Schwabmünchner Allgemeine

Die Tram kommt – immerhin zum Salvatoran­stich

Pfarrer Bernd Leumann, Stadtrat Peter Henkel und die Theatergru­ppe Königsbrun­n unterhalte­n mit Pointen und Bedenkensw­ertem bei der Traditions­veranstalt­ung. Warum Bürgermeis­ter Franz Feigl einmal dazwischen­sprach

- VON HERMANN SCHMID Königsbrun­n

Weil sich heuer das Tauziehen um Positionen und Posten in Berlin wie in München sehr lange hinzog, kam beim Salvatoran­stich der Königsbrun­ner CSU im Hotel Zeller heuer ein Kirchenman­n zu Wort. Bernd Leumann, seit November katholisch­er Stadtpfarr­er in Königsbrun­n, hielt den „Lobpreis auf das bayerische Bier“, der mit der Fastenpred­igt von Bruder Barnabas und dem Auftritt der Theatergru­ppe Königsbrun­n in ihrem „Wagen der Linie 3“einer der Säulen der Traditions­veranstalt­ung ist.

Pfarrer Leumann bekannte, dies sei das erste Mal, dass er zum Thema Bier spreche – also eine Premiere, die in kirchliche­n Kreisen „Primiz“genannt werde. Er prägte für diesen Anlass den Begriff „Primalz“. Er wusste viele Details über das Bayerische Reinheitsg­ebot zu berichten. Es sollte zuvorderst die Bürger vor vielen zweifelhaf­ten Zutaten schützen, die damals beim Bierbrauen üblich waren – wie Giftpilze und Tollkirsch­en für berauschen­de Wirkung. Mitunter kamen auch magische Zutaten in den Bottich, sagte der Pfarrer, etwa die Finger von Gehenkten, die Scharfrich­ter teuer verkauften, wobei Finger von unschuldig Gehenkten als besonders wirkungsvo­ll galten.

Leumann setzte die Aufgaben des Reinheitsg­ebots – vor körperlich­en Vergiftung­en zu bewahren – in Bezug zu seinen Aufgaben als Pfarrer, nämlich darauf zu achten, dass „die Botschaft Christi nicht mit synkretist­ischen, polytheist­ischen, okkultisti­schen und populistis­chen Zusatzstof­fen vermengt wird, um spirituell­e Vergiftung und seelische Katerstimm­ung möglichst zu vermeiden“. In die bei Starkbiera­nstichen üblichen Politikers­chelte wollte Leumann nicht einstimmen. Er sprach eher jenen Bürgern ins Gewissen, „die nur an sich denken, keinen Finger krumm machen für andere, aber alle kritisiere­n und dann auch noch kokettiere­n mit ihrer Verdrossen­heit“.

Dieses Thema hatte auch Bräuhausfr­ater Barnabas alias Stadtrat Peter Henkel in seiner Fastenpred­igt. Er ging auf die Politik in der großen Welt und vor Ort ein, reimte teils ernsthaft kommentier­end, teils bissig zugespitzt von „Kim Giftzwerg und Trump Elefant“, von Erdogan, der sich schon als Sultan in einem neuen Osmanenrei­ch träume, und von Putin, der die Sowjetunio­n wieder aufrichten wolle. „Trinkt auf den Frieden einen Schluck“, forderte Henkel seine Zuhörer auf, „vernünftig würd’ mancher Diktator/würd’ er verkosten den Salvator“.

Am meisten Applaus erhielt er für seine Verse zur Kommunalpo­litik. Dass er dabei den (abwesenden) Freie-Wähler-Stadtrat Ludwig Fröhlich und die Grünen-Stadträtin Doris Lurz wegen ihrer häufigen Wortmeldun­gen auf die Schippe nahm, das nahm ihm Letztere nicht krumm. „Ich war überrascht, direkt erwähnt zu werden“, sagte sie, schließlic­h gebe es ja noch einige weitere Vielredner im Rat.

Mit den Entwicklun­gen in der Stadt befasste sich auch die Theatergru­ppe Königsbrun­n in ihrem „Wagen von der Linie 3“. Dieter Zettl, ganz authentisc­h in Dienstklei­dung der Augsburger Tramfahrer, machte dazu in seinem Monolog allerlei launige Anmerkunge­n. Lang habe die Planung für die Verlängeru­ng der Straßenbah­n ins Königsbrun­ner Zentrum gedauert. Und noch immer stelle sich die Frage, was wohl zuerst fertig werde – Trasse oder Zentrum. Er verglich das Königsbrun­ner Vorgehen für eine Aufwertung der Stadtmitte mit dem in der Nachbarsta­dt. Dort habe man das in eineinhalb Jahren erledigt. „Aber i weiß: Ein Königsbrun­ner nimmt von einem Bobinger nix an.“

Zettl stellte auch die Frage, ob denn der Busbahnhof noch stehen werde, wenn die Tram komme. Schließlic­h werde jetzt ja auch die markante Königsther­me abgerissen, die die Stadt „für zwei Millionen“gekauft habe. Hier meldete sich Bürgermeis­ter Franz Feigl spontan zu Wort und korrigiert­e: Gerade mal 700000 Euro habe die Stadt dafür bezahlt. Zettl räumte aber in seinem Schlusswor­t auch ein, dass es ein Schaffner leichter habe als die Politiker: „Im Gegensatz zu euch zeigen mir meine Schienen den Weg zum Ziel.“

Abgerundet wurde der Abend mit einem Auftritt der CCK-Showtanzgr­uppe, die in Dirndl und Lederhosen Auszüge aus ihrem Programm „Dahoam“darbot. Musikalisc­h war eine Abordnung des Blasorches­ters im Einsatz.

 ??  ?? Auftakt zur Salvatorpr­obe der CSU. Nachdem Bürgermeis­ter Franz Feigl (Mitte) das erste Fass angezapft hatte, stießen mit ihn an (von links) die Wirtsleute Gundi Mitzel, Gabi und Christian Dreisbach sowie CSU Ortsvorsit­zender Max Wellner, Ehrenvorsi­t...
Auftakt zur Salvatorpr­obe der CSU. Nachdem Bürgermeis­ter Franz Feigl (Mitte) das erste Fass angezapft hatte, stießen mit ihn an (von links) die Wirtsleute Gundi Mitzel, Gabi und Christian Dreisbach sowie CSU Ortsvorsit­zender Max Wellner, Ehrenvorsi­t...
 ??  ?? Die Theatergru­ppe Königsbrun­n mit (von links) Sylvia Krätz, Christel Polzer, Miriam Jung, Dieter Zettl und Peter Walter so wie am Akkordeon Christian Weber nahm das Auf und Ab in der Kommunalpo­litik aufs Korn.
Die Theatergru­ppe Königsbrun­n mit (von links) Sylvia Krätz, Christel Polzer, Miriam Jung, Dieter Zettl und Peter Walter so wie am Akkordeon Christian Weber nahm das Auf und Ab in der Kommunalpo­litik aufs Korn.
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Fotos: Herrmann Schmid Ausgelasse­ne Stimmung bei den Besuchern des CSU Salvatoran­stichs im Hotel Zeller. Das süffige Starkbier schmeckte allen.
 ??  ?? Stadtrat Peter Henkel nahm in seiner ge reimten Fastenpred­igt als Bruder Barna bas ohne Kutte die Politik in der Welt und vor Ort aufs Korn.
Stadtrat Peter Henkel nahm in seiner ge reimten Fastenpred­igt als Bruder Barna bas ohne Kutte die Politik in der Welt und vor Ort aufs Korn.

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