Kein Trost für Schwabmünchen
Der Verdacht von Josef Gegenfurtner, dass am Krankenhaus in Schwabmünchen ein Problem der Geburtenabteilung mit der dünnen Personaldecke schöngeredet oder nach außen geleugnet wurde, trifft nicht alleine die Wertachklinik. Beschäftigte manch anderer Branchen und Firmen werden den Hebammen nachfühlen können, was nun so stückweise in Schwabmünchen die Runde macht, selbst wenn die betroffenen Hebammen sich öffentlich nicht äußern. Hohe Anforderungen, ständige Arbeitsbereitschaft und wenig Wertschätzung: So lässt es sich zusammenfassen. Das kennen andere von ihrem Arbeitsplatz auch.
Das Besondere bei Hebammen: Sie können ihr Geld nicht nur überall verdienen, sondern sind dabei nicht einmal auf Krankenhäuser angewiesen. Gerade wenn sie als Selbstständige tätig sind. Doch anders als Paketfahrer, die auch nicht gerne fest angestellt werden, sind sie nicht leicht ersetzbar. Der Mangel an Fachkräften ist ihr Faustpfand, um in Grenzsituationen Konsequenzen ziehen zu können. Der Blick zur drohenden Lage in den Pflegeberufen ist da bekanntlich nicht weit.
Die Warnungen und Klagen von Hebammen angesichts grundsätzlicher Probleme ihrer Rahmenbedingungen im Land sind viele Jahre alt (wir berichteten). Doch wenig ist geschehen. Irgendwie ist es ja immer gelaufen. Jetzt muss die Politik mit Fördergeld einspringen, wo es keine Frauen gibt, die man besser zahlen könnte oder deren Auslagen man besser erstatten könnte. Dass der Fall Schwabmünchen kein Einzelfall ist, ist da überhaupt kein Trost.