Ein Bastler macht Autoträume wahr
Kenner sind von Walter Vogel fasziniert. Auch mit 71 Jahren verschreibt sich der ehemalige Kfz-Meister noch mit viel Leidenschaft italienischen Autos und dem Tuning im Zeichen des Skorpions
Walter Vogel ist viel mehr als nur ein Autobastler. Er hat seine Liebe zum Fahrzeug zu seinem Lebensinhalt gemacht.
Walter Vogel ist viel mehr als nur ein Autobastler. Er hat seine Liebe zum blechernen Kulturgut zu seinem Lebensinhalt gemacht. Er nennt sich salopp „Schrauber“, auch „Restaurierer“und „Automobilist“. Der 71-Jährige ist einer, der Autoträume Wirklichkeit werden lässt. In seiner Hobbywerkstatt im Gewerbegebiet nördlich der Kreisstraße A 34 in Großaitingen baut er aus der italienischen Automobilfamilie von Fiat, Abarth und Autobianchi sowie aus selbst produzierten Teilen wieder originalgetreue A 112 und 1000 TC für den Renneinsatz oder für Liebhaber.
Sein Antrieb ist die technische Herausforderung. „Es geht darum, ob etwas machbar ist und schließlich funktioniert“, erzählt Vogel. Für ihn gilt der Spruch: Geht nicht, gibt’s nicht. Auf diesen einfachen Nenner gebracht, hat er sich auf die Reparatur und Restauration von alten Rennern mit dem Skorpion im Logo spezialisiert. Das Markenzeichen dieser ehemaligen Sportwagen mit kleinem Hubraum geht auf das Sternzeichen des italienischen Firmengründers Carlo Abarth zurück. Der Clou an Vogels Arbeit ist, Kosten zu sparen und dennoch eine Menge Spaß und Freude daran zu haben. Das Unternehmen Abarth wurde 1949 in Bologna gegründet, und gehört seit 1971 zu Fiat.
Schon länger hatte Walter Vogel ein Abarth 2000 OT vorgeschwebt. OT steht für Omologazione Turismo, also für straßentaugliches Serienfahrzeug. Das damalige Modell leistete aus einem Zweiliter-Rennmotor stolze 185 PS. „Die Höchstgeschwindigkeit lag bei knapp 250 km/h“, berichtet Vogel. Ein Ferrari habe damals „nur“225 km/h geschafft. So ein Auto wollte auch Walter Vogel haben. Nur: Es war für ihn finanziell unerschwinglich. Also baute er es sich.
Klar, es war ein Abenteuer. „Doch ich nahm mir vor, von vornherein, so gut es ging Unplanbarkeiten auszuschließen“, sagt er. Hier kam ihm sein gutes Netzwerk zur Abarth-Szene zugute. Als Basis für sein Vorhaben fand er einen 1965er Fiat 850 Coupé. Doch die Herausforderungen an das handwerkliche Geschick seien enorm gewesen, meint Vogel. Im Klartext: Er musste unzählige Karosserieteile neu anfertigen, verschob den Tank, fertigte eine Vorderachsbrücke, eine Zweikreis-Bremsanlage, verpasste dem neuen Fahrzeug eine Hydraulikkupplung und optimierte alle Mo- tor-Innenteile. Und vieles, vieles mehr, was ein herkömmlicher Laie bestenfalls als „böhmische Dörfer“bezeichnen würde. Mehr als zwei Jahre werkelte Walter Vogel an dem Unikat. Dann war es fertig und das Wichtigste: TÜV-geprüft.
Doch wer meint, der Großaitinger sei ein spleeniger Autotüftler, der irrt. Seit 1972 fährt er erfolgreich Autorennen. Eine ganze Reihe von Siegerkränzen in seiner Werkstatt zeugen davon. Walter Vogel war Werksfahrer in der Tourenwagen-Europameisterschaft.
Schon als Jugendlicher war er nach eigenen Worten „autobegeistert“. Das Fahrzeug-ABC lernte er bei Ford Rennig in Augsburg. Dann wechselte er zum Fiat-Fachbetrieb Klaus. Doch bereits damals sah er seinen Job weniger als Beruf, eher als Berufung. Zwischen 1982 und 1994 holte er sich mehrere Welt-, Europa- und deutsche Meistertitel im Luftkissen-Rennsport. Über eineinhalb Jahrzehnte war er Autohändler und Werkstattmeister. Mit 54 Jahren verkaufte er seinen Betrieb. Seitdem widmet er sich dem Classic-Rennsport als Fahrer und Fahrzeugbauer.
Der Abarth-Fan nennt sich selbst ein Universaltalent. Sein Erfolg sei kein Zufall, sagt er. „Alles, was ich mache, ist genauestens überlegt und geplant.“Neben dem eigenen umfangreichen Know-how stützt er sich auf Datenblätter, Testberichte und einen „kleinen, aber feinen Kreis von Freunden, die Profis in verschiedenen Autobaubereichen“seien.
Bei seinen Abarth-Nachbauten ist nicht nur Geschicklichkeit gefragt. „Hinzu kommen logisches Denken, Feingefühl fürs Material und eine riesengroße Portion Geduld“, schlüsselt Vogel auf. Ölige Hände seien das Wenigste. Nicht selten entstehe aus der Ruine eines Autos ein Traumwagen. Zeitdruck wäre bei seiner Tätigkeit jedoch Gift, ergänzt er.
Die Beschaffung oder eigene Herstellung beispielsweise von Doppellvergasern, Wasserkühlern, Getrieben, Motoren, Auspuffanlagen gelochten Scheiben mit Kolbensatteln, Kotflügelverbreitungen und Überrollkäfigen gehe nicht in Stunden oder Tagen über die Bühne. Oft dienen beim Neuzusammenbau als Grundlage mehrere verschiedene Autos. „Wo es geht, bin ich ressourcenschonend“, gesteht Vogel.
Oberste Priorität habe allerdings die Sicherheit für den Fahrer. Deshalb verplombt der Autobauer auch sämtliche Schrauben, die er verarbeitet. „Der Nachbau wird mit modernster Technik versehen, die auf dem neuesten Stand ist.“Ziel sei es, bemerkenswerte Fahrleistungen zu garantieren, gepaart mit einem atemberaubenden Rundum-Styling.
Nicht selten investiert Walter Vogel bis zur Fertigstellung eines Wagens bis zu 3000 Stunden. Die Realität erreicht dann schnell ein Preisniveau, das einen die Augen verdrehen lässt. „Der originalgetreue Abarth-Nachbau ist für normale Menschen eh nichts.“Dafür bedürfe es eingeschworene Fans. „Aber es gibt Wahnsinnigere als mich“, lächelt Vogel.
Mehr als nur eine Herausforderung
Morgen geht es beim Thema der Wo che um Motorradsicherheit.