Ostern ist das kleine Weihnachten
Das Fest bringt die erste große Umsatzspitze im Jahr. Vor den Feiertagen gehen Süßigkeiten und Spielwaren am meisten über den Ladentisch. Doch es gibt weitere Einkaufstrends
Ja ist denn schon wieder Weihnachten? Wer am Gründonnerstag in der Innenstadt unterwegs war, fühlte sich an einen Adventssamstag erinnert: Belegte Parkhäuser, die Geschäfte voll mit Menschen, die nach einem Geschenk, Dekoartikeln oder etwas Besonderem zum Essen suchten. Das Osterfest hat sich zum zweiten großen Umsatzbringer nach Weihnachten entwickelt, sagen Unternehmer und der Handelsverband.
Barbara Wetzel steht im Spielwarengeschäft Spiegelburg in der Altstadt und hält ein Malbuch und ein kleines Plüscheinhorn in ihren Händen. Die Oma von vier Enkeln sucht nach Geschenken. „Früher gab es ja nur Süßigkeiten – da finde ich kleine Geschenke wesentlich sinnvoller, die sind wenigstens nicht ungesund“, sagt sie. „Als Oma darf man die Enkel ruhig ein bisschen verwöhnen.“Rund 30 Euro gibt sie für jedes Enkelkind an Ostern aus.
Verkäuferin Kathleen Becker berät die Kundin und zeigt ihr auch die Spielsachen auf einem der Regale, die die Mitarbeiter des Spielwarengeschäftes extra für Ostern bestückt haben. Plüschhasen in allen Variationen gibt es hier zu sehen, Malbücher, Plastikeier mit einem kleinen Geschenk im Inneren, aber auch große Spielboxen mit Zubehör für kleine Naturforscher. „Gerade die Großeltern bevorzugen ,sinnvolle Kleinigkeiten‘, wie Bälle, Kreisel, ein Springseil oder ein Malbuch“, weiß die Verkäuferin. Ostern sei für den Spielwarenhandel enorm wichtig – direkt nach Fasching würden die Sonderregale aufgebaut. „Aber richtig zur Sache geht es die letzten zwei Wochen, mit dem Höhepunkt am Gründonnerstag und Ostersamstag.“In der Confiserie Dichtl stöbert Simone Behrens im Regal mit den Osterartikeln. „Die DesignerHasen sind schön, aber für mich zu teuer. Ich nehme zwei von den normalen Schokohasen“, sagt sie. Für ihre beiden Töchter gebe es jedes Jahr einen Hasen. „Da lege ich Wert auf Qualität“, so die Mutter. Dann noch ein kleiner Geldschein ins Osternest – weil doch Plärrereröffnung ist. Sie investiert etwa 30 Euro in ihre Ostergeschenke.
Auch für die Confiserie sei Ostern der zweitwichtigste Termin, so Marion Wiedersatz. „Weihnachten, Ostern – und dann mit weitem Abstand kommen Valentins- und Muttertag“, so die Assistentin der Geschäftsleitung. An Ostern gäben die Menschen gerne etwas mehr Geld für besondere, handwerklich hergestellte Süßigkeiten wie die von Hand in buntes Stanniolpapier eingeschlagenen Schokoeier aus. „Ostern ist kein Miniweihnachten – da liegen Lichtjahre dazwischen“, sagt Bernd Ohlmann vom bayerischen Handelsverband.
Doch es sei die erste große Umsatzspitze im Jahr und deshalb für den Handel enorm wichtig. Vier bis sechs Wochen vor dem Osterfest gehe es los – in der Osterwoche seien die Umsätze bei vielen Unternehmen dreimal so hoch wie sonst. „Der Osterhase macht dem schwäbischen Einzelhandel viel Freude“, so der Verbandssprecher. Verkaufsrenner seien natürlich Süßigkeiten, so würden an Ostern in Bayern 25 Millionen Osterhasen verputzt. Weitere Renner seien CD, Parfum und Blumen, aber auch alle Delikatessen, die zum Fest auf den Tisch kommen könnten.
Der Spielwarenhandel macht an Ostern rund zehn Prozent seines Umsatzes. Hätten bis vor kurzen nur die Kinder etwas ins Nest bekommen, gehe der Trend jetzt dahin, „seinen Liebsten“ein Ostergeschenk zu machen.
Nichts Neues ist der Osterboom für Gärtnereien und Blumenhandlungen, sagt Gertrud Buck, Inhaberin der Gärtnerei Hartmann. „Die Menschen sehnen sich jetzt nach bunten Blumen und frischem Grün – und Ostern ist der traditionelle Termin, das Haus damit zu schmücken“, weiß sie.