Schwabmünchner Allgemeine

Im Frühling wird es wieder bunt

An seinen abstrakten Kunstwerke­n arbeitet der 21-jährige Hobbymaler Markus Zerle in Ehingen. Er hat sogar ein eigenes Atelier, es ist die alte Werkstatt seines Opas. Wie er zur Malerei kam und was ihn inspiriert

- VON KATHARINA FORSTMAIR Landkreis Augsburg

Laute Rockmusik dröhnt aus den Lautsprech­ern. Der Geruch von Sprühlack liegt in der Luft. Tageslicht erleuchtet durch die vielen Fenster den Raum. Das Atelier des 21-jährigen Hobbymaler­s Markus Zerle schafft eine kreative Arbeitsatm­osphäre. Vor ein paar Jahren hat er die ehemalige Werkstatt seines Opas in Ehingen umfunktion­iert, um Platz für seine riesigen Kunstwerke zu schaffen. Seitdem malt er mit Acryl oder sprüht mit Lack auf fast zwei Meter große Leinwände.

„Zeitgemäß, modern und Hauptsache bunt“, beschreibt der Künstler selbst seinen Stil. Genau festlegen will er sich aber nicht, denn er probiert auch gern mal etwas Neues aus. „Ich mache mein eigenes Ding“, sagt er bestimmt. Für das Gestalten seiner riesigen Leinwände verwendet er nicht nur Farbe, sondern auch Materialie­n wie Pappkarton und Papier, die er collagenar­tig in seine Werke integriert. Das Ergebnis ähnelt den abstrakten Werken der Pop Art. Das bedeutet, dass die Elemente zwar realistisc­h sind, aber plakativ und comicartig kombiniert werden. Markus Zerle geht es aber nicht darum, einem bestimmten Künstler nachzueife­rn. Stattdesse­n ist es ihm wichtig, Spaß zu haben, seine Emotionen und Gedanken auf die Leinwand zu bringen und dabei den Rest der Welt zu vergessen.

Von Landschaft­en und Halbakten bis hin zu Kurt Cobain ist bei den Motiven alles dabei. Inspiriere­n lässt er sich dabei oft von der Musik von Nirvana, Metallica und anderen Rock- und Heavy-Metal-Bands. Nach einem Konzert oder einem Festival fängt er dann oft an, Motive, Logos und Namen in die Bilder mit einfließen zu lassen. „Manchmal schmiere ich aber auch einfach drauflos“, erzählt Markus Zerle.

Neben seinem Hobby macht der junge Künstler eine Ausbildung zum Heilerzieh­ungspflege­r. Die Kunst sieht er dabei als guten Ausgleich für den Alltag. Einfach sei es aber nicht, neben Arbeit und Berufsschu­le auch noch die Zeit für das Malen zu finden. „Wenn es nach mir ginge, hätte der Tag 48 Stunden“, sagt der 21-Jährige lachend. Trotzdem versucht er, vor und nach seinen Schichten oder an freien Ta- viel Zeit in seine Leidenscha­ft zu stecken. Auch wenn im Moment die Ausbildung vorgeht, kann er sich gut vorstellen, später mehr Zeit in seine Kunst zu investiere­n und sich dadurch etwas dazuzuverd­ienen. Ein paar Auftragsbi­lder habe er sogar schon an Bekannte der Familie verkauft. Dazu sagt der Hobbymaler aber: „Die besten Bilder sind die, die mir selbst einfallen, nicht die, die mir von anderen aufgetrage­n werden.“

Seine Kunstwerke hat Markus Zerle schon zweimal im Rathaus in Meitingen ausgestell­t. Aufgeregt war er vor allem bei der Ausstellun­g, bei der er selbst anwesend war und sich mit den Besuchern über seine Arbeit unterhalte­n konnte. „Man hat gemerkt, dass sich manche total dafür interessie­ren. Andere konnten dagegen gar nichts mit den Bildern anfangen“, erzählt Markus Zerle von der ersten Präsentati­on seiner Bilder.

Angefangen hat seine Verbindung zur Kunst schon im Kindergarg­en ten.Als Legastheni­ker waren Lesen und Schreiben schon immer problemati­sch. „Kann gut sein, dass dafür meine kreative, künstleris­che Seite mehr ausgeprägt ist“, meint der 21-Jährige. Auch in der Schule wählte er den Kunstzweig und zeichnete in der Schülerzei­tung lieber Comics, statt Artikel zu schreiben.

Von seiner Familie habe er sein Talent aber nicht geerbt, ist sich Markus Zerle sicher. „Ich war immer der Einzige, der malt. Sogar mein Zwillingsb­ruder ist da das komplette Gegenteil von mir.“Auch von seinen Freunden teilt fast niemand sein Interesse für die Kunst. Die meisten haben erst durch die Ausstellun­g und durch die ersten Berichte in der Zeitung wirklich von seinem Talent erfahren. Das stört den Künstler aber nicht: „Ich habe das mit dem Malen nur wegen mir angefangen, nicht weil mich jemand dazu gebracht hat.“

Seit letztem Herbst ist er Mitglied bei den Hobbyfreun­den Meitingen, einer Gruppe von Künstlern, mit denen er sich auf monatliche­n Treffen über die gemeinsame Leidenscha­ft unterhalte­n kann. „So erfährt man auch mal etwas von anderen Leuten, die künstleris­ch tätig sind. Außerdem gewinnt man durch solche Gemeinscha­ften Kontakte und Chancen, gemeinsam Kunstwerke auszustell­en“, sagt er.

Derzeit muss Markus Zerle noch darauf warten, wieder in seinem Atelier große Bilder malen zu können. Da der Raum nicht beheizbar ist und sonst nirgendwo genug Platz ist, musste er sich den Winter über mit kleinforma­tigen Bleistiftz­eichnungen und Skizzen für zukünftige Projekte beschäftig­en. Für die wärmeren Tage im Frühling hat er aber schon wieder einige Ideen und Pläne, die nur noch auf die Umsetzung warten.

„Manchmal schmiere ich aber auch einfach drauflos.“Markus Zerle

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Zurzeit porträtier­t Markus Zerle am liebsten Menschen und bildet sie vor einem abstrakten Hintergrun­d ab. Dafür geht er in sein Atelier – das ist die alte Werkstatt seines Großvaters – und dreht laut Rockmusik auf. Dann kommen ihm die besten Einfälle.
Foto: Marcus Merk Zurzeit porträtier­t Markus Zerle am liebsten Menschen und bildet sie vor einem abstrakten Hintergrun­d ab. Dafür geht er in sein Atelier – das ist die alte Werkstatt seines Großvaters – und dreht laut Rockmusik auf. Dann kommen ihm die besten Einfälle.

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