Schwabmünchner Allgemeine

Knoblauchp­rofi mit dem richtigen Riecher

Sigrid Erdle stellt aus der Knolle Paste und Trinkkuren her. Ihr Vater hat den Betrieb in Diedorf gegründet und aufgebaut. Noch heute erinnern sein Bild und eine besondere Schälmasch­ine an ihn / Serie (40)

- VON STEFFI BRAND

Diedorf Wer die Produktion­sstätte gegenüber dem Diedorfer Bahnhof betritt, erkennt auch ohne einen Blick auf das Firmenlogo „Knoblauchp­rofi“buchstäbli­ch auf den ersten Riecher: Hier wird Knoblauch verarbeite­t. Auch außerhalb der Produktion­szeit, die dreimal pro Woche ansteht, riecht es hier deutlich nach der Knolle. Der Knoblauchp­rofi, Sigrid Erdles Vater, wacht auf einem Foto in einem Bilderrahm­en über sein Werk, das seine Tochter seit seinem Tod 2010 in Eigenregie weiterführ­t. 1959 hat er den Betrieb aufgenomme­n. Lange Zeit managte die 52-Jährige die Büroarbeit. Nun legt sie selbst Hand an: in der Produktion, im Vertrieb und in der Kreation neuer Knoblauch-Produkte.

Für den klassische­n Lebensmitt­elbereich hat Sigrid Erdle aktuell drei Produkte im Portfolio: Knoblauchp­aste und zwei Trinkkuren. Die Produktion läuft dabei ähnlich In großen Chargen bekommt Sigrid Erdle ihren Hauptrohst­off, den Knoblauch, geliefert. Das Herkunftsl­and variiert dabei je nach Jahreszeit: Von Januar bis März wird Knoblauch aus Argentinie­n verarbeite­t, zwischen März und Juni aus Ägypten und zwischen Juni und Dezember aus Italien oder Spanien. Die Verarbeitu­ng von chinesisch­em Knoblauch lehnt Sigrid Erdle ab: „Dieser ist zu stark mit Pestiziden behandelt.“

Im ersten Produktion­sschritt in Diedorf wird der Knoblauch geschält. Das geschieht in einer Maschine, die einmal mehr an Sigrid Erdles Vater erinnert. Ein befreundet­er Maschinenb­auer ihres Vaters hat die umfunktion­ierte Schälmasch­ine einst entwickelt, speziell für die Bedürfniss­e des Knoblauchp­rofis. Versuche, diese alte Konstrukti­on gegen eine moderne Maschine zu tauschen, scheiterte­n. „Ein besonders moderner Rüttler brauchte einmal 20 Minuten, um einen Sack voller Knoblauch zu schälen“, erinnert sich die 52-Jährige. Zum Vergleich: Ihr altes Gerät schafft einen Sack in gerade einmal vier bis fünf Minuten.

Hat die alte Maschine die geschäl- ten Zehen ausgespuck­t, werden diese von Hand sortiert. In einem großen Kutter, der in einer Metzgerei zum Standardeq­uipment gehört, wird der Knoblauch anschließe­nd abgewogen und geschnitte­n. In der Mischeinhe­it kommt es zur kritischen Stelle im Produktion­sablauf, denn genau hier wird Salz beigefügt. Den individuel­len Salzgehalt bestimmen die Groß- und Industriek­unden von Sigrid Erdle selbst. Auch überprüfen sie akribisch, ob dieser eingehalte­n wird. In der Charge für die Endverbrau­cher ist der Salzanteil hingegen deutlich geringer. Gut vermischt, wird die Knoblauchp­aste dann für Großkunab. den in die bestellten Eimer oder Becher abgefüllt. Privatleut­e erhalten die Paste in 300-Gramm-Gläsern.

Neukunden erklärt die 52-Jährige: „Es handelt sich bei der Paste um ein reines Naturprodu­kt. Farbveränd­erungen sind also möglich.“Das muss Sigrid Erdle regelmäßig erwähnen, weil sie – im Vergleich zu vielen anderen Hersteller­n – keine Aufheller in Form von Sulfiten oder Benzolsäur­e benutzt. Wer sich an diesem natürliche­n Vorgang nicht stört, kann die Knoblauchp­aste auf ganz vielfältig­e Art und Weise verwenden: zum Einlegen von Fleisch, als Marinade, zur Herstellun­g von Knoblauchb­utter, für Gulasch oder Spaghetti zum Beispiel. Der Vorteil für den Verbrauche­r liegt vor allem in der Haltbarkei­t. Wer für ein spezielles Rezept eine Knoblauchz­ehe benötigt, steht oft vor der Frage: Was tun mit dem Rest der Knolle? Die Paste im Glas hingegen ist schnell entnommen und leicht verarbeite­t. Eine Knoblauchz­ehe entspricht hier etwa einem halben Teelöffel. Wie viele Knollen genau in einem Glas stecken, das weiß keiner, schließlic­h kann eine Knolle zwischen 20 und 200 Gramm wiegen. Wohl aber weiß die 52-Jährige eins: Um ein 300-Gramm-Glas Knoblauchp­aste zu füllen, müssen etwa 500 bis 600 Gramm Knolle verarbeite­t werden. Insgesamt produziere­n Sigrid Erdle und ihr überschaub­ares Team dreieinhal­b bis vier Tonnen Paste pro Woche.

Ein weiteres Produkt ist das Zitronen-Knoblauch-Getränk, das als KnoNatur Vital im Werksverka­uf und im Onlineshop vertrieben wird. „Es ist ein auf Knoblauch basierter Entkalker“, erklärt Erdle. Damit spielt sie auf die gesunden Kräfte der Knolle an, deren Konsum sich positiv auf zu hohe Cholesteri­nwerte und zu hohen Blutdruck auswirken, bei der Darmsanier­ung unterstütz­en und sogar eine antivirale Wirkung haben soll. Ein „Stamperle“am Tag wirke wie eine Kur, erklärt die Chefin. Für ihre Kunden stellt sie den Drink so frisch wie möglich und gerne direkt auf Bestellung her – und zwar nach einem alten Rezept ihrer Urgroßmutt­er. Dabei wird der Knoblauch mit der Zitrone gehäckselt, aufgekocht und abgeseiht. Eine weitere Trinkkur, die Sigrid Erdle selbst kreiert hat, nennt sie KnoNatur VitalHot. Mit Blick auf die Zutatenlis­te – hier stehen neben Knoblauch auch Honig, Ingwer und Chili – wird schnell klar, warum es sich dabei um die würzigere Variante handeln muss.

Der Lebensmitt­elbereich des Knoblauchp­rofis ist damit aktuell erschöpft. Weitere Produkte, die Sigrid Erdle aus der Knolle fertigt, dienen dem Pflanzensc­hutz und den Fischen im Aquarium. Doch ein Blick in den Kühlschran­k von Sigrid Erdle verrät bereits, dass auch die Reise im Lebensmitt­elbereich noch weitergehe­n könnte. Aktuell testet sie Herstellun­g, Haltbarkei­t und Geschmack von Knoblauch-Öl und eingelegte­m Knoblauch.

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Fotos: Marcus Merk Beim Knoblauchp­rofi in Diedorf werden Paste und Trinkkuren hergestell­t. Die Schälmasch­ine wurde eigens für diesen Betrieb entwickelt.
 ??  ?? Sigrid Erdle (rechts) führt den Betrieb in zweiter Generation. Mit auf dem Bild ist Ma nuel Seeber.
Sigrid Erdle (rechts) führt den Betrieb in zweiter Generation. Mit auf dem Bild ist Ma nuel Seeber.
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Die Knoblauchp­aste kann man zum Marinieren oder Kochen verwenden.

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