert wurden, damit sie nicht als positiv getestet werden konnten. Von mehr als 1000 Sportlern ist die Rede. Eine weitere Erkenntnis des McLaren-Reports: das Antidoping-Labor bei den Winterspielen in Sotschi ermöglichte mit seinen Manipulationen den gedopten russischen Athleten die Teilnahme an den Winterspielen, die daraufhin von Rang elf der Medaillenwertung in Vancouver auf Platz eins bei den Putin-Festspielen stürmten. Das Sportministerium unter der Führung von Witali Mutko steuerte den Betrug. Das alles gilt als erwiesen, und auf dieser Basis schloss das Internationale Paralympische Komitee (IPC) Russland vor zwei Jahren von den Sommerspielen in Rio aus.
Doch vor den Paralympics in Pyeongchang fällt das IPC um und ebnet dem Land den Weg zurück. Wo bleibt die Logik? Was für einen einzelnen Athleten undenkbar erscheint, ist für den nationalen Verband ohne Weiteres möglich. Russland hat bislang keine Reue gezeigt, hat sich nicht entschuldigt.
Man baut auf den Faktor Zeit. Gras soll über die schmutzigen Geschäfte wachsen. Das IPC ist wie zuvor das IOC vor dem mächtigen russischen Sport eingeknickt. Man biegt und windet sich mit PseudoStrafen wie der des Starts unter der olympischen Flagge. Ein bisschen Haue wird die russischen Betonköpfe mächtig beeindrucken. Nein. Die IPC-Entscheidung für einen Schleichweg der Staatsdoper zurück in die internationale Sportgemeinschaft ist eine Ohrfeige für alle sauberen Sportler.