Vielen Fieranten ist’s zu kalt
Das Wetter und die Aussicht auf spärlichen Umsatz haben sie wohl abgeschreckt. Die Besucher diskutieren in Königsbrunn, ob und wie es im Herbst weiter gehen könnte
Stell dir vor, es ist Marktsonntag und viele Händler kommen nicht. Das abgewandelte Zitat aus einem Gedicht von Carl Sandburg wurde am gestrigen Sonntag zur tristen Wirklichkeit. Laut Roland Krätschmer vom Ordnungsamt der Stadt Königsbrunn sind rund 40 Prozent der Fieranten nicht erschienen. Sie hatte offenbar das kalte Wetter abgeschreckt. Dabei gibt es durchaus Tricks gegen die arktische Kaltluft. Und welche? Das verriet Karl Reinhard: Seine klammen Finger taute er von Zeit zu Zeit in einem schwarzen Behälter mit warmen Wasser auf. Handschuhe konnte er nicht anziehen: Sein Gemüsehobel ließ sich schließlich nicht mit Handschuhen bedienen. Reinhard: „Ich arbeite bei jedem Wetter.“
Auf Fellweste über dem Anorak setzt Jürgen Hehl. Das sieht an seinem Stand mit den flauschigen Schafen auch sehr gut aus. „Es ist trotzdem noch kalt genug“, sagt er. Nicole Engelhardt und Janine Weber lassen sich im Anhänger von Reichsbäck-Flammkuchen die Laune nicht durch die Kälte verderben: „Bei uns wärmen aber auch der Ofen und das Fettgerät ein bisschen.“Und Peter Müller von der gleichnamigen Chocolaterie schwingt die Schneeschaufel und hat es insofern gut, als dass er einfach immer wieder ins Café gehen und sich aufwärmen kann. Das denken sich anscheinend auch viele Besucher
„Das geht doch nicht, der Markt sollte stattfinden. Die Menschen nutzen die Gelegenheit und verbinden den Markt mit der Wahl“Peter Müller, Chocolaterie
– denn drinnen ist es voll. Müller erinnert sich: 1995 musste er schon einmal mit der Schneeschaufel ran. Er hat auch eine klare Meinung zum Thema, dass der Marktsonntag im Herbst unter Umständen wegen der am selben Tag stattfindenden Landtagswahl eventuell ersatzlos gestrichen werden soll: „Das geht doch gar nicht, der Markt sollte stattfinden. Außerdem glaube ich, dass die Menschen dann auch gleich die Gelegenheit nutzen, den Marktbesuch mit einem Besuch im Wahllokal zu verbinden. Gerade bei jungen Leuten kann ich mir das gut vorstellen.“Stefan Schmid vom Stand mit den Steckerlfischen hat noch gar nichts von der Terminüberschneidung gehört, sagt aber sofort: „Das fände ich schlecht, wenn der Markt ausfällt.“
Ex-Stadtrat Erich Richter ist zusammen mit seiner Frau Ilka als Besucher anwesend, stimmt in den allgemeinen Tenor mit ein und erinnert daran, dass es das durchaus schon einmal gegeben habe: „Wir hatten schon mal gleichzeitig Bürgermeisterwahlen am Marktsonntag, das ist natürlich ein Mehrauf- wand, kann aber durchaus organisiert und gestemmt werden.“Besucherin Eva Gashi ist der Meinung, dass auch der Flohmarkt eine Chance haben sollte – auch wenn diesmal nur sehr wenige Anbieter um den Bereich des Rathauses gekommen sind. Verständnis für beide Seiten hat Hannes Dietrich, der Betreiber des Flammkuchen-Stands: „Für die Stadt ist das schon ziemlich viel Aufwand, beide Termine gleichzeitig zu stemmen. Bei einer Absage läuft man aber Gefahr, viele Fieranten für künftige Märkte zu verlieren.“
Apropos Fieranten: Die meisten von ihnen hatten die Standgebühren für die gestrige Veranstaltung im Vorfeld entrichtet. „Die Händler, die aber nicht bezahlt haben und einfach nicht gekommen sind, bekommen beim nächsten Königsmarkt keinen Standplatz“, sagt Krätschmer. Das kann sich die Brunnenstadt erlauben: Es gibt eine Liste mit Interessenten, die bisher aus Platzgründen nicht berücksichtigt werden konnten.
Krätschmer und seine Kollegen vom Ordnungsamt, die für die Königsmärkte im Frühling und Herbst zuständig sind, hatten gestern bereits begonnen, die Händler einzeln abzufragen, ob eine Terminverschiebung machbar wäre. Ein Kompromiss, der wahrscheinlich dann alle Beteiligten glücklich machen würde
OWeil zeitgleich die Landtags und Bezirkstagswahlen stattfinden, überlegt die Stadt, die Herbstauflage des Königsmarkts abzusagen (wir berichte ten). In der Sitzung am Dienstag, 20. März, wird der Stadtrat das Thema dis kutieren und eine Entscheidung fällen. Außerdem wird über die weiteren Pla nungen zur Sanierung der Grundschule Nord abgestimmt. Die Sitzung beginnt um 19 Uhr im Rathaus.