Schwabmünchner Allgemeine

Einlagen

- VON MICHAEL SCHREINER mls@augsburger allgemeine.de

Es ist tröstlich, zu wissen, dass auf die deutsche Sprache in nahezu allen Lebenslage­n, auch in den vertrackte­n, Verlass ist. Mag es gleichwohl nicht immer einfach sein, richtig zu liegen bei der Wahl des passenden Wortes. Das beginnt schon mit den Lagen selbst. Anlagen, Umlagen, Ablagen, Hochlagen, Beilagen, Unterlagen, Auflagen, Hanglagen, Vorlagen, Tallagen, Auslagen, Schieflage­n… Da erscheint gelegentli­ch die Einfalt in der Vielfalt verlockend. Aber den Gefallen tut einem das Deutsche ja nicht. Im Gegenteil.

Die Mehrdeutig­keit im Lagezentru­m kann schwindeli­g machen. Goethe: „Es gibt keine Lage, die man nicht veredeln könnte durch Leisten oder Dulden.“

Womit wir bei den Einlagen sind. Welche? Die in den Schuhen? Es gibt da eine sagenhafte Auswahl, es leben nicht wenige Orthopädie­schuhtechn­iker von der Anfertigun­g solcher passgenaue­n Einlagen. Als praktische­s Hilfsmitte­l werden saugfähige Einlagen auch an anderen Stellen getragen. Gemeint sein kann mit den Einlagen aber ebenso das Programm auf Geburtstag­sfeiern und Hochzeiten – Aufführung­en, von denen die Jubilare und Gastgeber zuvor nicht in Kenntnis gesetzt worden sind, was zu Rührung oder zu Stimmungs-Problemlag­en im Rahmen des Gelages führen kann.

Die Einlagen aber, um die am meisten gebangt wird, sind zweifellos jene auf Bankkonten. Solche Rücklagen sind, zumal sie kaum mehr Zinsen abwerfen, nur bedingt Quell der Freude. Denn die Angst des Einlegers, sein Eingelegte­s zu verlieren, ist immer gegenwärti­g. Wenn es bei einer Bank ans Eingemacht­e geht – was wird dann aus dem Sparguthab­en? Dann greift die gesetzlich garantiert­e nationale Einlagensi­cherung und/ oder die Institutss­icherung, nicht wahr? Die alten Garantien aber könnten nach Lage der Dinge gefährdet sein, wenn die Einlagensi­cherung europaweit vergemeins­chaftet wird. Dies wäre Anlass mindestens für eine „große Lage“im Kanzleramt.

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