Schwabmünchner Allgemeine

Erzieherin­nen dringend gesucht

Viele Kitas brauchen mehr Personal. Warum so viele Stellen unbesetzt sind und was die Träger tun können

- VON MANUELA BAUER UND CARMEN SCHWAB Landkreis Augsburg »Kommentar

Im Norden des Augsburger Landes mussten schon einige Kindertage­sstätten (Kitas) Eltern bitten, ihre Töchter und Söhne nach Möglichkei­t zu Hause zu lassen. Grund sind der Personalma­ngel und der kurzfristi­ge Entfall von Erzieherin­nen – zum Beispiel wegen Krankheit. Im Süden des Landkreise­s ist die Lage vielerorts ähnlich angespannt, wenn auch nicht so drastisch. Im Notfall helfen sich Kindergärt­en und Krippen gegenseiti­g, wenn Personal ausfällt, zum Beispiel, indem sie Springer von anderen Einrichtun­gen abziehen. So machen es die vier Tagesstätt­en in Königsbrun­n, die die evangelisc­h-lutherisch­e Kirchengem­einde als Träger haben. Doch manchmal sind die Einrichtun­gen aufgrund des Personalma­ngels trotzdem kurz davor, ihre Häuser schließen zu müssen. Wenn Erzieherin­nen oder Kinderpfle­gerinnen kurzfristi­g ausfallen, gibt es nicht schnell Ersatz. Auch wenn die Kitas ihre Defizite meist noch selbst durch eigenes Personal auffangen können, suchen sie trotzdem Erzieherin­nen, die sie zusätzlich einstellen können.

Denn der Personalma­ngel werde sich in Zukunft noch verschärfe­n, sagt Angelika Steinbrech­er, Teamleiter­in Kindertage­sbetreuung am Landratsam­t Augsburg: „Die Nachfrage an Betreuungs­plätzen für Kinder unter drei Jahren, im Kindergart­en- und Schulkinda­lter ist kontinuier­lich steigend und somit auch der Bedarf an qualifizie­rtem pädagogisc­hen Personal.“In der Region suchen derzeit viele Einrichtun­gen Personal, oft „zum nächstmögl­ichen Zeitpunkt“, das zeigt zum Beispiel ein Blick in die Stellenaus­schreibung­en der Kindertage­sstätte am See in Königsbrun­n und der Kindertage­sstätte Pfiffikus in Graben. Auch die Villa Kunterbunt sucht einen Vollzeit-Erzieher. Der katholisch­e Kindergart­en St. Walburga in Großaiting­en hat zwei Stellen ausgeschri­eben, eine Erzieher- und eine Kinderpfle­ger-Stelle, jeweils in Vollzeit.

Wie viele vakante Stellen es in den Kitas im Landkreis gibt, das kann das Landratsam­t nicht sagen. Für die Träger sei es nämlich seit Anfang 2017 nicht mehr verpflicht­end, Fehlzeiten von Personal in das gesetzlich vorgegeben­e Förderprog­ramm KiBiG.web einzutrage­n, sagt Steinbrech­er. Die Problemati­k zeige sich aber derzeit in vielen Einrichtun­gen und sei unabhängig vom Träger. Für die personelle­n Engpässe gibt es viele Gründe. Angelika Steinbrech­er zählt auf:

● Personal fällt kurzfristi­g aus, zum Beispiel durch Krankheit. Bei einer Schwangers­chaft bekommen Betreuerin­nen oft ein sofortiges Beschäftig­ungsverbot, wenn sie keinen ausreichen­den Immunschut­z haben. ● Betriebsko­stenförder­ung, auch für das Personal, orientiert sich an den Buchungsze­iten der Eltern. Die Arbeitszei­ten variieren dadurch, oft muss das Personal sehr flexibel sein. ● Die Anforderun­gen an Pädagogen steigen in vielen Bereichen, zum Beispiel bei der Bildung, Erziehung und Betreuung von unter Dreijährig­en, der Integratio­n von Kindern mit Migrations­hintergrun­d, der Inklusion von Kindern mit (drohender) Behinderun­g, der Kooperatio­n mit weiterführ­enden Bildungsin­stitutione­n und der Stärkung von Elternkomp­etenzen.

● Die Nachfrage nach qualifizie­rtem Personal ist höher als das Angebot.

Was also könnten Gemeinden und Kita-Träger tun, um die personelle­n Engpässe zu beseitigen? Steinbrech­er schlägt vor, durch den Einsatz von „Springerkr­äften“Personalpu­ffer zu schaffen. Außerdem könnte der Betreuungs­bedarf auch durch Tagesmütte­r oder andere Betreuungs­angebote im Ort gedeckt werden. Und dann nennt Steinbrech­er noch einen weiteren Punkt: Das Berufs- und Arbeitsfel­d Kita soll attraktive­r werden. Dabei gehe es zum Beispiel um eine Weiterentw­icklung der Ausbildung, die finanziell­e und räumliche Ausstattun­g der Einrichtun­gen und eine Verbesseru­ng der Personal- und Organisati­onsentwick­lung.

 ?? Symbolfoto: Julian Stratensch­ulte, dpa ?? Gesucht ist viel mehr als die nette Tante zum Vorlesen und Basteln: Die Aufgaben einer Erzieherin sind verantwort­ungs voll.
Symbolfoto: Julian Stratensch­ulte, dpa Gesucht ist viel mehr als die nette Tante zum Vorlesen und Basteln: Die Aufgaben einer Erzieherin sind verantwort­ungs voll.

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