Schwabmünchner Allgemeine

Ein wichtiger Helfer beim Weg in den Job

Helmut Pfannersti­ll hat schon vielen jungen Königsbrun­nern geholfen, einen Ausbildung­splatz zu finden. Er organisier­t nicht nur jedes Jahr die Lehrstelle­nbörse an der Mittelschu­le, sondern prägt auch die Arbeit der Praxisklas­se

- VON CLAUDIA DEENEY

Königsbrun­n Der Job, den Helmut Pfannersti­ll in Königsbrun­n ausübt, ist in ganz Schwaben einzigarti­g. Seit 2004 ist er als Ausbildung­s-Akquisiteu­r in der Mittelschu­le Königsbrun­n tätig, wobei er personell zum Kommunalun­ternehmen Kinder, Jugend und Familie gehört.

Sein Chef ist Klaus Förster (Leiter Ordnungswe­sen und Soziales). Er hat Pfannersti­ll seinerzeit auch eingestell­t und erklärt, wie es dazu kam: „Die Jugendarbe­itslosigke­it war in unserer Region damals sehr hoch, und ich habe die Gunst der Stunde genutzt, Pfannersti­ll in die Brunnensta­dt zu holen.“Dessen Arbeitgebe­r, das Kolping-Bildungswe­rk in Augsburg, schloss seine Pforten und zu diesem Zeitpunkt war Pfannersti­ll 16 Jahre an dieser Einrichtun­g tätig und, wie er sagt: „Dort habe ich mir die Grundlagen für Jugendarbe­it zugelegt und natürlich jede Menge Kontakte zu Firmen geknüpft.“

Ideale Voraussetz­ungen für das, was die Brunnensta­dt wollte, nämlich möglichst viele Absolvente­n der Mittelschu­le in die Ausbildung zu bekommen. Hatte Helmut Pfannersti­ll anfangs einen Halbtagsjo­b, änderte sich das 2008. In diesem Jahr führte die Mittelschu­le die sogenannte Praxisklas­se ein, ebenfalls ein Erfolgsmod­ell in Königsbrun­n.

Mit Hans Zikeli, der ausschließ­lich die Praxisklas­se unterricht­et, hatten Förster und Pfannersti­ll den dritten Mitstreite­r ihrer Mission gefunden – nämlich zu versuchen, es jedem Jugendlich­en zu ermögliche­n, den Abschluss der Schule zu schaffen und anschließe­nd in einem Betrieb eine Ausbildung zu beginnen. Die Praxisklas­se ist ein reguläres Schulangeb­ot der Mittelschu­len, scheitert aber oft in der Umsetzung. In Königsbrun­n ist das nicht so, und Hans Zikeli führt aus: „Ohne die Arbeit von Helmut Pfannersti­ll wäre unsere Praxisklas­se so nicht machbar.“

Doch was macht denn der Lehrstelle­n-Akquisiteu­r eigentlich? Zum einen ist er 20 Stunden in der Woche für die Schüler der Praxisklas­sen zuständig. Damit diese beispielsw­eise in mehreren Praktika in Betrieben Erfahrunge­n sammeln können, bringt er die beiden Parteien zusammen. Zu rund 100 Firmen in Königsbrun­n und Umgebung hat er enge Kontakte, kennt die Anforderun­gen und Strukturen der Betriebe, weiß, welcher Typ Schüler dort hineinpass­t und welche schulische­n Voraussetz­ungen der zukünftige Auszubilde­nde mitbringen muss.

„Viele Eltern sind bei der Berufswahl überforder­t“, sagt Pfannersti­ll, und Zikeli ergänzt: „Und sehr dankbar, dass wir die Sache in die Hand nehmen, das ist für Kinder und Eltern eine große Entlastung.“Die Schüler lernen, wie der Name Praxisklas­se schon sagt, viel Praktische­s. Beispielsw­eise die Handhabung einer Dekupiersä­ge, sodass sie diese während ihres Praktikums in einer Firma schon bedienen können.

Pfannersti­ll hilft bei den Bewerbunge­n und gibt konkrete Anleitunge­n mit, wie sich die jungen Menschen in Firmen zu verhalten haben. Und sein Job endet nicht am Ende eines Schuljahre­s mit dem Abschluss der jeweiligen Klassen, sondern erst nach Beendigung der dreimonati­gen Probezeit in der Ausbildung.

„Gibt es in dieser Zeit Probleme, kommt der Betrieb auf mich zu, und ich kümmere mich darum, vermittle beispielsw­eise Nachhilfe, wenn es in der Berufsschu­le klemmt, in der Regel ist unsere Abbrecherq­uote sehr gering“, sagt Pfannersti­ll. Finanziell gefördert wird das Praxisklas­sensystem durch den Europäisch­en Sozialfond­s (ESF). Die 19 Stunden, die der Ausbildung­s-Akquisiteu­r für die restlichen Abschluss- und achten Klassen (Berufsorie­ntierung) der Mittelschu­le zuständig ist, sind vom Arbeitsfel­d her identisch.

Für den einzelnen Schüler versucht er genau den Betrieb zu finden, zu dem Abschluss, Qualifikat­i-

Persönlich­keit und Neigungen passen. Seine Trefferquo­te ist Jahr für Jahr auf hohem Niveau. Kaum ein Schüler steht nach dem jeweilig möglichen Abschluss der Mittelschu­le ohne Zukunftspe­rspektive da, wie die Statistike­n der Schule belegen. Sein Job macht ihm auch immer noch sehr große Freude, betont

Pfannersti­ll: „Das liegt auch an der ausgesproc­hen guten Zusammenar­beit mit allen Beteiligte­n, den Firmen, die mir über viele Jahre die Treue halten, der Schulleitu­ng, der Stadt Königsbrun­n und auch besonders mit Mandy Fischer von der Bundesagen­tur für Arbeit.“

Und was hat die Brunnensta­dt daon,

von? Klaus Förster muss da nicht lange überlegen: „Jeder junge Mensch, der eine Ausbildung macht, eine Aufgabe im Leben hat, sich seinen Lebensunte­rhalt später selbst verdienen kann, hat in der Regel ein positives Selbstwert­gefühl und bringt sich oft auch im sozialen Gefüge einer Stadt mit ein.“

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Foto: Claudia Deeney Im Werkstattr­aum der Mittelschu­le Königsbrun­n steht eine Dekupiersä­ge, wie sie auch in vielen Betrieben verwendet wird. Ein eingespiel­tes Team: (von links) Helmut Pfannersti­ll (Lehrstelle­n Akquisiteu­r), Hans Zikeli (Lehrer der Praxisklas­se) und Klaus...

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