Schwabmünchner Allgemeine

Der Sport half ihr über die Krankheit hinweg

Die 42-Jährige Christiane Putzich aus Füssen tritt für Deutschlan­d bei den Paralympic­s an. Mit welchem Ziel sie dort startet und wie ihre Karriere ihr Leben verändert hat

- VON BENEDIKT SIEGERT Füssen

Es ist eine heimtückis­che Krankheit, die Christiane Putzich seit nun acht Jahren in den Rollstuhl fesselt – eine chronische Erkrankung, die dazu führte, dass die untere Hälfte ihres Körpers bewegungsu­nfähig geworden ist. Doch ihre Lebensfreu­de und ihr Kämpferher­z hat Putzich deshalb nicht verloren.

Nur kurz nach der Diagnose begann sie, Rollstuhl-Curling zu spielen. Und zwar mit der Zeit so gut, dass sie es inzwischen zum Skip, also dem Kapitän, der deutschen Nationalma­nnschaft gebracht hat. Über einen Bekannten hatte sie, die schon immer sportlich war, vom Curling gehört. „Der Sport hat mir dann sehr geholfen, gerade weil ich so mit anderen Menschen zusammenge­kommen bin, die ein ähnliches Schicksal haben“, erzählt die 42-jährige Pfrontener­in.

Ab 9. März tritt sie bei den Paralympic­s in Pyeongchan­g für Deutschlan­d an. Es sind nach Vancouver 2010 ihre zweiten Spiele. Doch diesmal hat sie eine besondere Verantwort­ung: „Als Skip spiele ich die letzten beiden Steine, die in der Regel das Spiel entscheide­n. Das ist schon eine ganz andere Druck-Situation“, sagt die Sportlerin.

Mit speziellem Mental-Training durch einen Sportpsych­ologen hat sie sich darauf vorbereite­t. Schon seit August vergangene­n Jahres gilt ihr voller Fokus den Spielen in Korea. Für die nun anstehende­n dreieinhal­b Wettkampf-Wochen in Pyeongchan­g hat sie sogar ihren gesamten Jahresurla­ub geopfert. Ihr erklärtes Ziel ist ein Platz im Mittelfeld. „Die Norweger sind als Weltmeiste­r natürlich Favoriten, aber wir wollen im Idealfall zu den besten vier Teams gehören“, sagt Putzich.

Bei der Weltmeiste­rschaft, die 2017 in Füssen stattfand, landete sie am Ende auf Rang neun. Als Höhepunkt ihrer Karriere will sie die Paralympic­s aber nicht bezeichnen: „Das hieße ja, es ginge danach nur noch bergab“, sagt sie schmunzeln­d.

Rollstuhl-Curling wird bei den Paralympic­s in sogenannte­n MixedTeams gespielt, das heißt, dass unter den vier Mannschaft­smitgliede­rn immer mindestens eine Frau und ein Mann sein muss. Ein weiterer Unterschie­d zum Curling bei den „Fußgängern“, wie Putzich scherzhaft ihre Kollegen beim Curling Club Füssen nennt, sind die fehlenden Wischer, die einen Wurf um bis zu drei Meter verlängern können. „Ich muss die Steine daher sehr präzise setzen, weil es keine Möglichkei­t mehr zur Korrektur gibt“, erklärt die Athletin. Mit in ihrem Team dabei sein wird auch Wolf Meißner, der ebenfalls für den Curling Club Füssen spielt, aber eigentlich in der Nähe von Frankfurt am Main lebt. Er reist als Ersatzmann mit nach Korea. Welche Rolle er einnehmen wird und wie viele Einsätze er bekommt, steht noch nicht fest. Für Putzich jedenfalls steigt die Nervosität kontinuier­lich weiter, bis es zum ersten Mal aufs Eis geht. „Dann muss man alles ausblenden, so wie wir es im Mental-Coaching gelernt haben“, sagt sie.

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Foto: Werner Hacker In Pyeongchan­g auf dem Eis: Die Füsse nerin Christiane Putzich mit Trainer Hel mar Erlewein.

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