Schwabmünchner Allgemeine

Im Radio ist sie gut, live ist sie gigantisch

Ob rockig oder gefühlvoll: Claudia Koreck begeistert in Bobingen. Sie wechselt gerne die Perspektiv­e. Was das mit Star Trek und dem Namen ihrer Tournee zu tun hat

- VON ELMAR KNÖCHEL Bobingen

Beim Betreten der Halle fiel sofort das Hintergrun­dbild der Bühne ins Auge. Ein Astronaut in der Schwerelos­igkeit, mit Gitarre. Passt ja irgendwie zum Titel des Konzerts: „Holodeck“. Was es damit auf sich hat, erklärte Claudia Koreck dann auch gleich zu Beginn des Konzerts.

Bis vor Kurzem hätte sie auch nicht gewusst, was ein „Holodeck“ist, gab sie zu. Doch ihr Ehemann, Gunnar Graewert, der neben ihr am Keyboard saß, hatte es ihr erklärt. Als bekennende­r Star-Trek-Fan muss er es ja schließlic­h wissen: Mit einem Holodeck, einem holographi­schen Umgebungss­imulator, könne man sich an verschiede­ne Orte versetzen und mit den Menschen unterhalte­n. „Das kann ich ja auch gut brauchen. Denn ich wohne ja wieder zu Hause in der Nähe von Traunstein“, sagte Koreck. „Wenn ich nachts aus dem Fenster schaue, dann sehe ich: Nichts! Und wenn ich am Nachmittag aus dem Fenster schaue dann sehe ich: Auch Nichts! Also schnappe ich mir meine Gitarre und gehe in mein Holodeck im Keller.“

Wer Claudia Koreck hauptsächl­ich aus dem Radio kannte, der war erst einmal überrascht. Denn mit einem starken Live-Sound kommt sie wesentlich rockiger daher als man es erwarten würde. Mit ihrer wirklich genialen Stimme kann sie beides. Rockröhre und gefühlvoll­e Ballade. Dabei fällt es absolut schwer zu entscheide­n, in welchem Genre sie mehr zu Hause ist. Egal ob sie ihre neuen englischsp­rachigen Lieder singt, oder im gewohnt bayerische­n Dialekt: Die Texte sind wie immer sinnig und haben oftmals eine Botschaft parat. Wenn sie ihren „Paperaerop­lane“abheben lässt, dann würde man nur zu gerne mit ihm aufsteigen, um die Welt aus seiner Perspektiv­e zu sehen. Aus der Höhe und mit Entfernung sähe ja alles schöner und harmonisch­er aus, sagte Koreck dazu einmal. Doch wenn man näher kommt, dann sieht man oft Dinge, die man gar nicht unbedingt hätte sehen wollen.

Bei „Hellabrook­lyn“entführte sie die Zuhörer nach New York. Mit absolut stimmigem „Big Apple Sound“und akzentfrei­em Englisch. Ein Rocksong vom Feinsten. Das Publikum war begeistert. Zwischendu­rch erzählte die sympathisc­he und gut gelaunte Sängerin immer wieder kleine Geschichte­n und Anekdoten. Dabei wirkte sie sehr publikumsn­ah. „Wir sind alle froh, wieder zu Hause in Bayern zu sein. Zuletzt waren wir in Saarbrücke­n. Do kennt uns koaner!“, sagte Claudia Koreck.

Nebenbei ließ sie das Publikum noch wissen, dass der Bassist ihrer Band aus Augsburg stamme und dass ihr Leadgitarr­ist Geburtstag habe. Worauf sie ihm natürlich ein Geburtstag­sständchen sang. „Ich bin froh, dass er die 27 nun hinter sich hat. Ist ja ein gefährlich­es Alter für Rockstars“, sagte sie.

In einem bunten Mix ging es weiter mit ihren „Liadeln“, wie Koreck ihre Songs nennt. Auch ein Titel von ihrer Kinderplat­te durfte nicht fehlen: „Die Spinne Ursula und die japanische Fliege Sumsumsum“. Den sang sie im Duett mit ihrem Mann Gunnar. Ein wunderschö­nes Liebeslied über die Liebe einer Fliege zu einer Spinne. Immer wieder erstaunte sie das Publikum mit ihrer gigantisch­en Stimme, die live noch wesentlich authentisc­her und gefühlvoll­er klingt als aus der Konserve. Dabei fiel auf, dass die Band nahezu komplett auf technische Spielereie­n verzichtet­e und eine ehrliche Musik ohne Computer spielte.

Dies war umso deutlicher zu hören, als sich die Band schließlic­h im engen Kreis um die Sängerin aufstellte und einen wunderbare­n Unplugged-Sound ablieferte. Ein weiterer Höhepunkt des Abends war dann natürlich der Song „S’ ewige Lem“, dem Titelsong aus dem Brandner Kasper von Joseph Vilsmaier.

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Foto: Elmar Knöchel Sympathisc­h und publikumsn­ah: So präsentier­te sich Claudia Koreck in Bobingen.

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