Hebammen: Noch zwei gehen
Die Geburtenstation in Schwabmünchen muss ganz neu aufgebaut werden
Von einem „Desaster“sprach am Ende einer der Teilnehmer an der gestrigen Verwaltungsratssitzung der Wertachklinik in Schwabmünchen. Zwei der drei verbliebenen Hebammen haben zum 1. Mai gekündigt, weil die Arbeitsbelastung zu groß und eine rasche Besserung nicht in Aussicht sei. Ergebnisse der Sondersitzung, soweit sie am Abend aus Statements bekannt wurden:
● Einig waren sich die Verwaltungsgräte, die Geburtenstation in Schwabmünchen keinesfalls aufzugeben.
● Plangemäß werde sie nach der derzeitigen Unterbrechung am 9. April ihre Arbeit wieder aufnehmen und dabei voll funktionstüchtig sein. Allerdings nur drei Wochen lang.
● Ab 1. Mai wird die Geburtenstation voraussichtlich bis zum Herbst abgemeldet. Grund: Zwei der drei verbliebenen freiberuflichen Hebammen haben zu diesem Tag ihren Vertrag gekündigt.
● und Grund der Pause: Spätestens bis Herbst soll die Geburtenstation „mit stabilen und leistungsfähigen Strukturen“neu aufgebaut werden. Stellen für Hebammen wurden längst in verschiedenen öffentlichen und Fachmedien ausgeschrieben, Kontaktaufnahmen laufen auch über Hebammenschulen, sagt Vorstand Martin Gösele.
Wichtig ist ihm: In den nächsten Tagen eröffnet Kinderarzt Dr. Winkler an der Wertachklinik eine eigene Praxis. Auch das soll einen Impuls für die Geburtenstation bringen. Eine Wiederaufnahme deren Betriebs soll ermöglicht werden, sobald die stabilen Strukturen gesichert sind, sprich ausreichend Personal für eine Rund-um-die-UhrBereitschaft an 365 Tagen im Jahr. ● Nach Möglichkeit sollen Kaiserschnitte durch die beiden entsprechenden Belegärzte in Schwabmünchen weiterhin durchgeführt werden. Für diese planbaren OP-Termine stünden weiterhin freiberufliche Hebammen bereit, da es sich um nur wenige Wochenstunden handle, sagt Klinikvorstand Martin Gösele. Für die Versorgung von Müttern und Babys halte die Klinik zudem ihre eigene Infrastruktur samt fest angestellten Kinderkrankenschwestern vor. Daher seien Kaiserschnitte vom Hebammenmangel nicht abhängig. So soll es auch am gestrigen Mittwoch einen turnusmäßigen Kaiserschnitttag gegeben haben, an dem zwei Belegärzte operierten und jeweils drei OPs durchführten, sagt Gösele.
● Die gynäkologische Notfallambulanz soll ebenfalls möglichst weiter offen gehalten werden. Sie dient nicht nur schwangeren Frauen, sondern zum Beispiel auch Patientinnen mit Unterleibsschmerzen, die deshalb das Krankenhaus aufsuchen.
● Aufgrund von Leserbriefen und weiterer Kritik in der Öffentlichkeit unterstrich Gösle die Berichterstattung unserer Zeitung, wonach die Hebammen in Schwabmünchen und Bobingen freiberuflich tätig sind. Es gebe ihnen gegenüber von Seiten der Klinken keine Weisungsbefugnis. Daher könnten sie auch nicht versetzt werden. Außerdem, so ergänzte am gestrigen Abend der Vorstand, schüfe es keine stabilen Verhältnisse, würde man die sieben in Bobingen tätigen Hebammen auf die beiden Standorte aufteilen. Das würde an keinem Ort ausreichen.
● Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller nahm am gestrigen Nachmittag als Verwaltungsrat ebenfalls an der Sondersitzung teil. Er sagte am Abend: „Die Sicherheit und Planbarkeit für die werden Mütter steht für mich ganz klar im Vordergrund.“Deshalb trage er die vorübergehende Abmeldung der Geburtshilfe von Anfang Mai bis spätestens in den Herbst mit. Dabei zeigte er angesichts laufender Gespräche Zuversicht: „Ich bin sehr guter Dinge, dass wir Hebammen für Schwabmünchen gewinnen können. Sobald wir ein durchhaltefähiges Team haben, wird die Abmeldung aufgehoben und die Geburtshilfe nimmt sofort wieder den Betrieb auf“, stellte Müller mit deutlichem Optimismus fest. Im weiteren betonte auch er, dass die Gynäkologie sowie die Geburten per Kaiserschnitt nicht von den Maßnahmen betroffen seien.
Bürgermeister verlangt Sicherheit und Planbarkeit für werdende Mütter
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