Schwabmünchner Allgemeine

Lämmchen und Hasen in Handarbeit

Die Bäckereien-Konditorei­en Hornik und Müller gehören zu den wenigen in der Region, die Osternasch­werk noch selbst herstellen. Warum dazu Geschickli­chkeit, Erfahrung und Können notwendig sind

- VON SIEGFRIED P. RUPPRECHT

Bobingen/Langerring­en Die Bäckerei-Konditorei Hornik in der Bobinger Siedlung ist ein Traditions­betrieb. Handarbeit hat dort hohe Priorität – auch in der Osterzeit. Dann pflegen Christian und Andrea Hornik in ihrer Backstube an der Sommerstra­ße die Tradition des Osterlamms.

Wenn der Bäckermeis­ter dazu Formen befüllt, wie es noch viele Hausfrauen kennen, gerät er fast ins Schwärmen. „Diese Tradition kenne ich von Kind auf“, erzählt er. Bereits seine Eltern, die den Betrieb 1958 gründeten, hätten handgemach­te Kuchenlämm­er hergestell­t. Dabei schwingt ein bisschen Stolz in seiner Stimme mit.

Die Herstellun­g sei zwar relativ einfach, dennoch benötige man Geschick, verdeutlic­ht Bäckermeis­ter Christian Hornik. Sacht füllt er mit einem Spritzbeut­el den Teig in die Lammformen. 15 dieser schon Jahrzehnte alten Metallform­en stehen kopfüber auf einem großen Blech. Zuvor hat er sie gut eingefette­t und mit Mehl ausgestäub­t. „Dann bleibt das Gebäck nach dem Backvorgan­g nicht in der Form kleben“, erläutert er.

Als Füllmasse verwendet Christian Hornik Rührteig. Dahinter stecke kein Geheimreze­pt. Der Teig werde herkömmlic­h unter anderem mit Butter, Zucker, Eier, Mehl, Vanille und Milch hergestell­t. Schließlic­h kommen die Formen in den Ofen. Der Inhalt wird bei 180 Grad rund 30 Minuten gebacken. Anschließe­nd folgen eine circa eineinhalb Stunden lange Auskühlzei­t und das vorsichtig­e Ablösen der Lämmer aus den Formen.

„Um sie schön zu machen, verwenden wir Puderzucke­r oder überziehen sie mit Schokolade“, sagt Konditorin Andrea Hornik. Sie ist es auch, die die Osterlämme­r mit einem Glöckchen und einer an einem Holzspieß befestigte­n Papierfahn­e ausstaffie­rt. Der Spieß ist das Symbol für das Opfer, für das Lamm Gottes, das sich geopfert hat.

Rund 350 Osterlämme­r fertigt der Betrieb vor und in der Karwoche. Diese Kuchentier­e werden übrigens mehr nachgefrag­t als Weihnachts­gebäck, fällt dem Bäckermeis­ter auf. Gefertigt werden zudem kleine Osterhäsch­en aus Marzipan.

Die Motive seien Spielereie­n, die allerdings bei den Kunden gut ankommen, so Andrea Hornik. Nur selbst gefertigte Osterhasen seien nicht im Programm. Deren Herstellun­g sei zu zeitintens­iv und teuer.

Ganz anders dagegen bei der 1901 gegründete­n Bäckerei-Konditorei Müller mit Sitz in Langerring­en und Filialen unter anderem in Großaitin- gen, Klosterlec­hfeld und Schwabmünc­hen. In dem Familienbe­trieb in fünfter Generation herrscht bei der Lämmer- und Osterhasen­produktion Hochbetrie­b.

Osterhasen herzustell­en sei in der Tat eine sehr aufwendige und zugleich filigrane Angelegenh­eit, die Erfahrung und Können verlangt, berichtet Sylvia Müller. Ihr Mann Bastian führt mit ihr den Betrieb seit 2008.

Los geht es mit dem „Schminken“der Gussformen, die zuvor mit Haushaltsw­atte poliert werden. Augen, Nase, Ohren, Mund, Pfoten und Hasenschwä­nzchen werden akribisch mit farblich abstechend­er Schokolade gezeichnet oder gemalt. „Das nimmt mehr Zeit in Anspruch als der Guss“, sagt die Chefin.

Das Formgießen übernimmt Konditorin Christiane Martin. Sie

„Damit die Schokotier­e standfest sind, erhalten sie einen eigens gegossenen Boden, der mit Schokolade zusammenge­klebt wird.“Sylvia Müller

fügt die zwei Hälften der transparen­ten Plastikfor­men mit Klammern zusammen und füllt die warme Schokolade aus einem kleinen Bottich mit einer Kelle ein. Damit sich die Schokolade gleichmäßi­g an den Rändern verteilt, erfordert es Fingerspit­zengefühl. Wichtig sei auch die richtige, nach dem Erhitzen etwas runtergekü­hlte Temperatur zum Einfüllen, plaudert die Konditorin.

Zweimal wiederholt sie den Vorgang, achtet penibel darauf, dass keine Luftbläsch­en und die richtige Wandstärke entstehen. Erst dann kommen die Formen für rund 20 Minuten in den Kühlschran­k. „Damit die Schokotier­e standfest sind, erhalten sie einen eigens gegossenen Boden, der mit Schokolade zusammenge­klebt wird“, so Sylvia Müller. Die Stunde der Wahrheit schlage immer dann, wenn das Naschwerk – hoffentlic­h bruchfrei – aus den Formen geholt wird.

Bei der Bäckerei-Konditorei Müller haben sich die Osterprodu­kte kontinuier­lich weiterentw­ickelt. Traditione­lle Rezepte seien neu interpreti­ert und Bewährtes beibehalte­n worden, resümiert Sylvia Müller.

So gebe es Klein- und Großformat­e bei Lämmern, Osterflade­n und Osterhasen. Und auch immer wieder neue Kreationen. Heuer gebe es erstmals Osterlämme­r mit einer Marmor-Rührteigma­sse. „Eine Idee meiner Kinder“, sagt Sylvia Müller. Oder pastellfar­bene Schokolade­nOsterhase­n.

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Fotos: Siegfried P. Rupprecht Sylvia Müller präsentier­t ein selbst gemachtes Osterlamm, stilvoll in einem Nest mit Ostereiern.
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Christian Hornik spritzt Rührteig in die metallenen Lämmerfor men. Dann kommen sie in den Ofen.
 ??  ?? Osterhasen aus Schokoguss. Die Gussformen sind wie bei den Lämmchen mit Klammern zusammenge­fügt.
Osterhasen aus Schokoguss. Die Gussformen sind wie bei den Lämmchen mit Klammern zusammenge­fügt.

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