Schwabmünchner Allgemeine

Tote bei Protesten in Gaza

Palästinen­ser begehen „Tag des Bodens“

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Palästinen­sische Demonstran­ten und israelisch­e Soldaten haben sich am Freitag bei Protesten im Gazastreif­en blutige Auseinande­rsetzungen geliefert, dabei wurden nach palästinen­sischen Behördenan­gaben mindestens 15 Palästinen­ser getötet und über 1400 weitere verletzt. Anlass für die Massenkund­gebungen war der sogenannte „Tag des Bodens“, der an die gewaltsame Niederschl­agung von Protesten arabischer Bauern gegen die Enteignung ihres Landes im Norden Israels am 30. März 1976 erinnert.

An den Protesten beteiligte­n sich tausende Palästinen­ser, unter ihnen auch Frauen und Kinder. Die Demonstran­ten zogen von fünf Orten im Gazastreif­en aus zur israelisch­en Grenze. Einige Demonstran­ten liefen bis auf wenige hundert Meter an den schwer bewachten Grenzzaun heran. Israelisch­e Soldaten versuchten, sie mit Tränengas zu stoppen, einige gaben Schüsse ab.

Dem Palästinen­sischen Roten Halbmond zufolge erlitten über 200 Palästinen­ser Schussverl­etzungen. Nach Angaben des palästinen­sischen Gesundheit­sministeri­ums erschossen die Soldaten fünf Palästinen­ser, unter ihnen sei auch ein 16-jähriger Jugendlich­er. Ein 27-jähriger Bauer war demnach bereits kurz vor Beginn der Proteste in der Nähe von Chan Junis im Süden des Palästinen­sergebiets durch israelisch­en Artillerie­beschuss getötet worden. Augenzeuge­n berichtete­n,

Roter Halbmond spricht von 200 Schussverl­etzungen

er habe auf seinem Land nahe der Grenze gearbeitet. Das israelisch­e Militär sprach von Ausschreit­ungen an fünf Orten entlang des „Sicherheit­szauns“zwischen Israel und dem Gazastreif­en und schätzte die Teilnehmer­zahl auf 30 000.

Die Demonstran­ten hätten Zaun und Soldaten mit brennenden Reifen, Brandbombe­n und Steinen angegriffe­n, diese hätten sich mit Tränengas und Schüssen gewehrt. An den Kundgebung­en beteiligte sich auch der Hamas-Chef Ismail Hanyya. Die israelisch­e Regierung warf ihm und anderen führenden Vertretern der radikalisl­amischen Bewegung vor, das Leben von Zivilisten aufs Spiel zu setzen, um „Terror“zu verbreiten. Hunderten Palästinen­sern gelang es, kurzzeitig über die Grenze nach Israel zu gelangen. Die Regierung beorderte zusätzlich­e Soldaten in das Gebiet, darunter auch hundert Scharfschü­tzen.

Der Marsch am Freitag war der Auftakt für Proteste, die sich bis Mitte Mai hinziehen sollen. Die Palästinen­ser errichtete­n an fünf Orten entlang der Grenze Zeltlager, um für ein Rückkehrre­cht für hunderttau­sende palästinen­sische Flüchtling­e und ihre Nachkommen nach Israel zu demonstrie­ren. Die Zelte sollen bis zum 70. Jahrestag der „Nakba“am 15. Mai stehen bleiben. Mit „Nakba“(Katastroph­e) bezeichnen die Palästinen­ser die Flucht und Vertreibun­g von Palästinen­sern im Zuge der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948.

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Foto: afp Die palästinen­sische Protestakt­ion „Tag des Bodens“endete blutig.

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