Erzieherinnen dringend gesucht
Viele Kitas brauchen mehr Personal. Warum so viele Stellen unbesetzt sind und was die Träger tun können
Im Norden des Augsburger Landes mussten schon einige Kindertagesstätten (Kitas) Eltern bitten, ihre Töchter und Söhne nach Möglichkeit zu Hause zu lassen. Grund sind der Personalmangel und der kurzfristige Entfall von Erzieherinnen – zum Beispiel wegen Krankheit. Im Süden des Landkreises ist die Lage vielerorts ähnlich angespannt, wenn auch nicht so drastisch. Im Notfall helfen sich Kindergärten und Krippen gegenseitig, wenn Personal ausfällt, zum Beispiel, indem sie Springer von anderen Einrichtungen abziehen. So machen es die vier Tagesstätten in Königsbrunn, die die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde als Träger haben. Doch manchmal sind die Einrichtungen aufgrund des Personalmangels trotzdem kurz davor, ihre Häuser schließen zu müssen. Wenn Erzieherinnen oder Kinderpflegerinnen kurzfristig ausfallen, gibt es nicht schnell Ersatz. Auch wenn die Kitas ihre Defizite meist noch selbst durch eigenes Personal auffangen können, suchen sie trotzdem Erzieherinnen, die sie zusätzlich einstellen können.
Denn der Personalmangel werde sich in Zukunft noch verschärfen, sagt Angelika Steinbrecher, Teamleiterin Kindertagesbetreuung am Landratsamt Augsburg: „Die Nachfrage an Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren, im Kindergarten- und Schulkindalter ist kontinuierlich steigend und somit auch der Bedarf an qualifiziertem pädagogischen Personal.“In der Region suchen derzeit viele Einrichtungen Personal, oft „zum nächstmöglichen Zeitpunkt“, das zeigt zum Beispiel ein Blick in die Stellenausschreibungen der Kindertagesstätte am See in Königsbrunn und der Kindertagesstätte Pfiffikus in Graben. Auch die Villa Kunterbunt sucht einen Vollzeit-Erzieher. Der katholische Kindergarten St. Walburga in Großaitingen hat zwei Stellen ausgeschrieben, eine Erzieher- und eine Kinderpfleger-Stelle, jeweils in Vollzeit.
Wie viele vakante Stellen es in den Kitas im Landkreis gibt, das kann das Landratsamt nicht sagen. Für die Träger sei es nämlich seit Anfang 2017 nicht mehr verpflichtend, Fehlzeiten von Personal in das gesetzlich vorgegebene Förderprogramm KiBiG.web einzutragen, sagt Steinbrecher. Die Problematik zeige sich aber derzeit in vielen Einrichtungen und sei unabhängig vom Träger. Für die personellen Engpässe gibt es viele Gründe. Angelika Steinbrecher zählt auf:
● Personal fällt kurzfristig aus, zum Beispiel durch Krankheit. Bei einer Schwangerschaft bekommen Betreuerinnen oft ein sofortiges Beschäftigungsverbot, wenn sie keinen ausreichenden Immunschutz haben. ● Betriebskostenförderung, auch für das Personal, orientiert sich an den Buchungszeiten der Eltern. Die Arbeitszeiten variieren dadurch, oft muss das Personal sehr flexibel sein. ● Die Anforderungen an Pädagogen steigen in vielen Bereichen, zum Beispiel bei der Bildung, Erziehung und Betreuung von unter Dreijährigen, der Integration von Kindern mit Migrationshintergrund, der Inklusion von Kindern mit (drohender) Behinderung, der Kooperation mit weiterführenden Bildungsinstitutionen und der Stärkung von Elternkompetenzen.
● Die Nachfrage nach qualifiziertem Personal ist höher als das Angebot.
Was also könnten Gemeinden und Kita-Träger tun, um die personellen Engpässe zu beseitigen? Steinbrecher schlägt vor, durch den Einsatz von „Springerkräften“Personalpuffer zu schaffen. Außerdem könnte der Betreuungsbedarf auch durch Tagesmütter oder andere Betreuungsangebote im Ort gedeckt werden. Und dann nennt Steinbrecher noch einen weiteren Punkt: Das Berufs- und Arbeitsfeld Kita soll attraktiver werden. Dabei gehe es zum Beispiel um eine Weiterentwicklung der Ausbildung, die finanzielle und räumliche Ausstattung der Einrichtungen und eine Verbesserung der Personal- und Organisationsentwicklung.