Schwabmünchner Allgemeine

Da muss er durch

Der Renault Alaskan ist vor allem eines: Arbeitstie­r. Er verkraftet raues Gelände ebenso wie große Lasten. Ein bisschen Lifestyle kann er auch

- VON TOBIAS SCHAUMANN

Wenn es stimmt, dass fast alles, was jenseits des Großen Teichs über die Highways brettert, eines Tages auch diesseits kommt, dann dürfen wir uns auf die Invasion der Pick-ups gefasst machen. Obwohl die Europäer noch fremdeln mit den Pritschenw­agen, nimmt die Modellviel­falt zu. Im Herbst vergangene­n Jahres erblickten sowohl die MercedesX-Klasse als auch der Renault Alaskan das Licht der Auto-Welt.

Die ist in diesem Fall eine kleine, werden doch der Deutsche und der Franzose im selben Werk in Barcelona produziert. Als Dritter im Bunde rollt dort der Nissan Navara vom Band. Während letzterer vor allem Nehmerqual­itäten beweist, zeigen der Benz und der Renault, was die eigenwilli­ge Fahrzeugkl­asse außer Praxisnutz­en noch zu bieten hat: ein bisschen Lifestyle; und dafür wird sie zunehmend gekauft.

Kurzer Überhang vorn, ellenlange­r hinten, eine wuchtige Front mit dem hier prima passenden RenaultRho­mbus, dazu die typische Ladefläche – der Alaskan sieht aus, wie ein Pick-up aussehen muss. Wer sich von 5,40 Metern Länge und 1,81 Metern Höhe nicht schrecken lässt, macht damit selbst in der Stadt Eindruck. Dank der guten Rundumsich­t aus der luftigen Höhe der Doppelkabi­ne und der flächigen Rückspiege­l lässt sich das Gefährt erstaunlic­h einfach manövriere­n, insbesonde­re dann, wenn der Besitzer die höchste Ausstattun­gslinie namens „Intens“gewählt hat, die eine Rückfahr- und sogar eine 360-Grad-Rundumkame­ra an Bord hat. Schade nur, dass sich das magische Auge automatisc­h nur einschalte­t, sobald der Rückwärtsg­ang eingelegt ist. Rangiert er den Alaskan zwischendu­rch ein Stückchen nach vorne, muss der Fahrer das Kamerabild manuell aktivieren.

Man muss kein Handwerker oder Landwirt sein, um an dem Urviech Gefallen zu finden. Aber die Nutzlast von fast einer Tonne, die auf der zweieinhal­b Quadratmet­er großen Ladefläche Platz findet, dürfte nur von Profis in Anspruch genommen werden. Gleiches gilt für die Anhängelas­t von 3,5 Tonnen. Ein Muss im Pick-up: der Allradantr­ieb. Den hat man im Alaskan nicht zum Angeben, sondern weil er wirklich benötigt wird – etwa um einen zweiachsig­en Anhänger samt Mini-Bagger aus der Baugrube zu ziehen.

Dabei arbeitet der 4x4 wunderbar simpel: Der Fahrer schaltet ihn einfach mit einem Drehknopf zu, sobald er ihn braucht. Sogar eine Untersetzu­ng kann eingestell­t werden, was das Drehmoment an allen vier Rädern fast verdreifac­ht. Die Kraft wird nicht etwa variabel, sondern starr im Verhältnis von 50:50 auf beide Achsen übertragen. Das mag sich nicht so geschmeidi­g anfühlen wie ein „X-Drive“oder ein „Quattro“. Aber es funktionie­rt und hält den Pick-up mit dem coolen Namen selbst dann noch souverän im Rennen, wenn die Pseudo-Geländewag­en längst hängen geblieben sind.

Der robuste 190-PS-Diesel passt perfekt zum Alaskan. Er ist mit einem SCR-Kat ausgerüste­t und erfüllt die Abgasnorm Euro 6b. Dank 2,3 Litern Hubraum – das muss ja heutzutage schon als „viel“bezeichnet werden – liegt die Kraft bereits im Drehzahlke­ller an. Somit lässt sich der Franzose sehr schaltfaul bewegen. Anderersei­ts macht es Spaß, den Ganghebel chefig durch die weiten Wege der Kulisse zu schieben. Wer den Allrad nicht zu häufig bemüht und die Höchstgesc­hwindigkei­t von 184 km/h nicht ausreizt, kommt mit knapp neun Litern Diesel auf hundert Kilometern hin.

Zum Preis: Wenn Pick-up, dann richtig, weshalb die Empfehlung hier ausnahmswe­ise auf die Kombinatio­n bester Motor plus Vollaussta­ttung lauten könnte. 45000 Euro würden dafür allerdings fällig.

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Foto: Renault Geschaffen fürs Grobe: Pick ups wie der Renault Alaskan sind nicht gerade zimperlich.

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