Mehr Bedarf für pflegeleichte Gräber
Weil die bisherige Anlage voll ist, plant die Stadt Königsbrunn, eine weitere zu errichten. Denn immer mehr Menschen entscheiden sich für Feuerbestattungen. Das kann auch Auswirkungen auf die Friedhofsnachbarn haben
Der städtische Friedhof an der Wertachstraße soll nicht nur ein Ort der Trauer sein. Mit einer parkähnlichen Gestaltung, den Ausgrabungsstellen und dem Mithräum bietet er auch einiges an Freizeitwert für Spaziergänger und Kultursuchende. Die Zahl der Grabsteine wird in den kommenden Jahren auch eher abnehmen. Denn seit den 90er-Jahren verzeichnen die Bestatter einen zunehmenden Trend weg von der klassischen Erd- hin zur Feuerbestattung. Dem trägt die Stadt nun auch Rechnung. Das hat auch Auswirkungen auf die Umgebung.
150 000 Euro sind im kommenden Jahr für den Friedhof in den Haushalt eingestellt. Das Geld soll in den Bau von neuen Stelen für Urnen investiert werden, wie jetzt im Hauptausschuss beschlossen wurde. Die Anlage in der Nordwest-Ecke des Friedhofs sei nämlich restlos voll, erklärte Klaus Förster, der bei der Stadt unter anderem für die Friedhöfe verantwortlich ist. 2015 hat man die Stelenanlage aufgebaut, die 71 Nischen mit Platz für je zwei Urnen bietet. Im vergangenen Dezember wurde die letzte verkauft. Mittlerweile seien 70 Prozent der Bestattungen Urnenbestattungen, sagte Bürgermeister Franz Feigl (CSU).
Die neue Anlage soll in der Südwest-Ecke des Friedhofsparks entstehen. Dort besteht ein kleiner Grünstreifen, durch die Nähe zum Parkplatz ist der Platz auch gut erreichbar für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Stefan Lubowitzki präsentierte als Experte die ersten Planungen. Er arbeitet für eine Freiburger Firma, die bundesweit Friedhöfe konzipiert. Das Unternehmen hat auch die Stelen geliefert, die bereits stehen. Das Besondere daran: Sie bestehen aus glasfaserarmierten Zement-Verbundplatten. Diese seien nur zwei Zentimeter dick, aber so stabil wie acht Zentimeter dicker Granit, sagte Lubowitzki.
Nun hat die Firma auch das Gesamtkonzept für die neue Anlage entwickelt. Die neuen Stelen sollen an einem geschwungenen Weg stehen, etwas abseits des Hauptwegs. Für Besucher werden Bänke aufgestellt. Eine 1,40 Meter hohe Hecke soll die Anlage optisch vom Hauptweg trennen, bei Beerdigungen können die Gäste aber dennoch vom Hauptweg aus dabei sein. Mit dieser Planung waren alle Ausschuss-Mitglieder einverstanden.
Nur bei den Kosten soll noch einmal genau hingeschaut werden. Stefan Lubowitzki erklärte, dass die 150 000 Euro wohl nur für einen Teil der etwa 114 geplanten Stellnischen ausreichen würden. „In unserer Sitzungsvorlage steht aber, dass es reicht“, sagte Florian Kubsch (SPD). Helmut Schuler (Freie Wähler) wunderte sich über eine Schätzung von 21 000 Euro bei den Planerkosten: „Das ist mir definitiv zu hoch, 8000 bis 10000 Euro wären aus meiner Sicht gerechtfertigt“, sagte Schuler. Klaus Förster verwies darauf, dass die Kosten nur grobe Schätzungen seien und man mit dem Beschluss erst die Planungen auf den Weg bringe. Stefan Lubowitzki stellte in Aussicht, dass die Arbeiten bis zum Sommer fertiggestellt sein sollten.
Mittelfristig schwebt dem Bürgermeister vor, eine Bedarfsplanung für alle Friedhöfe der Stadt zu machen. „Durch die wachsende Mobilität der Gesellschaft wird es für Angehörige oft schwierig mit der Grabpflege. Dem sollten wir Rechnung tragen“, sagte Feigl. Stefan Lubowitzki bestätigte dies mit Zahlen: Seit 1992 habe sich das Verhältnis von Feuer- und Erdbestattungen umgekehrt. Für Flächen von aufgelassenen Gräber müsse man eine Nachnutzung finden und in einem letzten Schritt auch die Gesamtstruktur der Friedhöfe anpassen.
Im Fall des Geländes an der Wertachstraße könnte das auch Einfluss auf die Nachbarn haben. Die dort angesiedelten Kleingärten hat die Stadt auf 30 Jahre verpachtet. In den nächsten fünf Jahren müssten diese Parzellen zurückgegeben werden. Florian Kubsch regte an, die Verträge mit den Besitzern der bestehenden Gärten zu verlängern: „Es wäre ja absurd, Menschen dort wegzuschicken, wenn wir die Flächen gar nicht brauchen.“Neuansiedlungen müsse man nicht zulassen, aber den Menschen, die dort bereits ihr Grundstück haben, könne man doch entgegenkommen. „Das ist das Ziel, deswegen wollen wir den Bedarfsplan machen, um unsere Überlegungen mit Fakten zu hinterfüttern.“Auch diese Planung wurde einstimmig auf den Weg gebracht.
Der Trend geht weg von der klassischen Erd hin zur Feuerbestattung