Wainwright sieht seine Oper
Der Musiker räumt Schwächen ein
Der Applaus frenetisch. Nicht endender Jubel, auch wenn der Martinipark nur zu zwei Dritteln belegt war. Die Sänger der Opernproduktion „Prima Donna“kommen aus dem Verbeugen nicht mehr heraus. Schließlich zeigt sich auch der Komponist Rufus Wainwright auf der Bühne. Ein Triumph, gäbe es nicht diese einhellige Kritikermeinung über den Opern-Erstling des kanadisch-amerikanischen SingerSongwriters: ein simpel gestricktes Libretto, eine langweilige Musik und sehr viel Anleihen bei den Belcanto-Opern des 19. Jahrhunderts.
Als Wainwright nach der Aufführung im Theaterfoyer zum Gespräch auf die Bühne kommt, kreist das Gespräch, das die Kulturmanagerin Iris Steiner und Augsburgs Pressesprecher Richard Goerlich mit ihm führen, schnell um dieses Thema. Wie geht man als Komponist mit so einer harschen Kritik um? – „Anfangs begriff ich das als Krieg. Später sagte mir eine Freundin, dass das ein Zeichen ist, dass ich ernst genommen werde“, sagt Wainwright.
Man sieht ihm an, dass er wegen des Flugs von Los Angeles übernächtigt ist. Der kanadische Botschafter Stéphane Dion sitzt im Auditorium, Augsburger Oberbürgermeister Kurt Gribl ebenfalls. Wainwright erklärt, dass er die Oper möglichst einfach habe halten wollen, um den Interpreten viel Freiraum zu geben. Wie ihm die Augsburger Inszenierung gefallen hat, verrät er nicht wirklich. Auf die Sänger und das Orchester habe er geachtet. Und bitte: Es sei seine erste Oper, man könne darin wunderbar nachvollziehen, wie er beim Komponieren das Opern-Komponieren gelernt habe. Selbst Verdis erste Oper sei nicht perfekt gewesen, von der spreche heute niemand mehr. Seine sei auch nicht perfekt. Die nächste Oper, „Hadrian“, werde besser. „Sie wird in Toronto inszeniert, von einem tollen Team.“Ob er zum Schluss etwas am Flügel spielen wolle? – Ein erschreckter Blick Wainwrights. Nicht in diesem Zustand, so übermüdet. Und noch einmal großer Applaus.