Schwabmünchner Allgemeine

Der Grabstein zum heiligen Jerusalem

An den Kartagen geht es auch um Gedanken über den Tod hinaus. Grabsteine spielen dabei eine Rolle. Steinmetzm­eisterin Christiane Hellmich hat für ihre Einfälle dazu schon viel Beachtung gefunden

- VON KARIN MARZ Mittelneuf­nach

Sterben und Auferstehu­ng sind Thema an Ostern. Zur Geschichte dieses Festes gehört auch die Schilderun­g von der Beisetzung des Leib Christi und vom schweren Stein, der vor seine Grabhöhle gerollt wurde. Die Gedanken über den Tod hinaus und das Gedenken an Verstorben­e ist zugleich wichtiger Bestandtei­l der Trauerarbe­it im normalen Leben. Wenn ein geliebter Mensch gestorben ist, hilft den Hinterblie­benen bei der Trauerarbe­it oft das Grab des Verstorben­en, das sie besuchen können. Ein Ort, an dem sie in stille Zwiesprach­e mit dem Toten treten und Dinge verrichten können, die sie für den Verstorben­en noch tun können und möchten: Blumen auf das Grab legen, eine Kerze anzünden, Unkraut zupfen oder den Grabstein säubern. Dass ein solcher Erinnerung­sort auch ein individuel­ler und persönlich­er Ort wird, hängt nicht zuletzt vom Grabstein ab. Hier sind der Name, die Lebensdate­n und manchmal noch persönlich­e Widmungen festgehalt­en.

Die Steinmetzm­eisterin Christiane Hellmich aus Mittelneuf­nach weiß aus ihrer langjährig­en Berufserfa­hrung, dass für viele ihrer Kunden die Wahl eines Grabsteins ein langwierig­er Prozess ist. „Ich muss den Trauernden Zeit lassen und vor allem gut zuhören können. Manche kommen bereits mit ganz genauen Vorstellun­gen. Anderen wiederum unterbreit­e ich Vorschläge und durch mehrere Vorgespräc­he weiß ich dann, wie der gewünschte Grabstein aussehen soll. Das dauert manchmal ein paar Monate oder sogar bis zu zwei Jahre.“

Für Hellmich, die mit Leib und Seele Steinmetzm­eisterin ist, gehört die Arbeit mit den Steinen genauso wie mit den Menschen zusammen. Aus einem „leblosen“Stein einen Erinnerung­sort an den Verstorben­en zu machen, darin sieht sie ihre Aufgabe. Alle Grabsteine von Hellmich sind individuel­l und speziell gefertigt entweder aus Jura, Muschelkal­k, Sandstein, Marmor oder Granit. Am liebsten arbeitet Hellmich mit Kalkstein. Zwischen 30 und 150 Stunden Arbeitszei­t benötigt sie, bis aus einem zugesägten Stein ein Grabstein geworden ist. Wichtig ist ihr, dass das verwendete Material aus der näheren Umgebung oder zumindest aus Europa kommt. Von polierter Massenware aus China oder Indien, die möglicherw­eise sogar durch Kinderarbe­it hergestell­t wird, lasse sie lieber die Finger weg, betont Hellmich.

Einer ihrer gefertigte­n Grabsteine war auch bei der internatio­nalen Gartenscha­u vergangene­n Herbst in Berlin ausgestell­t. Dort zeigten 120 Mustergräb­er das handwerkli­che Können von Steinmetze­n und Friedhofsg­ärtnern. Mit zwei weiteren Grabsteine­n war Hellmich bei der regionalen Gartenscha­u in Pfaffenhof­en vertreten. Ihr Grabmal aus Schwarzach­tobler Sandstein stellt das „Heilige Jerusalem“dar und wurde von der dortigen Fachjury in Berlin mit der Silbermeda­ille ausgezeich­net.

Regelmäßig, erzählt Hellmich, nimmt sie an Gartenscha­uen teil und wurde schon vielfach prämiert: „An diesen Ausstellun­gen teilzunehm­en bedeutet für mich, dass ich Neues ausprobier­en und mich dadurch selber weiter entwickeln kann.“Das besondere an den Gartenscha­uen sei, dass zu den Grabmalen von den Gärtnern auch immer die entspreche­nde Grabbepfla­nzung gezeigt wird, erzählt Hellmich. Auch sieht sie Verschiede­nheiten: „Der Unterschie­d zu den Gräbern in der Stadt im Vergleich zum Land ist, dass Gräber oft bodendecke­nd bepflanzt werden. Das bedeutet, dass das Grab komplett von Blumen und Pflanzen bedeckt ist. Gerade auf Gräbern auf dem Dorf ist meistens viel Graberde zu sehen.“Ein weiterer Unterschie­d sei, dass auf dem Land die Grabmale eher poliert und leicht abwaschbar seien. In der Stadt sind sie häufiger bearbeitet oder naturbelas­sen. Aber letztlich zählt für Hellmich, dass nach Fertigstel­lung des Grabmals die Hinterblie­benen es gerne besuchen und einen Friedhofsb­esuch nicht nur als ihre Pflicht sehen. „Ich will nichts Seelenlose­s, sondern dass die Kunden den Grabstein bekommen, der zum Verstorben­en passt.“

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Die Steinmetzm­eisterin Christiane Hellmich schafft in Mittelneuf­nach individuel­l gestaltete Grabsteine, die auch auf Ausstellun­gen und Gartenscha­uen viel Beachtung finden.
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Fotos: Karin Marz

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