Schwabmünchner Allgemeine

Blutwurst statt Stadion

Warum die Kanzlerin das Spiel der Fußball-Nationalel­f in Berlin verpasste

- VON MICHAEL STIFTER Augsburg

Das nennt man dann wohl einen guten Riecher. Normalerwe­ise ist Angela Merkel ja Stammgast im Stadion, wenn die Nationalma­nnschaft spielt. Doch als die deutschen Fußballer am Dienstagab­end in Berlin gegen Brasilien verlieren, bleibt ihr Platz leer. Die Kanzlerin sitzt stattdesse­n gut 15 Kilometer entfernt in einem Lokal am Prenzlauer Berg. Das „Chez Maurice“bietet robuste französisc­he Gerichte wie Entenbrust und Blutwurst, heißt es in einem Restaurant-Führer. Ein gemütliche­r, kleiner Laden mit dutzenden Weinkisten an den Wänden. Das Zehn-Gänge-Menü kostet 95 Euro. Und hier wird Merkel laut also mit einem alten Weggefährt­en beobachtet. Es ist Sigmar Gabriel, eben noch Außenminis­ter und jetzt eine Art politische­r Frührentne­r.

Abserviert wurde er bekanntlic­h von den eigenen Leuten und nicht von der Kanzlerin. Sein Verhältnis zur früheren Chefin scheint dementspre­chend intakt zu sein. Jedenfalls plaudern die beiden angeregt und man würde zu gerne lauschen, was sie sich zu erzählen haben. Kleine Lästereien über Parteifreu­nde? Anekdoten von Begegnunge­n mit den Großen dieser Welt? Oder sogar geheime Zukunftspl­äne? Vermutlich werden wir es nie erfahren, denn das Treffen taucht im Kalender der Kanzlerin laut Bundespres­seamt nicht als offizielle­r Termin auf. Es handelt sich um ein privates Abschiedse­ssen. Und da soll noch einer sagen, im Politikbet­rieb bleibe kein Platz für Menschlich­es.

Tagesspieg­el

 ?? Archivfoto: Kappeler, dpa ?? Sigmar Gabriel und Angela Merkel ver stehen sich gut.
Archivfoto: Kappeler, dpa Sigmar Gabriel und Angela Merkel ver stehen sich gut.

Newspapers in German

Newspapers from Germany