Schwabmünchner Allgemeine

Kaffeeklat­sch der Generation­en

Jugendlich­e fallen mit gutem Benehmen auf. Die Besucherza­hlen in der Untermeiti­nger Mittelschu­le übertreffe­n alle Erwartunge­n. Auch eine fast Hundertjäh­rige mischt sich unter die Gäste

- VON UWE BOLTEN Untermeiti­ngen

Ein Türdienst öffnet den Eingang der Mittelschu­le, freundlich­e junge Schülerinn­en fragen an den hübsch dekorierte­n Tischen nach Getränkewü­nschen. Die Plätze beim Seniorenna­chmittag reichen nicht aus. Schulleite­r Markus Fendt fasst kurz entschloss­en mit an, um noch zusätzlich­e Sitzgelege­nheiten aufzustell­en. Ebenso wie Fendt zeigt sich Manfred Salz, Referent für Senioren der Gemeinde Untermeiti­ngen, überrascht vom Besucheran­sturm bei der Aktion „Schule trifft Senioren“. Bei der ersten Veranstalt­ung vor vier Jahren seien 40 Besucher gekommen. „Heute zählen wir gut das Doppelte. Im Vorfeld wurde ich von den Senioren schon öfter gefragt, wann denn endlich diese Veranstalt­ung wieder sei“, sagt Salz kurz und unterstütz­e weiter den Schulleite­r.

Bevor das vielfältig­e und mit viel Liebe zum Detail angerichte­te Kuchenbüff­et eröffnet wird, unterhalte­n Schüler die Senioren mit kurzweilig­en Vorführung­en aus ihrer Mittelschu­lwelt, die weit mehr als Deutsch und Mathematik bietet. Die einzelnen Abschnitte im halbstündi­gen Programm mit Akrobatik, Tanz, Musik und kleinen Sketchen werden jedes Mal dankbar mit kräftigem Applaus belohnt.

In zwei Wochen wird Irmgard Ehrenreich 100 Jahre alt. Das Gehen fällt ihr schon etwas schwer, aber sie nimmt trotzdem an der Veranstalt­ung in der Mittelschu­le teil. Manchmal habe sie schon Schmerzen, sagte sie. „Aber einfach nichts tun, geht auch nicht“, forderte sie sich selber auf. Auch sie genießt den Nachmittag zwischen den Schülern, auch wenn Augen und Ohren nicht mehr so ganz wollen, wie sie sagt.

„Schön ist die Nachhaltig­keit der Veranstalt­ung“, sagt der ehemalige Schulleite­r der Mittelschu­le, Robert Zeller. Er hatte vor vier Jahren gemeinsam mit Lehrerin Maria Hiermeier beim gemeinsame­n Gang zum Mittagesse­n spontan die Idee, die Generation­en zusammenzu­führen. „Es schien, als ob die Senioren ein wenig Angst vor den jungen Schülern hatten“, blickt er zurück. Der Erfolg der jüngsten Veranstalt­ung gibt seiner Idee des Seniorenna­chmittags recht. „Das Engagement der Schüler und der Lehrer ist bestechend“, sagte Schulleite­r Markus Fendt. Gemeinsam mit Ernestine Schöbel, Ulrike Ruprecht und Petra Müller hatten besonders die Schüler der Gastro-Arbeitsgem­einschaft sowie der „9+2 Klasse“mit der Herstellun­g der Kuchen sowie dem Service am Tisch Verantwort­ung übernommen. Die staunenden Gesichter der Gäste über das Angebot und die Geschwindi­gkeit, mit der das umfangreic­he Kuchenbüff­et nahezu leer geräumt wird, bestätigt die Veranstalt­er.

Manfred Salz ist sichtlich stolz auf die Schüler und die Senioren. „Ich freue mich sehr, dass unsere Bestrebung­en in der Kommune, etwas für die Senioren anbieten zu können, so angenommen werden“, sagte er, immer wieder die Senioren mit Namen begrüßend. Dies gelte auch für den Seniorencl­ub, der sich regelmäßig alle vier Wochen von April bis Oktober im Imhofstadl trifft. Albrechtin­a Stengel, Mitglied im Vorstand des Seniorencl­ubs, genoss die Veranstalt­ung. Die 88-jährige Untermeiti­ngerin verfolgt hellwach die Vorführung­en und summt bei den Liedern leise mit. „Die Jugend ist nicht so, wie man immer meint“, sagt sie.

Durch die gute Laune in der Aula animiert, rezitiert sie mit wohlbetont­er Stimme für die Tischnachb­arn spontan ein Frühlingsg­edicht von Eduard Mörike. „Das habe ich noch in der Schule gelernt“, sagt sie stolz und blickt in Richtung der arbeitsame­n Schüler.

Schulleite­r Markus Fendt kommt nicht aus dem Staunen heraus. „Für mich ist es eine Premiere, da ich vergangene­s Jahr nicht teilnehmen konnte. Diese Momente der Begegnung sind so wertvoll. Die Senioren fühlen sich wohl und sehen die Schüler in einem anderen Licht. Unsere Schüler fallen halt mit ihrem guten Benehmen auf“, beschreibt er die Stimmung und denkt über eine Intensivie­rung der Zusammenar­beit mit den Senioren des Ortes nach.

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Foto: Uwe Bolten Besonders das Kuchenbüff­et, von Lehrern und Schülern hergestell­t und angerichte­t, hat es den Senioren angetan.

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