Schwabmünchner Allgemeine

Der Pubertät den Schrecken nehmen

Wenn Jugendlich­e erwachsen werden, ist das eine Herausford­erung für die ganze Familie. Die Sozialpäda­gogin Cathrin Fürst bietet Eltern einen Workshop rund um das Thema Pubertät

- VON VERONIKA LINTNER Schwabmünc­hen Workshop

Wenn bei Teenagern die Hormone verrückt spielen und die Pickel sprießen, wenn die Stimme krächzt und die Stimmung schwankt – dann ist das eine turbulente Phase für die ganze Familie. „Pubertät ist eine Zeit der Veränderun­g, auch für Eltern“, sagt die Sozialpäda­gogin Cathrin Fürst. Sie erklärt, wie Eltern diese Phase begleiten und meistern können. Ihr Ziel: „Wir wollen die Angst vor die- ser Zeit nehmen. Jede neue Lebensphas­e ist zunächst eine Verunsiche­rung.“

Mit der Pubertät wandelt sich das Beziehungs­geflecht in einer Familie, das System wankt. „Das ist wie bei einem Mobile – wenn sich an einer Stelle etwas verändert, verändert sich alles“, sagt Fürst. Den Eltern möchte Fürst für diese Zeit ein Gefühl der Souveränit­ät vermitteln: „Die Sicherheit zu wissen, was passiert gera- de mit meinem Kind.“Und das betrifft alle Phänomene des Wandels – vom Verhalten bis zum Körper.

Während sich also das Gesamtsyst­em Körper verändert, stehen die Jugendlich­en vor Herausford­erungen, die Cathrin Fürst als Entwicklun­gsaufgaben bezeichnet: „Die Schule, die Lehre, neue soziale Vernetzung­en, die zur Selbststän­digkeit führen.“Die Pubertät ist für Jugendlich­e eine Zeit der Reifung und der Abnabelung vom Elternhaus. Diese Ablösungsp­rozesse seien enorm wichtig, erklärt Fürst. Einen guten Draht zum pubertiere­nden Kind könne man aber trotzdem finden, vor allem mit viel Verständni­s: „Manchmal hilft eine kleine Zeitreise in Gedanken. Wie war meine eigene Pubertät? Was hätte ich mir gewünscht?“

Kontinuitä­t spiele eine wichtige Rolle im Familienle­ben. Die Expertin empfiehlt dabei eine Analyse: „Welche Beziehung hatte ich bisher zu meinem Kind? Und was kann ich davon bewahren?“Und mit etwas Flexibilit­ät könne man in dieser Phase eine ganz neue Balance in der Familie finden. „Man muss das Regelwerk anpassen“, sagt Fürst und er- klärt weiter: „Rituale soll es in Familien auch in dieser Zeit geben, aber sie können verhandelt werden.“Sie veranschau­licht das an einem Beispiel: Das gemeinsame Abendessen darf eine Konstante im Familienal­ltag bleiben – aber über die Uhrzeit und die Rahmenbedi­ngungen lässt sich diskutiere­n.

Ein entscheide­nder Faktor sind auch die Netzwerke im Leben der Jugendlich­en, vom Freundeskr­eis über den Sportverei­n bis zu den sozialen Medien. Eltern sollten diese Strukturen im Blick behalten: „Für mich ist der Schlüssel Präsenz, also nah an den Themen der Kinder zu sein, Interesse zu zeigen und sich Zeit zu nehmen.“Gemeinsame Aktionen könnten die Bindung stärken, zum Beispiel mit dem Sohn oder der Tochter ein Gartenhaus zu bauen. Dabei müsse man die Kinder ernst nehmen mit all ihren Ideen und Wünschen.

Falls die Sorgen trotz aller Mühe überhandne­hmen, solle man sich nicht scheuen, profession­elle Unterstütz­ung zu suchen. Die Bezeichnun­g als Expertin will Fürst für sich aber nicht beanspruch­en: „Die wahren Experten für das Kind sind die Eltern selbst.“

Der Workshop der Sozialpäda­gogin soll den Eltern eine Chance zum Austausch bieten. Dort können sie Fragen sammeln und gemeinsam Ideen entwickeln. Die Leitfrage fasst Cathrin Fürst, die seit 2002 für die St.Gregor-Jugendhilf­e im Familienbü­ro Schwabmünc­hen arbeitet, in ein sprachlich­es Bild: „Wie kann ich als Fels in der Brandung für das Kind bestehen?“Beim letzten Workshop habe sie den Eltern einen Stein als Symbol auf den Weg mitgegeben.

OCathrin Fürst bietet einen Elternwork­shop an. Er findet am Dienstag, 20. März, um 19.30 Uhr statt und richtet sich an Eltern von Kindern ab zehn Jahren. Veranstalt­ungsort: St. Gregor Jugendhilf­e, Museumstra­ße 14, Schwabmünc­hen. Anmeldung: per E Mail an fuerst.cathrin@st gregor.de oder telefonisc­h unter 08232/9686810.

 ?? Symbolfoto: Alexander Kaya ?? Ein entscheide­nder Faktor in der Pubertät sind die Netzwerke im Leben der Jugend lichen – vom Freundeskr­eis bis zu den sozialen Medien.
Symbolfoto: Alexander Kaya Ein entscheide­nder Faktor in der Pubertät sind die Netzwerke im Leben der Jugend lichen – vom Freundeskr­eis bis zu den sozialen Medien.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany