Wie die Landwirtschaft eine Zukunft hat
Beim 150. Geburtstag der Landwirtschaftsschule in Stadtbergen erklären Experten, was für Bauern und Betriebe wichtig ist. Die besten Absolventen bekommen ein Stipendium
Die Landwirtschaftsschule Augsburg hat kürzlich in Stadtbergen ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Schulleiter Konrad Hörl freute sich, dass viele Gästen aus Politik, Verwaltung und landwirtschaftlichen Organisationen in den Bürgersaal gekommen waren. Bei dem Festakt wurden auch 20 frischgebackene Absolventen entlassen.
„Ich glaube, Sie sind schon a bisserl stolz darauf, eine Einrichtung wie die Landwirtschaftsschule in Stadtbergen zu haben“, sagte Hörl an Bürgermeister Paul Metz gerichtet. Zur Freude der vielen Gäste war auch für eine „zünftig-bayerisch“musikalische Umrahmung gesorgt. So „spuilten“unter der Leitung von Walter Schuler Musikanten auf, die alle einmal die Landwirtschaftsschule besucht hatten und sich nur für die Jubiläumsveranstaltung zusammengefunden haben.
Ministerialdirigent Wolfram Schöhl erinnerte an die Gründung der drittältesten Landwirtschaftsschule am 3. November 1868: „Augsburg gehört somit zu den Bildungspionieren im Freistaat.“Früher war es sogar üblich, dass Schüler und Ehemalige beim Schulbau anpacken mussten, den Bodenaushub oder auch Fundamentarbeiten übernahmen. In seinem Glückwunsch an die Absolventen des Jubiläumsjahrgangs hob er hervor, dass deren berufliche Aus- und Fortbildung auf einem festen Fundament stehe und einem Studium gleichstehe: „Wir brauchen Meister und Master, Praxis und Theorie. Geben Sie das Gelernte, aber auch Ihre hohen Maßstäbe und Ihre Wertschätzung für Bildung an den Nachwuchs weiter.“Er versicherte den angehenden Meistern, die gerade einen Agrarberuf lernen, dass sie sich auch weiterhin auf ein starkes staatliches Netzwerk mit den Eckpunkten Förderung, Bildung und Beratung verlassen können: „Bei den Koalitionsverhandlungen hat Bayern für die Landwirtschaft viel erreicht: Das Leitbild einer multifunktionalen familiengeführten bäuerlichen Landwirtschaft ist nun als Koalitionsziel bundesweit verankert. Die Finanzmittel fließen damit nicht nur verstärkt für öffentliche Leistungen, sondern auch um die Einkommen der Bauernfamilien zu stärken.“
Ziel sei es ebenso, den bäuerlichen Familienbetrieben Zugang zu den neuen digitalen Technologien zu verschaffen. Außerdem gehe es um Themen, die der Gesellschaft besonders am Herzen liegen: der Wert von Lebensmitteln, Fragen des Tierwohls und der nachhaltigen Waldnutzung, aber auch die Eindämmung des Flächenverbrauchs.
Schöhl betonte, dass die Landwirtschaft die Akzeptanz der ganzen Bevölkerung braucht. Zur Zukunftsfähigkeit leistet die Landwirtschaftsschule Augsburg einen wesentlichen Beitrag. „Damit wir auch weiterhin eine hohe Flexibilität der Familienbetriebe und ein hohes Bildungsniveau der Landwirte haben, gilt es mehr denn je, Eltern wie auch junge Menschen davon zu überzeugen, dass es im ureigenen Interesse einer erfolgreichen betrieblichen Zukunft liegt, die Angebote der Bildung zu nutzen, in Bayern sogar weitgehend kostenfrei.“Schöhl betonte: „Der Ausblick auf die Zukunft ist hoffnungsvoll. Mit der richtigen Idee hat jeder Betrieb, unabhängig von der Zahl der Hektare, eine Zukunft. Unsere Betriebe müssen nicht größer sein, aber schneller und besser als andere.“
Vor der feierlichen Zeugnisverleihung und Vergabe der Stipendien gab Semestersprecher Christian Höger einen Bilder-Rückblick des Wintersemesters und Michael Schuster aus Kissing stellte seine Wirtschafterarbeit zum „Vollerwerb mit Ackerbau, Färsen- und Kuhmast“vor. Über ein staatliches Stipendium über je 1200 Euro freuen sich die jahrgangsbesten Absolventen Martin Zott (1,50) aus Aretsried, Stefan Büschl (1,71) aus Kleinaitingen und Lukas Wiedemann (1,78) aus Täfertingen. Drei weitere Stipendien über 250 Euro, ausgelobt von den Kreisverbänden des Bayerischen Bauernverbands, wurden an Maximilian Baindl (Mittelstetten), Manuel Held (Hittistetten) und Marco Werdich (Anhofen, alle mit Notendurchschnitt 2,0) vergeben.