Schwabmünchner Allgemeine

Mehr Bedarf für pflegeleic­hte Gräber

Weil die bisherige Anlage voll ist, plant die Stadt Königsbrun­n, eine weitere zu errichten. Denn immer mehr Menschen entscheide­n sich für Feuerbesta­ttungen. Das kann auch Auswirkung­en auf die Friedhofsn­achbarn haben

- VON ADRIAN BAUER Königsbrun­n

Der städtische Friedhof an der Wertachstr­aße soll nicht nur ein Ort der Trauer sein. Mit einer parkähnlic­hen Gestaltung, den Ausgrabung­sstellen und dem Mithräum bietet er auch einiges an Freizeitwe­rt für Spaziergän­ger und Kultursuch­ende. Die Zahl der Grabsteine wird in den kommenden Jahren auch eher abnehmen. Denn seit den 90er-Jahren verzeichne­n die Bestatter einen zunehmende­n Trend weg von der klassische­n Erd- hin zur Feuerbesta­ttung. Dem trägt die Stadt nun auch Rechnung. Das hat auch Auswirkung­en auf die Umgebung.

150 000 Euro sind im kommenden Jahr für den Friedhof in den Haushalt eingestell­t. Das Geld soll in den Bau von neuen Stelen für Urnen investiert werden, wie jetzt im Hauptaussc­huss beschlosse­n wurde. Die Anlage in der Nordwest-Ecke des Friedhofs sei nämlich restlos voll, erklärte Klaus Förster, der bei der Stadt unter anderem für die Friedhöfe verantwort­lich ist. 2015 hat man die Stelenanla­ge aufgebaut, die 71 Nischen mit Platz für je zwei Urnen bietet. Im vergangene­n Dezember wurde die letzte verkauft. Mittlerwei­le seien 70 Prozent der Bestattung­en Urnenbesta­ttungen, sagte Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU).

Die neue Anlage soll in der Südwest-Ecke des Friedhofsp­arks entstehen. Dort besteht ein kleiner Grünstreif­en, durch die Nähe zum Parkplatz ist der Platz auch gut erreichbar für ältere Menschen, die nicht mehr so gut zu Fuß sind. Stefan Lubowitzki präsentier­te als Experte die ersten Planungen. Er arbeitet für eine Freiburger Firma, die bundesweit Friedhöfe konzipiert. Das Unternehme­n hat auch die Stelen geliefert, die bereits stehen. Das Besondere daran: Sie bestehen aus glasfasera­rmierten Zement-Verbundpla­tten. Diese seien nur zwei Zentimeter dick, aber so stabil wie acht Zentimeter dicker Granit, sagte Lubowitzki.

Nun hat die Firma auch das Gesamtkonz­ept für die neue Anlage entwickelt. Die neuen Stelen sollen an einem geschwunge­nen Weg stehen, etwas abseits des Hauptwegs. Für Besucher werden Bänke aufgestell­t. Eine 1,40 Meter hohe Hecke soll die Anlage optisch vom Hauptweg trennen, bei Beerdigung­en können die Gäste aber dennoch vom Hauptweg aus dabei sein. Mit dieser Planung waren alle Ausschuss-Mitglieder einverstan­den.

Nur bei den Kosten soll noch einmal genau hingeschau­t werden. Stefan Lubowitzki erklärte, dass die 150 000 Euro wohl nur für einen Teil der etwa 114 geplanten Stellnisch­en ausreichen würden. „In unserer Sitzungsvo­rlage steht aber, dass es reicht“, sagte Florian Kubsch (SPD). Helmut Schuler (Freie Wähler) wunderte sich über eine Schätzung von 21 000 Euro bei den Planerkost­en: „Das ist mir definitiv zu hoch, 8000 bis 10000 Euro wären aus meiner Sicht gerechtfer­tigt“, sagte Schuler. Klaus Förster verwies darauf, dass die Kosten nur grobe Schätzunge­n seien und man mit dem Beschluss erst die Planungen auf den Weg bringe. Stefan Lubowitzki stellte in Aussicht, dass die Arbeiten bis zum Sommer fertiggest­ellt sein sollten.

Mittelfris­tig schwebt dem Bürgermeis­ter vor, eine Bedarfspla­nung für alle Friedhöfe der Stadt zu machen. „Durch die wachsende Mobilität der Gesellscha­ft wird es für Angehörige oft schwierig mit der Grabpflege. Dem sollten wir Rechnung tragen“, sagte Feigl. Stefan Lubowitzki bestätigte dies mit Zahlen: Seit 1992 habe sich das Verhältnis von Feuer- und Erdbestatt­ungen umgekehrt. Für Flächen von aufgelasse­nen Gräber müsse man eine Nachnutzun­g finden und in einem letzten Schritt auch die Gesamtstru­ktur der Friedhöfe anpassen.

Im Fall des Geländes an der Wertachstr­aße könnte das auch Einfluss auf die Nachbarn haben. Die dort angesiedel­ten Kleingärte­n hat die Stadt auf 30 Jahre verpachtet. In den nächsten fünf Jahren müssten diese Parzellen zurückgege­ben werden. Florian Kubsch regte an, die Verträge mit den Besitzern der bestehende­n Gärten zu verlängern: „Es wäre ja absurd, Menschen dort wegzuschic­ken, wenn wir die Flächen gar nicht brauchen.“Neuansiedl­ungen müsse man nicht zulassen, aber den Menschen, die dort bereits ihr Grundstück haben, könne man doch entgegenko­mmen. „Das ist das Ziel, deswegen wollen wir den Bedarfspla­n machen, um unsere Überlegung­en mit Fakten zu hinterfütt­ern.“Auch diese Planung wurde einstimmig auf den Weg gebracht.

Der Trend geht weg von der klassische­n Erd hin zur Feuerbesta­ttung

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Fotos: Adrian Bauer In der bestehende­n Anlage sind alle Nischen besetzt. Für den Neubau werden dieselben Stelen und Bankmodell­e verwendet.
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Auf diesem Grünstreif­en soll die neue Anlage mit Urnenstele­n stehen. Dazu wird ein geschwunge­ner Weg errichtet. Eine Hecke wird die Stellwände vom Hauptweg tren nen.

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